Sie ist wieder draußen. Klimaaktivistin Anja Windl wurde am Dienstagabend aus der JVA München-Stadelheim entlassen. 14 Tage war sie dort in Präventivhaft mit 29 anderen Mitgliedern der "Letzten Generation", wie Windl sagt. Sie selbst war in einer Einzelzelle untergebracht: "Es gab ein Bett, eine Toilette, ein Waschbecken und sonst nichts", beschreibt die 26-Jährige die Haft.
Windl war gemeinsam mit zwei anderen Aktivisten am 30. August bei einer Blockade in München von der Polizei in Gewahrsam genommen worden. Letztlich entschied eine Haftrichterin, die 26-Jährige muss bis 12. September in Präventivhaft bleiben. Gestern durfte sie raus, die Zeit im Gefängnis hat aber Spuren hinterlassen: "Es hat Momente gegeben, wo du weinend durch die Zelle schaust und dich fragst, warum machst du das eigentlich?" Sie musste jeden Morgen um 6.45 Uhr aufstehen, um 11 Uhr gab es Mittagessen, zwischendurch eine Stunde Hofgang. Ab 14 Uhr war Windl bis zum Folgetag in ihrer Zelle eingesperrt.
Zurück nach Graz
Und dennoch: "Ich gehe entschlossener nach der Haft hinaus, als ich es davor war", sagt Windl. In ihrer Zelle hatte sie ein Foto dabei, darauf zu sehen ihre beiden Neffen und der Familienhund: "Ich habe mir das Bild jeden Tag angesehen und mir gedacht, das sind Kinder, die für nichts die Schuld tragen, aber es in voller Härte erleben werden, wie die Welt zerstört wird."
Nach ihrer Entlassung will die 26-Jährige wieder zurück nach Graz. In Österreich drohen ihr nach eigenen Angaben mehr als 20 Strafverfügungen. In Deutschland sind es laut Windl zwölf Strafverfahren wegen Nötigung. Dass sie irgendwann über einen längeren Zeitraum ins Gefängnis muss, ist für die in Graz lebende Deutsche kein Grund, mit den Blockaden aufzuhören: "Dass mir wegen unbeglichener Strafen eine Ersatzhaft droht, ist mir bewusst. Aber wenn man uns einschüchtern will, dann wird das mit Haft nicht funktionieren." Am Freitag plant Windl beim Klimastreik in Graz mitzumachen.
Daniela Breščaković