Ein brutaler Überfall auf eine Frau im Dezember 2022 in der Nähe von Graz ist am Donnerstag im Grazer Straflandesgericht verhandelt worden. Die damals 55-Jährige wurde von drei Männern gefesselt und beraubt. Verantworten mussten sich nicht nur zwei der mutmaßlichen Räuber, sondern auch zwei Hehler, zwei "Tippgeber" sowie ein falscher Entlastungszeuge und ein weiterer Verdächtiger. Der eigentliche Haupttäter wird gesondert verfolgt und steht noch nicht vor Gericht.

Angeklagt waren acht Männer, einer hatte es vorgezogen, erst gar keinen Kontakt mit seinem Anwalt aufzunehmen und blieb dem Prozess fern. Er wurde im Lauf des Vormittags von der Polizei zu Gericht gebracht. Es dauerte geraume Zeit, bis alle Generalien überprüft waren, da alle Angeklagten laut Staatsanwalt Hansjörg Bacher "keine unbeschriebenen Blätter" sind. Zahlreiche Vorstrafen wurden aufgelistet, mitunter entspann sich diesbezüglich eine rege Diskussion mit der Richterin.

"Verabscheuungswürdig"

Dann beschrieb der Ankläger die "verabscheuungswürdige, widerliche Tat", die sich im Dezember 2022 in Stattegg nördlich von Graz ereignet hatte. Ein solcher Raubüberfall sei ganz besonders zu verurteilen, da "man sich in den eigenen vier Wänden sicher fühlen sollte". Einer der Beschuldigten (57) war ein Bekannter des späteren Opfers und soll für die Frau Arbeiten in Haus und Garten erledigt haben. Er baute auch im Hasenstall ein Versteck ein, aus dem bei dem Überfall Münzen im Wert von fast 800.000 Euro entwendet wurden. Die Anklage geht davon aus, dass der Mann und sein Sohn (28) die Informationen weitergegeben hatten. "Er hatte einen Überblick, was sie alles besitzt und hat die Informationen weiter gegeben", so Bacher.

Zwei der Angeklagten (28 und 29) sollen mit ihrem Komplizen mit Hilfe eines nachgemachten Schlüssels ins Haus gekommen sein und die Frau gefesselt und bedroht haben, um den Code ihres Tresors zu erfahren. Sie konnte sich in der Aufregung aber nicht daran erinnern, also nahmen die Männer ihn einfach mit. Im Inneren sollen sich 35.000 Euro befunden haben. Außerdem sollen die Räuber ein Armband im Wert von 33.000 Euro sowie die Münzen aus dem Hasenstall mitgenommen haben.

Um ihre Spuren zu verwischen, sollen die Täter falsche Kennzeichen am Fluchtauto montiert und ihre Handys zuhause gelassen haben. Beim angeblichen Informanten wurden Skizzen vom Hausinneren gefunden, außerdem gab es DNA-Spuren der Verdächtigen.

"Von irgendwelchen Beweisen sind wir weit entfernt. Das beruht alles auf Thesen und Vermutungen, nicht einmal Indizien", meinte dagegen der Verteidiger des 57-Jährigen und seines Sohnes. Seine beiden Mandanten fühlten sich keineswegs schuldig und würden im Übrigen keine Angaben zu der Sache machen.

Vier Verurteilungen

Am Nachmittag wurden vier Männer bereits verurteilt. Einer der Hehler bekam aufgrund seiner Vorstrafen 15 Monate unbedingt, der zweite zehn Monate bedingt. Für falsche Zeugenaussagen gab es für zwei weitere Beschuldigte zwei bzw. sechs Monate bedingt. Die Urteile sind nicht rechtskräftig. Das Verfahren gegen die vier verbleibenden Angeklagten wurde vertagt. Am 21. September soll der Haupttäter, der aus seiner brasilianischen Heimat eingeflogen wird, in diesem Verfahren als Zeuge aussagen. Danach soll das urteil fallen.