Jahrzehntelang wurde das Österreichische Bundesheer niedergespart, jetzt soll es wieder an das internationale Niveau herangeführt werden. Generalmajor Bruno Hofbauer ist jener Mann im Verteidigungsministerium, der den "Aufbauplan 2032" verantwortet. Am Mittwoch sprach der gebürtige Grazer, der einst in Fehring seinen Wehrdienst geleistet hat, auf Einladung der Offiziersgesellschaft Steiermark über das für österreichische Verhältnisse gigantische Investitionspaket.

"Was wir aus dem Ukraine-Krieg mitnehmen, ist, dass Landesverteidigung nicht ausschließlich eine militärische Angelegenheit ist. Das muss viel breiter gedacht werden", erklärte der Planungschef des Bundesheeres. Die Kernaufgabe des Bundesheeres müsse aber wieder die militärische Landesverteidigung sein, das habe auch die Politik sehr rasch verstanden.

Verteidigung statt Auslandseinsatz

Rund 16 Milliarden Euro stehen dem Bundesheer bis 2026 gemäß Bundesfinanzrahmen zur Verfügung. "Das ist schon ein eklatanter Anstieg", machte Hofbauer deutlich. Allerdings gebe es im Heer fast keinen Bereich, in dem kein Aufholbedarf besteht. 20 Jahre lang sei unser Militär – wie auch andere europäische Armeen – strukturell auf die Beschickung von Auslandseinsätzen ausgerichtet worden. Daher floss das wenige Geld primär in die dafür notwendigen Truppenteile und Waffengattungen. "Das ist der Grund, warum wir keine Vollausstattung haben." Mit der Rückorientierung auf die Verteidigung der Republik seit Beginn des Ukraine-Krieges müsse man vieles praktisch neu aufbauen.

Hofbauer nannte als Beispiel die nur noch rudimentär vorhandene bodengebundene Luftabwehr. Statt früher sechs gibt es nur noch ein Bataillon – und das mit sehr eingeschränkten Fähigkeiten. Das soll sich jetzt zwar ändern, aber: "Für das Einführen neuer Fähigkeiten in einer Organisation kann man mit sieben bis zehn Jahren rechnen. Insofern rennt die Zeit gegen uns, auch wenn uns die geostrategische Lage etwas hilft", so der Offizier mit Verweis auf die kürzer gewordenen Vorwarnzeiten vor Konflikten.

Alle Investitionen in das Gerät hätten aber keinen Sinn, wenn das Personal nicht vorhanden ist – und wenn die Truppe nicht übt, machte Hofbauer klar. "Wir haben in den letzten Jahren vor allem durch den Einsatz an der Grenze, aber auch durch die Pandemie sehr wenig geübt und nur wenige Soldaten wurden im Grundwehrdienst die vollen sechs Monate ausgebildet." Davon müsse man wieder wegkommen, das sei auch für das Kaderpersonal notwendig. Hofbauer: "Der Kader möchte Militär sein und nicht Polizist, sonst wären sie ja Polizisten geworden und nicht Soldaten."

Drohnenabwehr in Zeltweg

Der auf zehn Jahre ausgelegte Aufbauplan des Bundesheeres mit einem Gesamtumfang von fast 17 Milliarden Euro wird sich auch massiv auf die steirischen Heeresstandorte und den Soldaten dort auswirken. Hofbauer hob einmal mehr das Fliegerabwehrbataillon 2 in Zeltweg und Aigen hervor. Zeltweg werde die Heimat der neu einzuführenden bodengebundenen Luftabwehr mittlerer Reichweite (40 bis 50 Kilometer) bilden, ebenso werde die Drohnenabwehr bei diesem "Kern- und Leitverband für die österreichische Fliegerabwehr" angesiedelt sein. Nach Jahren des politischen Wankelmutes ist auch der Weiterbetrieb sowie die Nachrüstung der 15 Eurofighter zu einem echten Kampfflugzeug endgültig sichergestellt. Lediglich hinter dem Kauf dreier Doppelsitzer stehe noch ein Fragezeichen. Stationiert würden jedenfalls alle Kampfjets in Zeltweg, Linz wird der Ausweichflughafen.

Aufklärer in einer neuen Dimension

"Für das Bataillon in Feldbach haben wir vor, vor allem die Aufklärungsaufgaben in eine neue Dimension zu heben – und zwar mit Aufklärungsmittel, die wir in Österreich nicht hatten", führte Hofbauer aus. Das ebenfalls (noch) in der Südoststeiermark beheimatete Artilleriegeschütz M-109 A5Ö wird behalten und – sofern technisch möglich – mit endphasengesteuerter Präzisionsmunition bestückt.

Feldbacher Aufklärer bekommen Hightech-Ausstattung
Feldbacher Aufklärer bekommen Hightech-Ausstattung © Wilfried Rombold

Das Jägerbataillon 17 in Straß erhält nicht nur weitere Pandur-Mannschaftstransportpanzer, sondern auch sogenannte "Systemfahrzeuge". Die Rede ist von Panduren in Sanitätsausführung, mit aufgesetztem Granatwerfer oder Panzerabwehr-Lenkwaffenträger. Neue leichte Infanteriefahrzeuge rollen hingegen zum Jägerbataillon 18 in St. Michael. Diesem kommt im neuen Streitkräftekonzept eine Schlüsselrolle zu, so Hofbauer. "Diese leichten Infanterieverbände müssen in großen Räumen ein Lagebild herstellen und Präsenz zeigen." Dafür sei hohe Beweglichkeit, eine gute technische Ausstattung und Selbstständigkeit notwendig. Ein "gewisser Erneuerungsbedarf" sei schließlich auch beim Versorgungsregiment 1 in Gratkorn, dem Logistikverband des Bundesheeres, erkannt worden.

Straß bekommt weitere Pandur-Radpanzer
Straß bekommt weitere Pandur-Radpanzer © BMLV/Robert Giessauf

Und natürlich sollen alle 55.000 Soldaten des Bundesheeres, speziell aber jene der Kampftruppe, von der verbesserten persönlichen Ausrüstung profitieren. Das beginnt beim Kampfhelm, geht über das Sturmgewehr und reicht bis zu Nachtsichtbrillen und ballistischen Schutzwesten. Da gehe es um "viele Kleinigkeiten", so Hofbauer, die sich aber relativ schnell bei der Truppe bemerkbar machen.