Die befürchtete gewaltige Kostenexplosion ist es zwar nicht, doch das neue Leitspital für den Bezirk Liezen wird deutlich teurer als ursprünglich geplant. Bei 334 Millionen Euro liegen nach aktueller Schätzung die Errichtungskosten für das neue Krankenhaus in Stainach-Pürgg, das die Häuser in Rottenmann, Bad Aussee und Schladming ersetzen soll. Damit hat sich das umstrittene Projekt gegenüber dem erst 2021 beschlossenen Kostenrahmen um rund 70 Millionen Euro verteuert. Im August 2019 hatte der damalige Landesrat Christopher Drexler noch eine "Kostengarantie" von 250 Millionen Euro abgegeben. Da war freilich noch ein anderes Grundstück in der Ziehung und die Eröffnung für 2025 angepeilt. Nun verschiebt sich die Fertigstellung weiter nach hinten – auf den Sommer 2028.
So reagieren die Kritiker
Am Donnerstag trat der Projektlenkungsausschuss für das Leitspital zusammen, um die von der Kages vorgelegten neuen Zahlen zu erörtern. Diese wurden bereits von Experten vorab unter die Lupe genommen. "Aus Sicht der begleitenden Kontrolle sind die Mehrkosten nachvollziehbar und plausibel", sagt Michael Koren, Geschäftsführer des Gesundheitsfonds und Projektleiter. Er werde daher der Landesregierung empfehlen, das vorgelegte Bauprojekt abzusegnen.
Der massiv gestiegene Baukostenindex löst dabei nicht einmal die Hälfte der zusätzlichen Kosten aus: 28 Millionen Euro. Sechs Millionen Euro werden der "Planungsschwankung" zugeschrieben. Elf Millionen fallen für eine Aufstockung der Leistungen an: "Es wird zwei zusätzliche Intensivbetten und insgesamt vier Hospizbetten geben. Das sind die Lehren aus der Pandemie und die Folgen aus dem neuen Hospizgesetz", erklärt Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP).
"Mächtig stolz" ist die Landesrätin darauf, dass das Krankenhaus energieautark sein wird. Die Beheizung und Kühlung des Objekts mit Erdwärme, was Probebohrungen zufolge auf dem Grundstück möglich ist, koste allerdings Zeit und Geld. 19 Millionen Euro zusätzlich werden allein dafür veranschlagt (plus fünf Millionen für Photovoltaik und Anpassung der elektronischen Ausstattung). Die um neun Monate verlängerte Bauzeit wird im Wesentlichen auf die rund 500 Tiefenbohrungen zur Nutzung der Erdwärme zurückgeführt. Auch die Projektkontrolle durch den Rechnungshof verzögert laut Koren die Fertigstellung geringfügig.
Für Bogner-Strauß ist das Leitspital damit "auf Schiene". Der Spatenstich ist weiterhin im zweiten Halbjahr 2024 vorgesehen. Anfang 2025 beginnen die Arbeiten zur Verkehrsanbindung, die mit einem Gesamtvolumen von rund 10 Millionen Euro nicht in der Kostenaufstellung enthalten sind. Ein Kreisverkehr soll die B 320 mit dem neuen Spital und der Gemeindestraße verbinden. Für Öffi-Nutzer kommen drei Bushaltestellen, ein gewünschter ÖBB-Halt ist noch nicht fix. Zusammen mit der Gemeinde will man einen Kindergarten mit Kinderkrippe errichten, auch ein Personalwohnhaus fällt unter den Punkt "Begleitprojekte". Die Kosten dafür seien übrigens strikt zu trennen von jenen für das Leitspital selbst, betont die Gesundheitslandesrätin. "Aber da wird halt gern populistisch vermischt."
Mit einer Informationsoffensive versuchen Land, Kages und Gesundheitsfonds der noch immer große Skepsis unter Teilen der Bevölkerung des Bezirks Liezen zu begegnen. So werden die Bürger und das Gesundheitspersonal in die Namensfindung für das neue Spital eingebunden. Über ein Pilotprojekt fließt zudem weiteres Geld in den Bezirk: Liezen ist die bundesweit erste Modellregion für Gesundheitskompetenz. Mitentscheidend für das Meinungsbild wird aber die künftige Nutzung der bisherigen drei Spitalsstandorte sein. Da wird allerdings noch an den Details gefeilt.