Ist die Letzte Generation eine kriminelle Vereinigung? So lautet zumindest der Vorwurf bayrischer Behörden, die am Mittwoch mit einer großen Razzia gegen die Klimaschutzgruppe vorgegangen sind. Rund 170 Beamte durchsuchten 15 Wohnungen und Geschäftsräume in sieben Bundesländern, darunter auch die Wohnung der Sprecherin der Letzten Generation Carla Hinrichs. Die Polizisten seien "mit gezogener Waffe" in ihr Zimmer gestürmt, heißt es von Mitgliedern. Die Tür sei von mehr als 25 Beamtinnen und Beamten aufgebrochen worden. Auch die Homepage der bekannten Klimaschutzgruppe wurde lahmgelegt.

Der Einsatz unter der Leitung der Generalstaatsanwaltschaft München und des Bayerischen Landeskriminalamts richtete sich gegen sieben Personen im Alter von 22 bis 38 Jahren. Die Beschuldigten sollen versucht haben, die Ölpipeline Triest-Ingolstadt zu sabotieren. Anlass seien Strafanzeigen aus der Bevölkerung gewesen. Seither ist eine politische und juristische Debatte um die Klimagruppe entflammt. Auch die Frage, wer die Letzte Generation finanziert, beschäftigt die Behörden.

Protestmärsche geplant

Über die Grenzen reagierten Mitglieder der Letzten Generation betroffen – sie veranstalten aus Solidarität Protestmärsche, darunter in Graz, Wien und Innsbruck am heutigen Freitag (16.30 Uhr). "Wir wollen so viele wie möglich mobilisieren", heißt es. Treffpunkt in Graz ist am Lendplatz. Am Mittwoch fand als Reaktion auf das Vorgehen der Behörden eine Demonstration in Berlin statt.

Dass die Razzia und die vermehrten Strafanzeigen andere Mitglieder abschrecken könnten, befürchtet die Klimaschutzgruppe nicht. Im Gegenteil: "Das nehmen viele zum Anlass, um sich uns anzuschließen." Auch eine Freiheitsstrafe sei nichts, was den Mitgliedern Angst mache: "Es gibt viele, die sich die Geldstrafen nicht leisten können. Ihnen ist bewusst, dass sie stattdessen ins Gefängnis müssen. Aber das nehmen sie in Kauf."

Erst gestern fand in Wien eine weitere Protestaktion der Letzten Generation statt, der Verkehr auf der Südosttangente wurde behindert. Die Polizei löste die Blockade auf. Unterdessen blüht Aktivistin Anja Windl weiterhin die Ausweisung nach Deutschland, das Verfahren läuft noch.