Anfang März war noch jedes achte Bett in den steirischen Landesspitälern gesperrt, mittlerweile kann allein am LKH Graz jedes sechste Bett aus Personalmangel nicht belegt werden. Das hat Michael Tripolt, Betriebsratsvorsitzender am Universitätsklinikum Graz und Zentralbetriebsratschef der steirischen Landeskrankenhäuser, im Ö1-Frühjournal bestätigt.

Immer mehr Personal fehlt, so Tripolt. "Das führt dazu, dass die Kollegen viel mehr in kürzerer Zeit arbeiten müssen, als das bei vollem Personalstand der Fall wäre. Ein weiteres Problem ist: Wir haben die Belagsdauer reduziert. Wir behandeln jetzt mehr Patienten als früher, aber in viel kürzerer Zeit. Es muss aber eigentlich die gleiche Leistung vollbracht werden, auch das führt zu einer eklatanten Steigerung der Arbeitslast und macht den Job unattraktiv", sagt Tripolt gegenüber Ö1.

"Besorgniserregend"

Auch Med-Uni-Graz-Rektor Hellmut Samonigg äußerte sich im Radiointerview: "Wir sind in einer Situation, die tatsächlich in einzelnen Bereichen besorgniserregend ist und was besonders irritierend ist, dass diese Abwärtsspirale nach wie vor nicht unterbrochen ist."

Dabei fehle es, zumindest am Grazer Uniklinikum, nicht an Ärzten, sondern vor allem an Pflegepersonal, so Samonigg: Dadurch müssen Betten gesperrt, Operationen verschoben werden, auch auf den Intensivstationen fehle es an Personal. Anders sei die Lage außerhalb von Graz, wo es auch an Ärzten in den Spitälern mangle. "Ärzte verlassen die Kliniken, eröffnen eine Wahlarztpraxis – nicht die allgemeine Zahl der Ärzte ist zu gering, sondern die Ärzte sind nicht dort, wo sie gebraucht werden", sagt Rektor Samonigg.

Es brauche nun unbedingt Maßnahmen, plädieren Samonigg und Tripolt. Die Jobs in Spitälern müssten attraktiver werden, da gehe es um Geld, aber vor allem auch um Wertschätzung und bessere Bedingungen.

Am 28. April will Samonigg die Probleme offen ansprechen: Die Medizinische Uni Graz lädt zur öffentlichen Podiumsdiskussion zum steirischen Spitalssystem. Am Podium werden neben Samonigg unter anderem Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) und Kages-Vorstand Gerhard Stark diskutieren.

Niedergelassenen Bereich stärken

Doch was muss sich ändern? Das Problem ist komplex: Fehlt es im niedergelassenen Bereich an offenen Ordinationen und Anlaufstellen, kommen die Patienten vermehrt in Spitalsambulanzen. So brauche es eine bessere Versorgung im niedergelassenen Bereich, um die Spitäler zu entlasten. Auch Patienten müssten im Gesundheitssystem besser gelenkt werden, wie auch die österreichische Ärztekammer vor Kurzem aufzeigte: Es sei widersinnig zuzulassen, dass Patienten an den teuersten Punkt der Versorgung – die Spitäler – verlagert werden, wenn sie im niedergelassenen Bereich optimal versorgt werden könnten.

Bogner-Strauß: Verhandlungen laufen

Die steirische Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) verweist auf das Maßnahmepaket für die Pflege in der Kages, das im Jänner vorgestellt wurde. Es umfasst zum Beispiel eine Gehaltserhöhung im Bereich der Kinder- und Jugendlichenpflege und Neuerungen bei den Dienstplänen. Man sei beim Land auch gerade in der Endabstimmung eines Maßnahmenpakets für den Bereich Innere Medizin des LKH Graz. Zudem würden Verhandlungen zwischen Landesregierung und Zentralbetriebsrat seit Montag laufen.

Rauch: "Können den gesamten Personalbedarf nicht abdecken"

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) erinnerte angesichts der Alarmrufe aus den Spitälern an die Versuche, im Zuge der Finanzausgleichsverhandlungen für eine Stärkung des ambulanten Bereichs zu sorgen. Angesprochen auf die - öffentlich nicht einsehbare - Zahl der in den Krankenhäusern der Bundesländer wegen Personalmangels gesperrten Betten, meinte er nach dem Ministerrat, man bemühe sich um diese und sei im täglichen Austausch. Nennen konnte er die Zahl allerdings nicht.

"Es wird darum gehen, insgesamt bei der Personalsituation Abhilfe zu schaffen", sagte Rauch: "Das kann aber nicht rasch geleistet werden." Geld allein helfe hier nicht, denn auch im niedergelassenen Bereich fehlten die Kassenärzte. Wichtig sei die Ausbildung, man müsse aber im gesamten Gesundheitsbereich auch die Anwerbung im Ausland forcieren. "Wir können den gesamten Personalbedarf in Österreich nicht abdecken", unterstrich der Gesundheitsminister.