Mord mit anschließendem Suizid – zahlreiche Kriminalfälle zeigten im heurigen Jahr bereits ein solches Muster, nun reiht sich der Fall aus Birkfeld, bei dem ein 66-jähriger Mann seine Frau und dann sich selbst erschoss, in die bedrückende Statistik.

Die Gründe für solche Taten seien so vielfältig wie die betroffenen Menschen, sagt Adelheid Kastner, Psychiaterin mit forensischem Schwerpunkt vom Kepler Universitätsklinikum. „Solche Fälle sind immer individuell und fallbezogen zu betrachten“, erklärt sie. So komme es vor, dass Menschen, die an einer unheilbaren Krankheit leiden oder mit ihrer mentalen Gesundheit kämpfen, sich solch negative Perspektiven ausmalen, dass sie sich nicht mehr zu helfen wissen. „Das gleitet dann oft ins Wahnhafte ab“, so die Psychiaterin. „Wenn es überdies noch eine angehörige Person gibt, die von ihnen abhängig ist, dann fällen diese Menschen die Entscheidung, diese mit in den Tod zu nehmen.“ Zudem können mentale Probleme wie Depressionen dazu führen, dass sich in Tätern mit Suizidgedanken die Einstellung entwickelt, der Partner oder die Partnerin dürfe ebenfalls nicht mehr leben. Eine weitere Möglichkeit, die vorkomme, so Kastner, sei, dass sich Menschen entscheiden, sich gemeinsam das Leben zu nehmen.

Adelheid Kastner, Psychiaterin mit forensischem Schwerpunkt vom Kepler Universitätsklinikum
Adelheid Kastner, Psychiaterin mit forensischem Schwerpunkt vom Kepler Universitätsklinikum © imago/Horst Galuschka

Häufung nicht statistisch auswertbar

Auch Einsamkeit kann ein zusätzlicher Faktor in Fällen von sogenannten erweiterten Suiziden sein – sowohl am Land in abgelegenen Gebieten als auch in der Stadt. „Bei depressiven Belastungen verstärkt Einsamkeit das eigene innere Erleben, weil die Menschen sich mit niemandem austauschen können. Das Gefühl der Hilflosigkeit nimmt irgendwann überhand. Man kocht am Ende immer nur im eigenen Saft und hat keine anderen, positiven Perspektiven“, erklärt Kastner.

Ob es im Moment eine Häufung an erweiterten Suiziden in Österreich im Vergleich zu Morden gibt, kann die Psychiaterin nicht sagen: „Die Fallzahlen sind so gering, dass sie statistisch nicht auswertbar sind.“