Ein Arbeiter packt ein kleines Huhn an den Beinen und schleudert es gegen die Kante eines Leichencontainers, um sein Genick zu brechen. Ein anderer Arbeiter tritt ein entkommenes Huhn gegen die Wand, schlägt es und wirft es weg. Tot ist es dann noch nicht, es zuckt noch einige Minuten weiter.

Es sind Videoaufnahmen aus einem steirischen AMA-zertifizierten Hühnerschlachthof, die verstören und vom Verein gegen Tierfabriken veröffentlicht wurden.

"So etwas darf und wird nie wieder vorkommen"

Jetzt äußerte sich der steirische Familienbetrieb in einer Stellungnahme: "Von diesen Bildern sind wir selbst entsetzt, so ein Verhalten ist für uns inakzeptabel. Das ist nicht, wofür wir stehen – und darum gab es für die betreffenden Mitarbeiter auch entsprechende arbeitsrechtliche Konsequenzen. Damit so etwas nie wieder vorkommt, haben wir unser gesamtes Team mit diesen Bildern konfrontiert und dabei sehr deutlich gemacht, dass wir derartiges nicht tolerieren. Und wir werden in unseren Schulungen künftig noch stärker darauf achten, alle Mitarbeiter dahingehend zu sensibilisieren", vermeldet der Betrieb. So etwas dürfe und werde nie wieder vorkommen.

"Tatsache ist, dass erste behördliche Kontrollen klar gezeigt haben, dass ein Großteil der angezeigten Vorwürfe haltlos ist. Es ist auch täglich ein beamteter Tierarzt vor Ort, der die Einhaltung aller Bestimmungen kontrolliert", heißt es weiter in der schriftlichen Stellungnahme. Der Betrieb räumt aber ein, "dass einige der vom VGT dokumentierten Szenen nicht in Ordnung sind und die wollen wir auch keinesfalls schönreden, sondern werden sie abstellen". Der Betrieb wünscht sich in diesem Zusammenhang eine ehrliche Diskussion: "Es kann nicht sein, dass der Markt und die Konsumenten möglichst preiswerte Produkte von uns erwarten, aber gleichzeitig niemand wahrhaben will, dass das im kleinen Maßstab unmöglich ist."

Drohungen über Social Media

Der VGT habe hingegen am Dienstag ein Anwaltsschreiben im Auftrag des betroffenen Schlachthofes erhalten, in dem mit Klage gedroht wurde. Es sei versucht worden, das Bekanntwerden der Aufnahmen und des Tierleids zu verhindern, hieß es vonseiten des VGT. Es sei "nicht um Einschüchterung" gegangen, wurde hingegen vonseiten des Schlachthof-Sprechers betont. "Es ging um die Nichtkenntlichmachung des Namens, das ist zum Schutz der Familie wichtig und dem ist auch entsprochen worden", so der Sprecher. Die Familie des Betreibers habe dennoch bereits Drohungen über Social Media erhalten.

AMA will Videoüberwachung installieren

Die AMA will jetzt in dem Schlachtbetrieb tierschutzrelevante Bereiche der Geflügelschlachtung mit Videoaufzeichnungen überwachen. Mit dieser Maßnahme soll mehr Transparenz während des Schlachtvorgangs erreicht werden. Die tierschutzrelevanten Videoaufzeichnungen sind regelmäßig von Fachleuten auszuwerten, heißt es dazu von der AMA. Das habe zum einen präventive Wirkung, andererseits ermögliche es im Falle von Fehlverhalten schnelleres Eingreifen.

In der Kohlendioxidanlage sollen die Hühner das Bewusstsein verlieren, dabei schlagen sie jedoch wild mit dem Kopf und schnappen nach Luft
In der Kohlendioxidanlage sollen die Hühner das Bewusstsein verlieren, dabei schlagen sie jedoch wild mit dem Kopf und schnappen nach Luft © VGT.at

Behörde hat "keine Mängel festgestellt"

Dem Amtstierarzt der zuständigen Bezirkshauptmannschaft wurde die Anzeige gegen Tierquälerei am 14. Februar übermittelt, am 15. Februar habe man bereits kontrolliert: "Wir haben sofort eine Anlasskontrolle durchgeführt und konnten keine Mängel feststellen." Er verweist auch auf die regelmäßigen Kontrollen einer externen Prüfstelle, die wenig Beanstandungen festgestellt hätte.

Grundsätzlich handelt es sich um ein laufendes Verfahren, denn es liegen viele Stunden an Videomaterial vor, die gesichtet werden müssen. Ob die Vorwürfe stimmen, könne man noch nicht sagen.

Der automatische Kehlschnitt funktioniere oft nicht richtig. Dabei könne man nicht ausschließen, dass einige der Tiere im Vorhinein nicht ausreichend betäubt worden sind
Der automatische Kehlschnitt funktioniere oft nicht richtig. Dabei könne man nicht ausschließen, dass einige der Tiere im Vorhinein nicht ausreichend betäubt worden sind © VGT.at