Seit den heftigen Regenfällen von Freitag, bei denen innerhalb von zwölf Stunden der durchschnittliche Regen des ganzen Monats August gefallen ist, rotieren die Steirer, die Feuerwehren, das Heer und die Behörden. Am Sonntagnachmittag wurden die Bezirke Südoststeiermark und Leibnitz formell zum Katastrophengebiet erklärt. Auch vier Gemeinden in Deutschlandsberg sind Katastrophengebiet. In Weiz und Voitsberg hat sich die Lage entspannt - mit Ausnahmen.
Insgesamt waren mit Stand Montagmittag 400 Hangrutschungen in der Steiermark zu verzeichnen. Die Pegelstände der steirischen Flüsse gingen sukzessive zurück. 34 Personen konnten nicht in ihre Häuser, darunter 25 Personen nach dem Hangrutsch in St. Johann im Saggautal sowie Bewohner aus Kitzeck, Bad Gleichenberg und Eibiswald. Etliche Straßen sind unpassierbar. Die Aufräumarbeiten laufen auf Hochtouren, laut Landesfeuerwehrverband sind heute 800 Männer und Frauen im Einsatz.
Unterstützung für Hochwasseropfer
Einsatzrekord
2023 gab es in der Steiermark bisher bereits mehr Unwettereinsätze als in den letzten drei Jahren. Knapp 12.000 Feuerwehrleute waren allein am Wochenende im Einsatz. Mehr darüber an dieser Stelle!
Risse und Wölbungen
Wie bemerkt man denn rechtzeitig, dass Hangrutschungen drohen? Präventiv sollte man darauf achten, dass das Wasser nicht konzentriert, sondern breitflächig versickern kann. "Wenn sich die Wiese wölbt oder Risse entstehen, habe ich eine Rutschung", erläutert Landesgeologe Michael Konrad im Interview mit der Kleinen Zeitung.
Einfamilienhaus evakuiert, Straße gesperrt
Der Dauerregen hat auch in der Breitenau (Bruck-Mürzzuschlag) Spuren hinterlassen. Seit Samstag ist ein Einfamilienhaus von einer Hangrutschung bedroht. Im Murtal gab es ebenso Murenabgänge - im Bereich Obdach - St. Wolfgang ist die Strecke ist gesperrt.
Schäden an Wasserversorgung
In Kitzeck, Gnas etc. sind durch die Hangrutschungen mehrere Wasserleitungen der Ortsnetze beschädigt worden. Die Hauptadern sind aber intakt, beruhigt man im Büro von Landesrat Hans Seitinger (Wasserwirtschaft). Lokal werden Notleitungen eingerichtet. Je nach Gefahrenlage können die Reparaturen in Angriff genommen werden.
Heer hilft in Heimschuh
Mit Hochwasser hatte an diesem Wochenende auch die Gemeinde Heimschuh zu kämpfen: Soldaten des Jägerbataillons 17 in Straß unterstützten am Montag Bevölkerung und Einsatzkräfte bei den Aufräumarbeiten.
Neuschnee im Norden
Am höchsten Punkt der Steiermark hat es wie erwartet über Nacht geschneit. Planai-Geschäftsführer Georg Bliem postete Fotos vom Dachsteingletscher, wo es 20 Zentimeter Neuschnee gab.
Katastrophenfall in Bad Schwanberg
Neben Eibiswald, Wies und St. Peter im Sulmtal wurden nun auch in Bad Schwanberg der Katastrophenfall erklärt.
Graz: Noch Sperren
Der Pegel der Mur ist am Montag rückläufig, gesperrt sind noch die Abgänge Roseggerkai (Augartenbrücke) und Kaiser-Franz-Josef-Kai (Gründerzeitabgang) zur Murpromenade. Mehr dazu hier.
AMS & Co bieten Hilfe an
Auch das AMS bietet den betroffenen Gemeinden Unterstützung an. "Über eine gemeinnützige Arbeitskräfteüberlassung können dort angestellte Personen rasch bei den notwendigen Aufräumarbeiten helfen", teilte man mit. Weitere Infos unter diesem Link.
