Mehrere Hühner picken auf einem Feld in Fluttendorf in der Marktgemeinde Mooskirchen (Bezirk Voitsberg) Körner von einer Wiese auf, nebenan grasen Kühe auf einer eingezäunten Weide. Durch dieses ländliche Idyll hallen am Donnerstag, dem 1. Juni 2023, kurz vor 11 Uhr am Vormittag gleich mehrere Schüsse, wenige Augenblicke später geht auch schon der Notruf bei der Polizei ein. Mehrere Personen, die in dem Zweifamilienhaus anwesend sind, flüchten vor den Schüssen in den Keller des Anwesens, von wo aus die Einsatzkräfte gerufen werden.
Mehrere Personen aus Keller gerettet
Sofort rücken alle verfügbaren Einsatzkräfte der Polizei, darunter Cobra aus Graz und Wiener Neustadt, Mordermittler des Landeskriminalamts, Mitglieder der Schnellen Eingreiftruppe, ein Polizeihubschrauber sowie das Rote Kreuz samt Notarzt zum Großeinsatz aus. Die kleine Siedlung in Fluttendorf, nur wenige Meter von der Südautobahn entfernt, wird von Spezialkräften der Polizei umstellt und die umliegenden Straßen werden großräumig gesperrt. Bewohner im näheren Umkreis werden von der Polizei aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. "Die Lage ist nach wie vor unklar. Wir wissen nicht, ob sich noch jemand im Haus aufhält", erläutert Fritz Grundnig von der Landespolizeidirektion kurz nach Mittag am Einsatzort, nachdem die Personen aus dem Keller befreit waren. Sie werden sofort vom Einsatzort weggebracht und vom Kriseninterventionsteam betreut.
Zahlreiche Einsatzkräfte vor Ort
Mit dem bis dahin mutmaßlichen Täter, einem 89-jährigen Jäger, kann die Polizei aber weiterhin keinen Kontakt aufnehmen. Während vor dem weithin bekannten Geflügelhof Draxler, der sich wenige Hundert Meter vom Tatort befindet, der Polizeihubschrauber landet, erkundet die Polizei die Lage mit einer Drohne aus der Luft. Inzwischen ist auch Bürgermeister Engelbert Huber zum Tatort geeilt, er überbringt der Polizei Pläne des Hauses für einen möglichen Zugriff der Cobra. "Ich bin wirklich entsetzt, mit so einer Tat hätte ich niemals gerechnet", sagt der Ortschef, der den mutmaßlichen Schützen, der wegen eines Hüftleidens nicht mehr so gut bei Fuß gewesen sei, noch vor zwei oder drei Tagen gesehen habe.
Schaulustige verfolgen Polizeieinsatz
Während der Großeinsatz noch läuft, hat sich auf der Brücke über die A 2, von der man direkt auf das Anwesen sieht, eine kleine Gruppe Schaulustiger gebildet. "Ich kenne den Täter gut, er hat sich auch bei den Senioren engagiert und hat oft im Gasthaus Karten gespielt." Dort sei der 89-Jährige auch immer wieder durch seine aufbrausende Art aufgefallen. "Wenn jemand gemeint hat, er würde beim Schnapsen betrügen, ist er gleich aus der Haut gefahren. Er hat sich aber auch immer schnell beruhigt und hat einen danach gleich auf ein Bier eingeladen." Ein anderer Bewohner berichtet, dass der 89-Jährige regelmäßig vor dem Haus, in dem dieser und seine Lebensgefährtin im Erdgeschoß sowie Tochter und Schwiegersohn der Lebensgefährtin im ersten Stock gewohnt haben, Holz gearbeitet hätte.
Nachdem die Cobra das Haus durchsucht hat, war am frühen Nachmittag klar: Auch der 89-Jährige, der den 57-Jährigen erschossen hat, ist tot. Er dürfte sich mit der Tatwaffe, einer Langwaffe, das Leben genommen haben. Gegen 14.30 Uhr konnten die Spezialkräfte den Einsatz beenden und danach vom Tatort abziehen. "Nun geht die Spurensicherung ans Werk, um den Tathergang genau zu ermitteln. Wie lange das dauern wird, ist noch nicht klar", betont Polizeisprecher Grundnig am Nachmittag.
Hochzeit stand bevor
Über das Motiv des Weststeirers, der im August 90 Jahre alt geworden wäre, gibt es laut Polizei derzeit noch keine Erkenntnisse. "Es hat aber schon seit Jahren Familienstreitigkeiten gegeben", berichtet ein Bekannter des Täters, der den Großeinsatz ebenfalls verfolgt. Dafür wurde bald ein anderes tragisches Detail bekannt: Am Samstag hätte ein Sohn des 57-jährigen Opfers seine Hochzeit gefeiert, ein Teil der Feierlichkeiten hätten auch in Mooskirchen stattfinden sollen.