Telefon-, SMS- oder WhatsApp-Betrüger führen ihre Opfer in der Steiermark nahezu wöchentlich erfolgreich hinters Licht. Der aktuellste Fall betrifft eine 81-Jährige aus dem Murtal. Sie wurde am Dienstag von einem bisher unbekannten Mann kontaktiert. Der gab sich als Polizist aus und warnte die Frau, dass sie im Visier einer Einbrecherbande stünde. Zur Sicherung ihrer Wertgegenstände übergab die Pensionistin Bargeld, Schmuck und Goldmünzen an einen vermeintlichen Beamten. Der Schaden beträgt mehrere Tausend Euro.

Bei der steirischen Exekutive ist die Vorgehensweise altbekannt: „Wir sehen in Phasen einen Anstieg der Anzeigen“, sagt Polizei-Sprecher Fritz Grundnig. Auch zuletzt kamen mehrere Fälle ans Tageslicht. Dabei verändert sich die „Masche“ oft: „Aktuell verzichtet man meist auf den Abholer – also jene Person, der Wertgegenstände persönlich ausgehändigt werden. Stattdessen wird per SMS oder WhatsApp von angeblichen Verwandten um Geld per Überweisung gebeten.“

Auch Fake-SMS mit Mahnungen von Streamingdiensten oder vom Finanzamt sind laut Rundfunk und Telekom Regulierungsbehörde (RTR) möglich.

2800 Beschwerden seit Anfang Juli

Die digitale Kontaktaufnahme birgt für die Täter Vorteile, denn: „Setzt man auf die persönliche Abholung, braucht es eine aufwendige Logistik – die Täter müssen Personen vor Ort haben“, beschreibt Grundnig. Das fällt bei Überweisungen weg. Die Anrufer selbst sitzen laut Ermittlern in der Regel in Callcentern im Ausland.

Dabei nutzen die Betrüger durchaus echte, vergebene österreichische Telefonnummern: „Rund die Hälfte aller von 1. Juli bis 15. August bei der Meldestelle für Rufnummernmissbrauch eingebrachten Beschwerden entfällt auf den Missbrauch der eigenen Telefonnummer“, weiß Klaus M. Steinmaurer, Geschäftsführer der RTR für den Fachbereich Telekommunikation und Post. In Zahlen gegossen waren es seit Anfang Juli österreichweit 2800 Beschwerden. Ein enormer Anstieg – im Mai registrierte man noch 530.

Spamdetektoren könnten Rufnummer erkennen

Technisch sei es relativ einfach möglich, die Nummern zu manipulieren – bei Anrufen und bei SMS. Die Zahlenkombinationen werden von einem System per Zufall erstellt. „Mit der Verwendung von üblichen, vertrauenswürdigen Mobil- oder Festnetznummern verbessern die Täter ihre Chancen“, so Steinmaurer. In Folge sei etwa das Herauslocken persönlicher Daten oder finanzieller Betrug möglich.

Ein weiteres Problem: „In den meisten Fällen erlangt man vom Missbrauch der eigenen Rufnummer erst dann Kenntnis, wenn man selbst von Belästigten aufgefordert wird, die Anrufe abzustellen“, sagt Steinmaurer. Werde die eigene Rufnummer als Spam markiert, könnte sie auch auf Warnlisten von Spamdetektoren landen – tatsächliche Anrufe und SMS gehen dann nicht mehr an den Empfänger durch. Ein Vorgang, den Gerätehersteller individuell gestalten, Netzanbieter haben darauf keinen Einfluss.

Polizei ortet Opfer in jedem Alter

Gegen die Verwendung der eigenen Telefonnummer durch Betrüger sei man leider machtlos, führt Steinmaurer aus. Er prüft nun, inwieweit die RTR Regeln treffen könne, die „Abhilfe für österreichische Konsumenten und Unternehmer“ schaffe.

Die Polizei indes bittet auch bei fehlgeschlagenen Betrugsversuchen um Anzeigen. So könne man die Bevölkerung rechtzeitig warnen: „Wir gehen davon aus, dass die Täter Hunderte Anrufe pro Tag absetzen und nur ein Bruchteil erfolgreich ist“, so Grundnig. Die Dunkelziffer sei nicht zu benennen, meint der Polizeisprecher. Opfer gebe es in jedem Alter, doch bei persönlichen Übergaben treffe es meist Senioren: „Die Täter suchen dafür in Telefonbüchern primär Menschen mit vor Jahrzehnten gebräuchlichen Vornamen aus.“