Die starken Niederschläge der letzten Tage locken viele Schwammerlsucher in die steirischen Wälder – und das nicht ohne Grund. Denn ihre Chancen, fündig zu werden, stehen gut. Während viele Landwirte unter der Extremwetterlage der letzten Tage leiden, schießen die Pilze aus dem Boden. „Solange durch den Niederschlag die oberste Bodenschicht nicht abgetragen wird, macht das den Pilzen nichts aus“, sagt Gernot Friebes, Pilzexperte beim Universalmuseum Joanneum. Zudem stabilisieren die unterirdischen Pilzgeflechte den Boden und beugen so Abtragungen vor. Ungünstiger sieht es für Pilze bei längeren Trockenphasen aus, denn durch anhaltende Trockenheit treiben die Fruchtkörper gar nicht erst aus.

Dieses Problem hat es in der aktuellen Pilzsaison allerdings nie gegeben. „Durch die regelmäßigen Niederschläge kann man heuer schon seit mehreren Wochen viele Pilze finden“, so Friebes. Im Gegensatz zum letzten Jahr ist die Schwammerlausbeute also besser verteilt. Die kühleren Temperaturen der letzten Wochen haben vor allem das Wachstum der Steinpilze angekurbelt, die eigentlich erst Ende August zu finden sind. Auch Eierschwammerl und Parasole sprießen reichlich aus dem Boden.

Beim Pilzesammeln braucht es vor allem ein gutes Auge, denn Giftpilze können tödlich sein. Deshalb sollte man sich vorab immer gut informieren.
Beim Pilzesammeln braucht es vor allem ein gutes Auge, denn Giftpilze können tödlich sein. Deshalb sollte man sich vorab immer gut informieren. © KLZ/Jürgen Fuchs

Wie sich derartige Wetterextreme allerdings langfristig auf die heimische Schwammerllandschaft auswirken, lässt sich derzeit noch schwer beurteilen. Was bereits deutlich wird, ist, dass „vor allem wärmeliebende Arten vom Süden her häufiger werden.“ Zudem zeigt sich, dass Pilze tendenziell in höhere Lagen abwandern. Durch die höheren Temperaturen treten zudem neue Giftpilzarten wie der parfümierte Trichterling auf. „Zum Glück ist dieser Pilz nicht so leicht mit unseren Speisepilzen zu verwechseln, trotzdem gibt es immer wieder Vergiftungen mit heftigen Symptomen“, so Friebes.

Vorab gut informieren

Deshalb sollten sich Schwammerlsucher keinesfalls auf alte Pilzbücher verlassen, sondern immer auf möglichst neue Literatur setzen. Sollte man einen Pilz im Nachhinein bestimmen wollen, sollte man ihn unbedingt herausdrehen, um den gesamten Fruchtkörper analysieren zu können. Abgesehen von einem wachen Auge müssen Schwammerlsucher vor allem auf die gesammelte Menge achten. Denn pro Person und Tag dürfen maximal zwei Kilo gesammelt werden. Solle man mit zu vielen Pilzen erwischt werden, drohen eine Geldstrafe von bis zu 730 Euro oder einer Woche Gefängnis. Außerdem sollte man gut auf die Beschilderung achten, denn grundsätzlich gilt: Schwammerl gehören dem Waldbesitzer. Daher darf er das Sammeln von Pilzen komplett verbieten.

Durch Veränderungen der heimischen Wälder könnte sich zukünftig in der heimischen Pilzlandschaft einiges tun. Während Forstwirte kaum noch auf weniger klimafitte Fichten setzten, gehen vor allem Eierschwammerl und Steinpilze gerne mit Fichten eine Symbiose ein. Trotz der sinkenden Fichtenbestände müssen die Steirerinnen und Steirer in Zukunft dennoch nicht auf Eierschwammerl und Co. verzichten. Denn: „Aus derzeitiger Sicht sind unsere Speisepilze noch in keinster Weise gefährdet, sondern sind sogar noch sehr häufig“, sagt Friebes.