Er kenne die harten Gefechte im Landtag, erklärte Schützenhöfer im APA-Interview, aber bei mancher Parlamentsdebatte könne man gar nicht mehr hinschauen. "Es muss doch möglich sein, sich die Meinung von jemand anderem ohne sofortige Explosion anzuhören. Denn was kommt denn danach? Nur noch die Faust", meinte Schützenhöfer nachdenklich. "Der Österreicher" leide daran, durch einfache Vokabel allzu rasch verführt zu werden.
Für ihn gehe es darum, dass man sich einbringe, mitmische. In dieser Hinsicht hätten ihn die jungen Klimaaktivisten von "Fridays for Future" einiges gelehrt. Sie seien auf seine Einladung hin (noch als LH, Anm.) zu ihm gekommen, nur unter der Voraussetzung, dass er kein Medienspektakel mit Kameras daraus mache. "Das sind gescheite junge Leute, frech im besten Sinn, bestens vorbereitet. Eine der Fragen war, was ich denn so im Kühlschrank habe." Am Abend hätten er und seine Frau dann eine Bestandsaufnahme gemacht. Und fortan noch intensiver über regionale Lebensmittel und kurze Transportwege geredet. Aber, Stichwort "Klimakleber": "Wenn Menschen zu spät oder nicht in die Arbeit kommen, dann ist das nicht zu akzeptieren", sagte Schützenhöfer, auch wenn dies Not- bzw. Hilferufe seien.
Bargeld oder Bankomat?
Zur Frage "Bargeld oder Bankomat", antwortete Schützenhöfer ebenso anekdotisch von einem Besuch in Estland und verwies auf die Entwicklung der nun prosperierenden, zukunftszugewandten baltischen Republiken. "Vor dem Bezahlen eines Kaffees habe ich eine junge Estin gefragt, wo denn der nächste Bankomat ist. Sie antwortete mir, dass hier jeder seinen Kaffee mit Bankkarte zahlt." Zudem verwies er auf seinen Nachfolger als Landeshauptmann, Christopher Drexler (ÖVP): "Er hat gesagt, man soll die Verfassung nicht mit überflüssigen Dekorationselementen überfrachten."
Den Beitritt zum europäischen Luftverteidigungssystem "Sky Shield" begrüßte Schützenhöfer dagegen sehr: "Ich will mir das gar nicht vorstellen, dass wir nicht vorbereitet sind und bei einem möglichen Angriff stehen wir dann da und es ist zu spät." Zur Neutralität gab sich Schützenhöfer in langfristigen Perspektiven beurteilend: "Sie ist schon eine Heilige Kuh. Es wird aber die Zeit kommen, da kann man ohne Schaum vor dem Mund darüber debattieren."
"Muss mir manchmal auf die Zunge beißen"
An offiziellen Veranstaltungen nimmt Schützenhöfer nicht mehr teil, obwohl er oft gefragt werde: "Es gibt nur einen Landeshauptmann, und dieser heißt Christopher Drexler", so der Ehrenvorsitzende der steirischen ÖVP. Dieser habe seiner Ansicht nach auch "eine großartige Haltung" bei der Unwetterkatastrophe vor über einer Woche in der Steiermark eingenommen. Damit wolle er auch die Frage beantworten, ob er sich nach seinem Rückzug aus der Politik weniger belastet fühle. "Solche Katastrophen im Land belasten einen schwer."
Manchmal, räumte Schützenhöfer aber schon ein, müsse er sich auf die Zunge beißen, um sich nicht politisch zu äußern, wenn er die Auseinandersetzungen im Bund betrachte. Aber dann erinnere er sich an seine Vorgänger, Josef Krainer jun., Waltraud Klasnic oder seinen SPÖ-Koalitionspartner Franz Voves, die sich alle an das strenge persönlich auferlegte Gebot hielten bzw. gehalten haben, keine Kommentare abzugeben. Sein politischer Mentor, die steirische ÖVP-Legende Franz Wegart, von Schützenhöfer immer gerne zitiert, habe ihm einmal gesagt: "Junger Mann, in die Suppe, aus der man isst, spuckt man nicht."
Viel lesen und wandern
Wie die seit einem Jahr gewonnene Freizeit genutzt wird? Einiges an Ehrenämtern, wandern und sehr viel lesen, erzählte der Politpensionär. "Sieben Tage zu Hause würde meine Frau nerven."
Peter Kolb/APA