Die Wirtschaftskammer und die Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen (SVS) wollen den von Unwetter und Überschwemmungen betroffenen Betrieben unter die Arme greifen.
Update aus der Steiermark
Die Oberösterreichischen Nachrichten haben mit Michael Kloiber, Steiermark-Ressortleiter der Kleinen Zeitung, über die Entwicklungen vom Wochenende gesprochen.
Feldbach: "Alle Planen aufgebraucht"
Johannes Matzhold, Kommandant des Bereichsfeuerwehrverbands Feldbach, hält am Montag Ausschau, wo "es Verklausungen und Vermurungen gibt". Im Raum Feldbach wurden die Planen knapp.
Prognose
In der Nacht zum Dienstag regnet es vom Ausseeer Land bis Mariazell noch gelegentlich, weiter im Süden bleibt es niederschlagsfrei und aufgelockert oder sogar gering bewölkt. In der zweiten Nachthälfte klingen die Schauer ganz im Norden weitgehend ab und die Wolken lockern auch hier auf.
Weiz: Einige Einsätze, große Hilfe
Auch zahlreiche Feuerwehren aus dem Bezirk Weiz wurden zur Unterstützung in die schwer gebeutelten Gebiete angefordert. "Wir haben unser Möglichstes getan, aber die Wassermassen waren enorm", erzählt Kommandant Robert Kulmer von der FF Floing. Im Bezirk selbst waren rund 100 Einsätze zu stemmen.
Massiver Erdrutsch am Kulm
Die enormen Regenmengen der vergangenen Tage dürften Auslöser eines massiven Erdrutsches mit einer Länge von 300 Metern und einer Tiefe von fünf Metern am Kulm im Ortsteil Freienberg in Stubenberg am See gewesen sein.
Haus in St. Johann im Saggautal droht abzurutschen
Bis Montagfrüh wurden laut Bereichsfeuerwehr Leibnitz 30 Hangrutsche gemeldet. Am schlimmsten betroffen ist St. Johann im Saggautal, wo mitten im Ort ein Hang abrutschte und ein Wirtschaftsgebäude mitriss. Das daneben befindliche Haus ist laut Geologen ebenfalls massiv gefährdet, steht derzeit aber noch. Die weitere Vorgangsweise wird zu Mittag bei einer Krisensitzung besprochen.
Das große Aufräumen hat begonnen
Während vielerorts noch Hangrutschungen abgehen und weitere befürchtet werden, beginnen gleichzeitig bereits die Aufräumarbeiten. Im Bezirk Leibnitz haben bereits die Aufräumarbeiten begonnen, die Feuerwehr in Heimschuh im Sulmtal pumpt derzeit mit zehn Tauchpumpen und zwölf Nassaugern den Sportplatz und die angrenzende Tennishalle ab.
Einsätze im Video
Die FF Wies im Bezirk Deutschlandsberg hat ihre Einsätze am Wochenende in einem Video zusammengefasst. Hier sind die eindrücklichen Bilder zu sehen:
42.000 Liter Trinkwasser für Gnas
Nachdem im Katastrophengebiet Gnas in der Südoststeiermark die Trinkwasserversorgung zusammengebrochen ist, transportierte die Freiwillige Feuerwehr Pöllau mit ihrem frisch gesegnetem Einsatzfahrzeug 42.000 Liter Trinkwasser ins betroffene Gebiet.
Heute bis zu 100 Hangrutschungen erwartet
Der Landesgeologe geht im Radio-Steiermark-Interview von weiteren 80 bis 100 Hangrutschungen in den Bezirken Deutschlandsberg, Leibnitz und Südoststeiermark aus.
Mureck atmet auf
Der Pegelstand der Sulm im Bereich Leibnitz geht mittlerweile stark zurück. Die Pegel im Oberlauf befinden sich bereits unterhalb HQ1. Die Pegelstände an der Mur haben einen sinkenden Verlauf, der Pegel in Mureck befindet sich bereits auf der gelben Warnstufe und ist weiterhin fallend. Und auch die restlichen Flüsse der Steiermark zeigen einen gleichbleibenden, eher sinkenden Verlauf.
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