"Secondhand finde ich als Studierende super, weil keine Ressourcen verschwendet werden und man Dingen ein neues Leben schenken kann. Vor allem hilft es auch dabei, Geld zu sparen." Diese Einstellung vertritt nicht nur Hanna, die am Freitagvormittag zum Ramsch- und Raritätenmarkt in der Herrgottwiesgasse gekommen ist. Im Rahmen des Re-Use-Herbstes des Landes Steiermark haben sich die Mitarbeitenden von Carla für diesen Tag ins Zeug gelegt.
Von Kleidung über alte Schreibmaschinen, Geschirr, Bücher, Möbel und Elektronik aller Art ist auf dem Gelände alles zu finden. "Unser Hauptaugenmerk liegt aber natürlich auf Textilien", so Tamara Puff, die Abteilungsleiterin für Beschäftigungsprojekte bei der Caritas. Das Konzept von Carla passt laut Ingrid Winter, der Referatsleiterin des Referats für Abfall- und Ressourcenwirtschaft beim Land Steiermark, perfekt zum Konzept des Re-Use-Herbstes, der heuer zum zweiten Mal stattfindet – von 20. bis 26. September. "Wir hören oft, dass die Sichtbarkeit der Angebote zum Tauschen, Reparieren und Wiederverwerten in der Öffentlichkeit zu gering ist, deswegen haben wir beschlossen, den Fokus mit dem Re-Use-Herbst in einem komprimierten Zeitraum ganz darauf zu lenken", erklärt Winter.
CO₂ einsparen
33 Veranstaltungen finden während des Re-Use-Herbstes in der ganzen Steiermark statt, auf der Webseite des Landes wird zudem eine Landkarte angeboten, auf der die Veranstaltungen verzeichnet sind. "Wir gehen mit dem Thema 'Re-Use' heuer auch an die Schulen, es wird einen Wettbewerb geben, bei dem sich die Schülerinnen und Schüler kreativ austoben können. Dafür haben wir extra ein Webinar für Lehrende veranstaltet", so Winter.
Zudem sollen die Veranstaltungen auch zeigen, welchen Wert für die Umwelt das Wieder- und Weiterverwenden von Produkten hat. "Kauft man Jeans oder ein Möbelstück wie einen Tisch secondhand, kann man damit 20 bis 25 Kilogramm CO₂ einsparen", so die Referatsleiterin. Jedes Jahr kommen allein bei der Caritas 3050 Tonnen an Sachspenden zusammen, 2480 Tonnen davon fallen auf Kleidung und Schuhe.Von Jänner bis August 2023 waren es in der Steiermark insgesamt schon 2009 Tonnen Sachspenden, die an 316 Containerstandorten und in 33 Carla-Shops in der Grünen Mark abgegeben wurden.
Carla ist für alle da
"Für viele Menschen ist Carla auch eine Möglichkeit, Dinge, die sie nicht mehr brauchen, die aber einen emotionalen Wert haben, weiterzugeben und jemand anderem damit vielleicht eine Freude zu machen", erklärt Puff, betont allerdings, dass vor allem Container oft als Ablage für Unrat verwendet werden. "Werden Sachen hineingeworfen, die verschmutzt oder nass sind, ist der ganze Inhalt des Containers kontaminiert und wir müssen die Dinge entsorgen, das ist schade", sagt sie. Die Faustregel sei: "Würde ich die Kleidung, die ich abgebe, auch guten Gewissens Verwandten oder Freunden geben?"
Dass das Angebot ankommt, ist am Andrang am Markt zu sehen. Um 10 Uhr öffnen sich die Türen, bereits eine halbe Stunde davor warten die ersten Menschen auf den Einlass, die Beweggründe sind unterschiedlich. Ob Sammlerherzen oder Menschen mit geringem Einkommen, das Publikum ist auch alterstechnisch bunt gemischt. "Jeder darf bei Carla einkaufen", betont Puff. Ein Mann geht mit einer Krippe aus Holz zur Kasse. "Daraus bastle ich einen Buschenschank zum Aufstellen", erklärt er. Richtige Raritäten gibt es teils zu finden, so stehen unter anderem eine Mercedes-Schreibmaschine, ein Graf-Carello-Elektromobil und ein traditioneller Umhang von Hamid Karzai, dem ehemaligen Präsidenten von Afghanistan, zum Verkauf.