Geschichten laden zum Träumen ein – und fangen Menschen damit ein. Es ist eine ganz besondere Magie, die sich das Austrian International Storytelling Festival von 23. Mai bis 2. Juli zum nunmehr 36. Mal in Folge zunutze macht, um Erzählungen in all ihren künstlerischen Formen greifbarer zu machen. Was 1987 mit einer "Langen Nacht der Märchenerzähler" und einem Fokus auf jüdische Geschichtenerzähler begann, ist heute ein Festival, das Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt eine Bühne für ihre Geschichten gibt.
Von Folke Tegetthoff ins Leben gerufen, hat seit September 2022 offiziell Tochter Tessa Erker-Tegetthoff die inhaltlichen Zügel in der Hand – der Vater ist sichtlich stolz: "Tessa ist ein Festivalkind, sie war bei der ersten Ausgabe drei Jahre alt und kroch zwischen den Stuhlreihen herum. Mit 13 Jahren begann sie, aktiv mitzuarbeiten und hat auch ihre Freunde mit ins Boot geholt", erinnert sich der Festival-Initiator. "Es gibt nichts Schöneres, als so ein Lebensprojekt an meine Tochter zu übergeben, weil ich weiß, dass es in guten Händen ist. Und ich kann mich wieder mehr auf meine eigene Rolle als Geschichtenerzähler konzentrieren.
Frauen im Fokus
Klassische Storytelling-Festival-Kultur gepaart mit frischem Wind und jungen Augen – Erker-Tegetthoff hat viel vor und gibt bei ihrem ersten Festival als offizielle Geschäftsführerin und Intendantin gleich einen neuen Ton vor. "Der Fokus liegt heuer auf Künstlerinnen aus aller Welt, ein Zelebrieren von Frauen in der Kunst", sagt Erker-Tegetthoff.
#femalestories – weiblichen Geschichten eine Plattform geben, das ist wichtig für die Intendantin. "Frauen hatten immer viel zu sagen, wurden und werden auch 2023 aber immer noch oft überhört", sagt sie. Von Akrobatik über Schatten- und Fußtheater bis hin zu Musik, jeder Geschmack soll getroffen werden. Stolz ist Erker-Tegetthof auch auf die Internationalität der teilnehmenden Akteurinnen und Akteure. "In unserem Programm haben wir talentierte Frauen aus Italien, Indien, aber auch aus dem Iran, der Ukraine und Deutschland."
Dass Frauen im Fokus stehen, 30 der 50 Teilnehmenden sind weiblich, unterstützt auch Landtagsabgeordnete Sandra Holasek. "Wir setzen uns für eine Verbesserung der Chancengleichheit und haben einen Schwerpunkt auf Frauenförderung. Das Festival bietet dahingehend deshalb einen wertvollen Beitrag."
Bruck an der Mur neu dabei
Insgesamt 27 Programmpunkte stehen am Plan – nicht nur in Graz werden Geschichten auf kreative Art erzählt. Neben dem Stift Vorau ist auch Bad Radkersburg als Austragungsort wieder dabei, bereits zum zweiten Mal. "Ich verstehe ohnehin nicht, warum wir das nicht schon früher gemacht haben", sagt Bürgermeister Karl Lautner. Kulturell tut sich viel in der südoststeirischen Gemeinde, denn schließlich erhielt das Dörferprojekt des Museums im Zeughaus heuer zusätzlich den Volkskulturpreis. "Uns ist es ein Anliegen, dass Kultur bei uns gelebt und erlebt werden kann."
Neu dabei ist heuer als erster Festival-Standort in der Hochsteiermark die Stadt Bruck an der Mur. Bürgermeisterin Andrea Winkelmeier freut sich: "Bruck ist eine Stadt mit viel Historie, von der wir dachten, dass sie sich als Standort gut eignet. Tessa Erker-Tegetthoff hat uns recht gegeben." In Zukunft wünscht sich die Intendantin weitere Kooperationen mit Gemeinden in der Steiermark. "Damit alle Zugang zu tollen Geschichtenerzählungen haben."