"Wir sind sechs Stunden aus Stuttgart angereist." Bereits seit 14 Uhr sitzt Eva Knee mit ihrer Begleitung im Dirndl vor dem Eingang zu den Grazer Kasematten, in sechs Stunden wird Andreas Gabalier die Bühne betreten. Fan ist sie seit mehr als fünf Jahren, "wir versuchen immer mehrere Konzerte während einer Tour zu schaffen", erzählt sie. Warum diesmal Graz? "Das Ambiente der Location hat uns gefallen und der gute Zweck war ein weiterer Grund, warum wir uns entschieden haben, zu kommen. Außerdem waren wir noch nie in Graz." Von der ersten Reihe aus will sie ein Konzert des Volks-Rock-'n'-Rollers aus der Steiermark einmal erleben, sagt sie, und ist damit nicht die Einzige.

Eva Knee (r.) ist seit fünf Jahren Fan und extra aus Stuttgart angereist
Eva Knee (r.) ist seit fünf Jahren Fan und extra aus Stuttgart angereist © (c) KLZ / Nicolas Galani

Die Kasematten sind an diesem Abend ausverkauft, gegen 19.30 Uhr ist ein Durchkommen zur Bühne bereits gar nicht mehr so einfach. Überall blinken Blumenhaarreifen in der Menge, die karierte Brille, die Gabalier bei Auftritten trägt, gehört zu den meisten Trachtenoutfits dazu.

Voller Körpereinsatz

Schon bevor der Musiker die Bühne unter dem offenen Dach betritt, schunkelt die Menge bereits zu "I Want It That Way", "I've Been Looking for Freedom" und "Don't Stop Believin'". Dann ist es endlich so weit, der Mann des Abends betritt die Bühne. "Wir haben das Programm extra für den Anlass angepasst", ruft Gabalier, Jubel geht durch das Publikum. Bei "Obersteirer" betreiben der Musiker und seine Fans Aufgabenteilung, immer wieder animiert er die Menge zum Mitsingen – und wird belohnt.

Allgemein zeigten sich die ausverkauften Kasematten von ihrer besten Seite – ob Lichtermeer oder klatschende Hände. Die Fans wurden nicht müde, trotz teilweisen Platzmangels vollen Körpereinsatz zu zeigen – sie taten es ihrem Idol gleich. Bereits wenige Minuten nach Beginn der Show stimmt der Entertainer erstmals seinen Hit "Hulapalu" an – aus einem guten Grund. "Meine Patentochter Matilda und ihre Schwester Frieda sind heute da, Matilda ist erst zwei und sie hat sich gewünscht, dass ich ihr das Lied singe. Normalerweise kommt es allerdings immer am Schluss, da hat sie gemeint: 'Aber was ist, wenn ich einschlafe?' Das geht natürlich nicht, also hier für alle: das Kinderlied aller Kinderlieder." Den zahlreichen anwesenden Kindern erfüllt Gabalier an diesem Abend ohnehin alle Wünsche, denn er erlaubt jenen in den ersten Reihen, den Rest des Konzerts vor der Absperrung zur Bühne weiterzufeiern.

Tränendrüsen und Partystimmung

Mit "So liab hab i di" und "Das kleine Haus" drückt der Steirer kurzfristig auf die Tränendrüse, auch weil er währenddessen von einem Cello begleitet wird, nur um kurze Zeit später mit "Die One-Man-Show" wieder für ausgelassene Stimmung zu sorgen. Mit "Bergbauernbuam" bewegt sich auch die letzte Hüfte im Publikum, in dem sich sowohl Alt und Jung tummeln. Die Frage "Wollt ihr schon nach Hause gehen?" wird mit einem klaren "Nein!" aus der Menge lautstark beantwortet. Gabalier antwortet mit "VolksRock'n'Roller" und einer weiteren Runde "Hulapalu", doch diesmal ist die Menge kaum zu halten. Eine junge Frau, die auf den Schultern ihrer Begleitung sitzt und von dem Musiker besungen wird, kann ihrem Blick zufolge ihr Glück kaum fassen.

Andreas Gabalier und Pius Strobl (l.) mit dem Scheck über 66.666,66 Euro
Andreas Gabalier und Pius Strobl (l.) mit dem Scheck über 66.666,66 Euro © Simone Rendl

Selbiges gilt für Lara, die es mit ihrem Plakat in die erste Reihe geschafft hat. "Lieber Andreas, ich habe heute meinen 13. Geburtstag und mein größter Wunsch ist, mit dir auf der Bühne zu singen", liest Gabalier vor und holt das Mädchen im Dirndl prompt auf die Bühne. Nach einem Geburtstagsständchen versuchen sich die beiden an einer Duettversion von "So liab hab i di", ein Erlebnis, das dem Geburtstagskind nach dem Auftritt und einer abschließenden Umarmung vom Idol mehrere anerkennende High Fives einbringt.

66.666,66 Euro für Unwetteropfer

Mehrmals an diesem Abend betont der Musiker, welche Bedeutung das Konzert für ihn hat, die Logen sind voll mit Freunden und Familie, außerdem sind Hannes Kartnig, die Familie Grossauer, Charly Temmel und Pius Strobl vom ORF zum Konzert gekommen. Mit letzterem verkündet Gabalier im Laufe des Abends die Summe, die im Rahmen der Benefizveranstaltung in Zusammenarbeit mit "Österreich hilft Österreich" zusammengekommen ist: 66.666,66 Euro.

Zum Abschluss stimmt der Volks-Rock-'n'-Roller "A Meinung haben" an, bevor er die Menge in die Nacht entsendet.