Mehr als zwölf Millionen Jahre alten Kot haben Paläontologen nördlich von Graz in einer Tongrube entdeckt. Die versteinerten Exkremente aus der erdgeschichtlichen Epoche Miozän stammen von Hyänen und Säbelzahnkatzen, belegten Forscherinnen und Forscher des Universalmuseum Joanneum (UMJ). Es sind die ältesten Exkremente dieser Raubtiere überhaupt, schilderte Martin Gross vom UMJ gegenüber der APA. Auf dem Areal wurden zudem Skelettreste von mehr als 60 Wirbeltierarten aus dieser erdgeschichtlichen Epoche gefunden.

"Sie werden bei Grabungen meistens übersehen, und wenn nicht, dann meistens nicht weiter beforscht", sagte Martin Gross, Paläontologe am UMJ über die Fundstücke, die bei einer Grabung im Norden von Graz richtig erkannt und weiter beforscht wurden. Die Rede ist von sogenannten Koprolithen - versteinerten Exkrementen.

Das Alter der Exkremente dieser Säugetiere wird auf etwa zwölf bis 12,2 Millionen Jahre datiert
Das Alter der Exkremente dieser Säugetiere wird auf etwa zwölf bis 12,2 Millionen Jahre datiert © Gross Martin

Die ältesten Exemplare überhaupt

Jene Objekte, die 2017 auf dem Gelände der Tongrube im Rahmen einer paläontologischen Grabung gefunden wurden, haben die – oftmals niedrigen – in sie gesetzten Erwartungen allerdings bei Weitem übertroffen: Wie es sich zeigte, handelt es sich um die ältesten bekannten Exkremente von Hyänen und Säbelzahnkatzen überhaupt. Ihr Alter wird auf etwa zwölf bis 12,2 Millionen Jahre datiert und somit um rund zwei Millionen Jahre älter als alle bisher bekannten versteinerten Exemplare. Gross hat die Erkenntnisse, die er mit seinen Kollegen aus Wien und München gewonnen hat, jüngst im Journal "Historical Biology" veröffentlicht.

Aufgrund der chemischen Zusammensetzung, Form und Größe konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Exkremente einer kleinen Hyäne und einer großen Säbelzahnkatze zuordnen. Von beiden Arten hatten die Paläontologen bereits Knochenreste gefunden. "In den vergangenen Jahren sind wir schon auf Skelettreste von Amphibien, Schlangen, Vögeln, Kleinsäugern bis hin zu den Resten eines Ur-Elefanten gestoßen, die mehr als zwölf Millionen Jahre bevor der Mensch in der Gegend auftauchte, schon hier unterwegs waren", schilderte Gross.

Wissen über Lebensweise und Ernährung gewonnen

In den Koprolithen der Hyäne stecken zahlreiche, meist millimetergroße, stark korrodierte Knochenbruchstücke, die auf intensives Zerbeißen und kräftige Verdauungsaktivität hinweisen. Einige winzig kleine Röhrenknochen würden auf Wirbeltiere als Beute hindeuten, so Gross. Größere Knochenteile können auf das Kauen an den Enden größerer Langknochen oder auf das Aufknacken des Knochenschaftes mittelgroßer Knochen zurückgeführt werden.

Als Besonderheit fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Koprolithen auch einige derzeit noch nicht näher bestimmte Abdrücke von Haaren. Aufgrund des Haardurchmessers könnten sie von kleinen bis mittelgroßen Beutetieren wie z. B. Flughörnchen, Biber, Pfeifhase, Moschustier oder aber vom Räuber selbst stammen. Auch fanden sich mikroskopisch kleine Reste von Nadelbäumen und Blütenpflanzen in den Exkrementen, die vermutlich unbeabsichtigt beim Fressen oder Trinken aufgenommen worden sind. Im Kot der größeren Katze wurden zudem versteinerte Bakterien gefunden.