Eine Kaltfront erfasste in der Nacht auf Samstag den Osten Österreichs - und das ging wie vorhergesagt mit starkem Wind und Sturm einher: Auf den Bergen im Mariazeller Land und in den Fischbacher Alpen pfiff der Wind mit mehr als 100 km/h. In Ober- und Niederösterreich wurden noch höhere Windspitzen gemessen: Buchberg im Wienerwald stellt mit 151 km/h (!) einen neuen Rekord auf, am Jauerling in der Wachau und am Feuerkogel in Gmunden wurden 126 km/h registriert.
Im Bezirk Eferding (OÖ) starb ein 56-Jähriger, als er nach dem Sturm sein Dach reparieren wollte. Der Mann stellte auf der Terrasse im ersten Stock eine Aluleiter gegen die Dachrinne und stieg hinauf. Er wollte die beschädigten Dachziegel austauschen. Doch die Leiter rutschte weg und der 56-Jährige fiel aus einer Höhe von rund sechs Metern in die Tiefe.
Von Baum getroffen
In Salzburg krachte kurz vor Mitternacht ein Baum auf die Gransdorfer Landesstraße und traf den Pkw einer 23-Jähriger: Die Frau wurde verletzt und konnte sich aus dem Wrack nicht mehr befreien. Zum Glück entdeckte sie ein anderer Autofahrer und alarmierte die Einsatzkräfte. "Durch die Freiwilligen Feuerwehren Berndorf, Seeham und Obertrum konnte der Baum angehoben und das Fahrzeug mittels Bergeschere aufgeschnitten werden", teilte die Polizei am Samstag mit.
Zum Glück gab es in der Steiermark keine Verletzten. Gefragt waren die Monteure der Energie Steiermark: Zeitweise waren 2000 Haushalte ohnre Strom. Im Raum Pöls-Oberkurzheim beschädigte ein Baum eine Strom-Leitung, am Bahndamm brach infolge ein Brand aus. Die Südbahnstrecke war vorübergehend gesperrt. Unterdessen mussten im Raum Veitsch die Landesstraßen L 131 und L 102 kurzfristig gesperrt werden.
Skigebiete stellen Lifte ab, Zoo Schönbrunn bleibt zu
In der Obersteiermark stellren Skigebiete zeitweise ihren Liftbetrieb ein. "Aufgrund zu hoher Windgeschwindigkeiten können Polster Classic, Polster Quattro und auch Grübl Quattro aktuell nicht in Betrieb gehen", vermeldeten etwa die Präbichl-Bergbahnen. Am Samstag erreichten die Böen dort knapp 87 km/h.
Im Skigebiet Brunnalm-Veitsch war der 4er-Panorama-Sessel gesperrt, auch am Loser waren die Lifte nur zum Teil im Betrieb, aufgrund des Sturms könne es noch zu Änderungen kommen.
In Wien hatten die Österreichischen Bundesgärten bereits angekündigt, aufgrund des vorhergesagten Sturms den Schönbrunner Schlosspark in der Früh nicht öffnen zu können. Auch ein Besuch des Tiergartens war nicht möglich. Auch in Haag im Mostviertel ist der Tierpark geschlossen: "Ein Aufenthalt wäre wegen herabfallender Äste zu gefährlich", heißt es.
Zug evakuiert, Theaterdach "wie Stanniol zerknüllt"
In Oberösterreich wurden die Einsatzkräfte schon Freitagabend in St. Pankraz (Bezirk Kirchdorf) für die Evakuierung eines Zuges gerufen. Der Wind hatte die Oberleitung beschädigt. Für die 35 Passagiere wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Verletzt wurde niemand.
In der Landeshauptstadt Linz wurde das Dach der Kammerspiele großteils zerstört. Wie das Landestheater in einer Presseaussendung am Samstag bekannt gab, wurde "das Blechdach des Bühnenturms quasi wie Stanniolpapier zerknüllt", so Thomas Königstorfer, kaufmännischer Direktor des Landestheaters. Niemand wurde verletzt.
Starke Böen und Schäden in Niederösterreich und Wien
Die Berufsfeuerwehr Wien sprach gegenüber der APA von 50 Einsätzen. "Dabei hat es sich um umgestürzte Bäume, Gerüstteile sowie lose Dachziegel und Fenster gehandelt", so Sprecher Lukas Schauer.
Ast ragte in Schlafzimmer
Auch in ganz Niederösterreich hat das Sturmtief in der Nacht auf Samstag die Feuerwehren auf Trab gehalten. Im Bezirk Gmünd ist in der Nacht ein Baum auf das Dach eines Wohnhauses gestürzt. Ein Ast durchbohrte dabei die Außenhülle des Gebäudes und drang ins Schlafzimmer einer Frau. Er verfehlte die Schlafende nur um einen halben Meter.
Bis zum frühen Vormittag habe es rund 100 Alarmierungen wegen Sturmschäden gegeben, sagte Feuerwehr-Sprecher Franz Resperger auf APA-Anfrage. Zum überwiegenden Teil habe es sich dabei jedoch nur um kleinere Routineeinsätze wie umgestürzte Bäume und Plakatwände oder abgetragene Dachziegel gehandelt.
Wärmer wird es erst wieder ab Wochenbeginn
Mit der Kaltfront des Tiefs sinkt in der Nacht auf Samstag die Schneefallgrenze im Westen des Landes allmählich bis in die Täler. Dabei sind in den mittleren Lagen durchaus 20 cm Neuschnee zu erwarten, heißt es bei der Unwetterzentrale (UWZ).
Im Laufe des Tages erwartet der Wetterdienst Geosphere Austria ein Abklingen des Sturms. "Im Osten ist damit allerdings erst gegen Abend zu rechnen", sagte Meteorologe Thomas Wostal der Austria Presse Agentur.
Ab Wochenbeginn wird es wieder milder. Am Montag sind in der Steiermark schon wieder 15 Grad möglich. Am Dienstag könnte ein Italientief auch im Süden Regen bringen. "Und in der zweiten Wochenhälfte geht es dann mit den Temperaturen schon wieder Richtung 20 Grad", sagt Meteorologe Martin Kulmer von Geosphere Austria.