Sie ist Klimaforscherin, er Mittelschüler. Er weiß dank ihr, wie er sich richtig für eine Lehre bewirbt, dafür kann sie jetzt fast so schnell Sonnenblumenkerne mit den Zähnen aufknacken wie er. Das erzählt Lydia Lienhart (26) stolz und lacht. Mario Alexandru Pascal (15) kennt sie seit November. Spaß haben sie immer. Sie wollte sich neben ihrem Doktorat an der Uni Graz ehrenamtlich engagieren, er hat Hilfe gebraucht, weil er nicht wusste, wie es mit ihm weitergehen soll.
Durch den Verein Sindbad haben sie sich kennengelernt. Dort trifft je ein Jugendlicher auf einen Erwachsenen, der ihn dann bis zu einem Jahr lang begleitet, Zeit mit ihm verbringt und für Fragen da ist. Bildungsbenachteiligte Schüler will man so auffangen und Jugendarbeitslosigkeit verhindern.
Julia Unterberger über den Verein:
Bildung wird "vererbt"
Zuletzt ist die Zahl der jungen arbeitslosen Menschen bis 25 Jahre im Vergleich zum Vorjahr um 8,3 Prozent gestiegen, heißt es vom Arbeitsmarktservice (AMS). Es sei Fakt, dass Bildung in Österreich immer noch "vererbt" wird, sagt Bildungsforscherin Natalia Wächter von der Uni Graz. Kinder aus Akademikerfamilien machen eher Matura, finden eher einen guten Job. Familien aus sozial benachteiligteren Schichten und mit Migrationshintergrund seien in der Regel bildungsferner, so Wächter.
Mario Alexandru Pascal ist Rumäne, lebt seit sieben Jahren in Judendorf und geht in die Mittelschule Viktor Kaplan. Mit Lydia Lienhart trifft er sich zum Beispiel im Augarten zum Sporteln oder bei McDonald's zum Reden und zur Lehrstellen-Recherche. Er will Metallbautechniker werden. Längst sind er und Lydia Lienhart Freunde.
Von Billard bis Pommes
Das scheint die Norm zu sein bei Sindbad: Schüler Raphael Packer (13) und Straßenbahnfahrer Gerald Hajos (29) gehen gern mit Raphaels Hunden spazieren. "Ich hab gelernt, dass man nicht unbedingt im ersten Job bleiben muss, es gibt viele Möglichkeiten", sagt der 13-Jährige.
Benjamin Höbenreich (14) weiß hingegen schon fix: Er will Verkäufer werden. Michael Richter (31), der an der TU Graz arbeitet, hilft ihm. Gefunden haben sich auch Uli Marinschek (34) und Selina Pienegger (13). "Wir lieben beide Pommes, sind wir draufgekommen. Außerdem war ich in der Hotellerie, wo Selina jetzt eine Lehre machen will", erzählt Marinschek.
Gerald Hajos (29) und Raphael Packer (13) über das, was sie voneinander gelernt haben:
Die Jugendlichen suchen sich ihre Mentoren selbst aus. "83 Prozent von denen, die unser Programm abschließen, sind jetzt in einer fixen Ausbildung", sagt Standortleiterin Julia Unterberger. Der Verein finanziert sich mithilfe von Sponsoren, Spenden und Förderungen. Auch "Steirer helfen Steirern" unterstützt das Projekt.