Die Folgen des Regens haben die Steirerinnen und Steirer, die Feuerwehren, das Heer und die Behörden in Atem gehalten. Nun entspannt sich die Situation langsam. Die Zivilschutzwarnung, die in Teilen der Steiermark ausgerufen worden ist, konnte am Dienstag aufgehoben werden. "Die Lage hat sich über Nacht deutlich entspannt", informiert Harald Eitner vom Katastrophenschutz des Landes. Lokal verordneten die Behörden Katastrophensperrgebiete.

Feuerwehrsprecher Thomas Meier zufolge waren am Dienstag noch 350 Feuerwehrleute von 35 Wehren im Einsatz. Die Einsatzlage bei den Feuerwehren entspannt sich langsam, Akuteinsätze gibt es fast keine mehr, es sind eher die Aufräumarbeiten, die beschäftigen. Keller können teils noch nicht ausgepumpt werden, weil das Grundwasser von unten noch "nachdrückt". 

2782 Einsätze, 200.000 Sandsäcke

Wie schwer die Wehren in diesen Unwettertagen gefordert waren, verdeutlicht die abschließende Bilanz des Landesfeuerwehrverbands. 2782 Einsätze wurden vom 4. bis zum 8. August verzeichnet. Wie berichtet, sind das mehr Unwettereinsätze als im gesamten Vorjahr (2660). 12.450 Feuerwehrleute von 525 verschiedenen Wehren standen im Einsatz. Die Dimension des Unwetters wird auch an der Zahl von 200.000 Sandsäcken und den 52.000 Quadratmetern Folie deutlich, die aus dem Lager in Lebring ausgegeben wurden.

Eine verheerende Bilanz ziehen auch die Meteorologen. Allein in Leibnitz fielen laut Geosphere Austria zwischen Donnerstag und Sonntag 173,5 Liter pro Quadratmeter Regen.

Während die betroffenen Bewohner mit den Folgen der Zerstörung kämpfen, sind bereits zahlreiche Hilfsaktionen für sie angelaufen. Einen Überblick, wie und wo Sie Hilfe bekommen, gibt es hier.

Tourismus blieb mehrheitlich verschont

Die Pegelstände der Flüsse sinken, die Gefahr neuer Hangrutschungen ist am Dienstag überschaubar. Rund 400 wurden bisher verzeichnet. Der regional so wichtige Tourismus blieb mehrheitlich verschont. Freilich, die Tagesgäste fehlten. Aber "es gibt kaum Stornierungen", und "in der Südsteiermark sind so gut wie alle Betriebe erreichbar", berichtet Michael Feiertag vom Steiermark Tourismus.  

Treue Gäste

Gemeinsam mit Kärnten und dem Österreich-Tourismus möchte auch die Steiermark verhindern, dass es zu flächendeckenden Nachfolgeschäden für den Fremdenverkehr kommt. Die Gäste werden informiert, dass die gebuchten Termine halten. "Wir haben viele treue Stammgäste", so Feiertag. Er erwartet sich keine großen Ausfälle.

Probleme bei der Wasserversorgung

Die Hangrutschungen bereiten einigen Gemeinden hinsichtlich der Wasserversorgung Probleme: Beim Wasserverband Vulkanland weiß man, dass einzelne Häuser und Teilbereiche in Gemeinden wie Gnas und Kitzeck derzeit nicht mit Wasser versorgt werden können, weil Leitungen Schäden davongetragen haben.

Wasser aus dem Tank

In Gnas ist eine der Hauptzubringerleitungen an mehreren Stellen beschädigt worden. Ein Leck hat man am Montag schon beheben können, aber die Arbeit ist noch nicht getan, sagt Vizebürgermeister Alois Sommer. "Es ist schwierig, weil die Leitung teils durch unwegsames Gelände verläuft." Betroffen von dem Schaden sind etwa 250 Haushalte in Raning und Thien. Sie können durch einen Tankwagen von der Feuerwehr mit Wasser versorgt werden. "Wir gehen davon aus, dass wir heute die Leitung reparieren können", sagt Sommer.

Ein anderes Problem hat Lichendorf, der ganze Ort wird durch Hausbrunnen versorgt, die jetzt kein Trinkwasser liefern können, weil das Hochwasser für Verunreinigung gesorgt hat. Man behelfe sich mit Trinkwasserflaschen, so Harald Eitner vom Katastrophenschutz des Landes. 
Generell sei die Wasserversorgung aber gesichert, weiß Stefan Theissl vom Verband. Für den Notfall habe man die Transportleitung Oststeiermark zugeschaltet. "Momentan gab es aber noch keinen Bedarf."

Herwig Proske von Joanneum Research erklärt: "Es kommt bei den Rutschungen darauf an, wie viel Wasser im Boden ist und wie das Gestein beschaffen ist. In der Südoststeiermark ist das Risiko immer schon hoch gewesen. 

Rasche Hilfe

"Rasche, unbürokratische und spürbare Hilfe ist jetzt das Wichtigste", bekräftigt Josef Herk, Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark. Die WK und die Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen haben die maximale Summe pro Schadensfall von 10.000 auf 20.000 Euro verdoppelt. 

Betreten verboten

Die Bezirkshauptmannschaften Südoststeiermark, Leibnitz und Deutschlandsberg haben am Dienstag die Gebiete Katastrophensperrgebiete festgelegt. Das passiert, wenn Gefahren durch Hangrutschungen bestehen. Die Sperren werden räumlich abgegrenzt durch Blockaden, Absperrbänder oder Hinweisschilder. Das Betreten der Sperrgebiete ist verboten, sonst droht eine Verwaltungsübertretung.

Ausgenommen vom Verbot sind Organe der Behörden, Sachverständige, Organe des öffentlichen Sicherheitsdienstes, Angehörige der Organisationen des Katastrophenschutzes und Personen, die zur Gefahrenabwehr, Sicherung und Sanierung die Grundstücke betreten müssen, heißt es vom Land.

Die Regenmenge eines Monats in zwölf Stunden

Zum Überblick: Am Freitag ist innerhalb von zwölf Stunden der durchschnittliche Regen des ganzen Monats August gefallen. Am Sonntagnachmittag wurden die Bezirke Südoststeiermark und Leibnitz formell zum Katastrophengebiet erklärt. Auch vier Gemeinden in Deutschlandsberg sind Katastrophengebiet. In Weiz und Voitsberg hat sich die Lage entspannt - mit Ausnahmen. 34 Personen konnten nicht in ihre Häuser, darunter 25 Personen nach dem Hangrutsch in St. Johann im Saggautal sowie Bewohner aus Kitzeck, Bad Gleichenberg und Eibiswald. Etliche Straßen sind unpassierbar. Die Aufräumarbeiten laufen auf Hochtouren.

Risse und Wölbungen

Wie bemerkt man denn rechtzeitig, dass Hangrutschungen drohen? Präventiv sollte man darauf achten, dass das Wasser nicht konzentriert, sondern breitflächig versickern kann. "Wenn sich die Wiese wölbt oder Risse entstehen, habe ich eine Rutschung", erläutert Landesgeologe Hermann Michael Konrad im Interview mit der Kleinen Zeitung. 

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