Seit Donnerstag ist die Katze aus dem Sack, die neue Kostenschätzung für das geplante Leitspital in Stainach-Pürgg liegt vor. 334 Millionen Euro soll die Errichtung des Krankenhauses kosten, um 70 Millionen mehr als in einer früheren Planungsphase errechnet. Doch sind das nun die "wahren Kosten"? Daran hegen die Kritiker des Projekts große Zweifel.
Seit 2020 bilden die Oppositionsparteien im Landtag eine Front gegen die Landesregierung, die trotz Pannen und Verzögerungen an dem umstrittenen Spitalsprojekt festhält. "Wir schenken dieser Neukalkulation überhaupt keinen Glauben", lässt FPÖ-Klubobmann Mario Kunasek in einer ersten Reaktion wissen. Er will stattdessen ein unabhängiges Gutachten sehen, in dem auch alle Nebenprojekte erfasst werden. Das Büro von Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß darf sich jedenfalls auf eine Serie von schriftlichen Anfragen der Freiheitlichen in den nächsten Monaten einstellen.
Grüne orten Mängel
Ähnlich tönt Lambert Schönleitner, Kontrollsprecher der Grünen: Er vertraut immer noch "realistischen Schätzungen", die von mehr als 500 Millionen Euro für das Projekt ausgehen. Die Grünen orten zudem zahlreiche Mängel. "Die gesamte Projektplanung ist unrealistisch und steht von Beginn an auf wackeligen Beinen", so Schönleitner. Es gehe nur darum, krampfhaft an einem Prestigeprojekt festzuhalten. Von den Grünen wird ein "umgehender Projektstopp" gefordert.
Ein Umdenken in der Sache will auch die KPÖ. "Die hunderten Millionen wären besser in die bestehenden Spitäler investiert", wiederholt Werner Murgg die Position der Kommunisten. Und er erinnert an die Volksbefragung im Bezirk im Jahr 2019, bei dem sich zwei Drittel der Befragten gegen ein zentrales Leitspital ausgesprochen haben.
Biss: "geschönte Darstellung"
Als "mangelhaft, unvollständig und in seiner Aussagekraft ohne Wert und Nutzen" bezeichnet die regionale Bürgerinitiative Biss die neu berechneten Projektkosten von 334 Millionen Euro. Einmal mehr bemängelt man die fehlende Darstellung der gesamten Kosten samt aller Begleitprojekte und einer prognostizierten Wertanpassung bis zur Fertigstellung. Der Landesregierung unterstellt Biss die Absicht, das Projekt "geschönt und in begünstigtem Licht" darzustellen.