1 Es war ein milder Winter und es hat zuletzt ausgiebig geregnet. Wird 2023 ein starker Gelsensommer?
Das kann man aktuell noch nicht sagen. Zwar hängt das Vorkommen von Stechmücken auch davon ab, wie viel und wie lange es regnet. Es spielt aber auch eine Rolle, wie lange die Wasserstellen erhalten bleiben, denn Gelsen haben eine zweiwöchige Entwicklungszeit. "Sie legen ihre Eier in Wasserstellen ab, dabei sind schon kleine Wasseransammlungen wie Blumentöpfe oder verstopfte Regenrinnen ausreichend", sagt Gernot Kunz vom Institut für Biologie der Universität Graz. Bleibt das Wasser zwei Wochen stehen, können sich die Stechmücken entwickeln und schlüpfen. "Dauert die Trockenphase länger als zwei Wochen, wird die Gelsenpopulation auf natürlichem Wege dezimiert", erklärt der Zoologe.
2 Was bedeutet das in Bezug eingewanderte Stechmückenarten, wie die Asiatische Tigermücke – gibt es von ihr mehr Exemplare als im Vorjahr?
Auch die Tigermücke durchläuft eine zweiwöchige Entwicklungszeit. Bei ihrer Verbreitung in Österreich spielt der Klimawandel eine maßgebliche Rolle. Durch die milderen Winter schafft es die Tigermücke, auch in Österreich zu überwintern.
3 Wo sind Tigermücken anzutreffen und wie erkenne ich sie?
"Tigermücken sind noch nicht so weit verbreitet", sagt Kunz, sie sind vor allem im urbanen Raum (Großraum Graz) und an Autobahnen bzw. Autobahnraststätten zu treffen, da die Insekten durch den Fernverkehr eingeschleppt werden. Neben der Tigermücke hat auch die Asiatische Buschmücke den Sprung nach Österreich geschafft. Diese Stechmückenarten sehen sich sehr ähnlich. Beide haben eine weiße Ringzeichnung auf dunklem Grund. Während die Tigermücke eher schwarz ist, ist die Buschmücke eher mittel- bis dunkelbraun. Aber die Tigermücke hat einen längsverlaufenden Strich am Rückenschild hinter dem Kopf. Beide Arten sind knapp unter einem Zentimeter groß. Im Gegensatz zu heimischen Arten sind Tigermücken tagsüber aktiv.
4 Ist die Tigermücke gefährlich – sie kann ja Krankheiten übertragen?
"Busch- und Tigermücke können Viruserkrankungen übertragen", erklärt Virologe Gernot Kunz. Und zwar mehr als 20 Krankheiten. Viele davon, wie etwa Dengue, Zika oder Chikungunya, können von heimischen Stechmückenarten nicht übertragen werden. Zudem sind die genannten Krankheiten in Österreich nicht endemisch – die Gefahr ist also gering. Denn eine Tigermücke müsste erst eine infizierte Person stechen, um sich selbst zu infizieren und in weiterer Folge das Virus an Menschen weitergeben zu können.
5 Wie sollte ich mich verhalten, wenn ich glaube, eine Tigermücke entdeckt zu haben?
Es besteht kein Grund zur Panik. Sie können ein Foto mit Ihrem Smartphone machen und mithilfe der kostenlosen App "Mosquito Alert" melden (für iOS, Android). Die eingesendeten Fotos werden von Fachleuten begutachtet, und die Funde tragen zur Bekämpfung der Insekten bei. "Natürlich kann man das einzelne Insekt dann töten", sagt Kunz. "Entscheidend ist aber, dass man die Brutstätten in den Griff bekommt."
6 Wie kann ich mich vor Tigermücken & Co. schützen?
"Tigermücken können nicht gut fliegen", erklärt der Experte. Dort, wo man die Exemplare entdeckt, werden sie auch ihre Eier ablegen. Deswegen sollte jeglicher Behälter, in dem sich Wasser sammelt, wöchentlich geleert werden. Regentonnen sollten abgedeckt werden, Gießkannen und Sandspielzeug verkehrt oder unter Dach gelagert werden. Um die Stechmücken von Innenräumen fernzuhalten, sollten Fenster und Türen mit Schutzgittern verschlossen werden. Insektenschutzmittel, die gegen heimische Gelsen wirken, sollten auch gegen die eingewanderten Arten wirksam sein.