Es ist eine eher analytische denn romantische Herangehensweise, wenn der Hochschulprofessor beim Prozess über seine Verflossene spricht: "Als technisch-philosophischer Mensch geht es mir immer um Verstehen, Forschen, Kapieren, wer warum etwas macht. Das ging in diesem Fall aber nicht – ich habe von ihr leider alles nur übers Papier erfahren. Den genauen Grund für die Trennung kenne ich bis heute nicht", sagt der Mann.

Sein Herz sei mit der Trennung gebrochen, "denn sie war die Liebe meines Lebens". Seine Reaktion danach war überzogen, er wurde zum Stalker. Trotz einstweiliger Verfügung näherte der Mittfünfziger sich seiner Ex. Vor der Tür legte er Blumen und Pralinen ab. Vom angrenzenden Wald aus beobachtete er die Frau, textete sie mit unzähligen Nachrichten zu. Zu allem Überdruss kündigte er einen Selbstmord an – die Ex alarmierte aus Sorge die Rettung. "Das war nur taktisch", sagt er, "umbringen wollte ich mich nicht."

"Bockmist gebaut"

Seine Verantwortung vor Richterin Julia Noack am Straflandesgericht: "Scheiße hab' ich gebaut. Entschuldigung, da sagt man nicht." Deshalb alternativ: "Wenn man selbst den großen Bockmist gebaut hat, steht man dazu." Das tut er tatsächlich – volles Geständnis zum Vorwurf der beharrlichen Verfolgung.

Staatsanwältin Sandra Wiltsche erklärt, dass die Taten "nicht zu verharmlosen sind, das Ganze dauerte mehr als fünf Monate. Man merkt außerdem, dass der Angeklagte mit der Beziehung noch nicht ganz abgeschlossen hat".

Ob er mit einem Bewährungshelfer leben könne? "Ich hab' das lange evaluiert", analysiert der Professor, "aber ich bringe diesem Berufsstand viel Skepsis gegenüber." Auch von einem Umzug (er wohnt noch neben seiner Ex) hält er nicht viel: "Vom Kosten-Nutzen-Verhältnis her ist das nicht machbar, ich hab' ja einen ganzen Raum voller Bücher." Und die 300 Euro Entschädigung für das Opfer? Wird er zahlen, wiewohl: "Meine Natur würde eine persönliche Entschuldigung bevorzugen."

Unterm Strich bleibt beim Angeklagten. "Ich bin einsam." – "Da kann ich Ihnen jetzt nicht helfen", merkt die Vorsitzende an. – "Das hatte ich auch nie vor, Frau Rat ..."

Es folgt eine diversionelle Erledigung. Probezeit auf ein Jahr, eine Weisung zur Psychotherapie. "Da stimmt die Chemie. Das werde ich weiterhin machen", sagt er und verweist auf erste Behandlungserfolge.