Aus dem Murtal in die Welt der feinen Cuisine trieb es Reinhard Gerer, der im Laufe seiner Kulinarik-Karriere zum ersten Vierhauben-Koch Österreichs werden würde. Jetzt verstarb er mit 69 Jahren in der Rudolfstiftung in Wien nach langer, schwerer Krankheit. Zahlreiche Wegbegleiter und Kulinarikfreunde trauern online um den talentierten Koch.
Mit 15 Jahren ging der junge Steirer für seine Lehre nach Wien und wurde in der Wieselburger Bierinsel im Prater in Wien an das Handwerk herangeführt. Zahlreiche bekannte Namen der Gastro-Branche nahmen den Zeltweger unter ihre Fittiche. Unter anderem schloss Gerer seine Ausbildung bei Werner Matt im Restaurant Prinz Eugen ab, der Tiroler galt als Doyen der österreichischen Küche. Auch in den Küchen von Paul Bocuse, Eckart Witzigmann und Heinz Winkler legte der ambitionierte Steirer einen Zwischenstopp ein.
Vom Lehrling zum Lehrer
1984 eröffnete der Steirer sein erstes eigenes Restaurant, das Korso im Wiener Hotel Bristol. Unter seiner Leitung wurde das Korso vom Restaurantführer Gault Millau eine Zeit lang mit vier Hauben ausgezeichnet, eine Premiere in Österreich. Davor war dies noch keinem Restaurant gelungen. Vom Reiseführer Guide Michelin erhielt das Restaurant fast 20 Jahre lang einen Stern, 2008 verließ Gerer das Korso. Mit der Führung des Magdalenenhofs, den er mit seiner späteren Frau Natalie Jelesitz am Bisamberg führte, erfüllte sich der Steirer einen Traum.
Vom Lehrling wurde der Haubenkoch auch selbst zum Lehrer, bildete unter anderem Köche wie Toni Mörwald, Christian Domschitz, Daniel Kellner und Gerti Hütter aus. Mit ersterem übernahm Gerer die Wiener Niederlassung des bekannten Gastronomietheaterprojekts Palazzo, für das er unter anderem bis zu seinem Abgang 2013 seinen ehemaligen Lehrer Eckart Witzigmann und Harald Wohlfahrt ins Boot holen konnte.
"Kochlegenden" in Kärnten
Auch in Kärnten war der Haubenkoch umtriebig. Beim Mochoritsch auf der Griffen-Rast luden die Gastgeber Hannes und Josef Jernej 2019 mit der Veranstaltungsreihe "Kochlegenden" die besten Köche in das südlichste Bundesland ein - den Auftakt machte damals Gerer.
Vor allem in den letzten Jahren zog sich der Steirer immer weiter zurück. Am 12. April hätte er seinen 70. Geburtstag gefeiert.