Am Sonntag ging es Schlag auf Schlag: Zwischen der Uniklinik Graz und einigen niedergelassenen Ärzten liefen die Leitungen heiß. Aber nicht nur dort, denn auch bei vielen Eltern klingelten die Telefone. Sie wurden darüber informiert, dass ihre Kinder Kontakt mit bestätigten Masern-Patienten hatten. Denn: Mindestens zehn Fälle wurden am Wochenende in Graz mittels PCR-Test bestätigt, wie Recherchen der Kleinen Zeitung ergaben. Zwischenzeitlich war medial von 14 Betroffenen die Rede – wobei doppelte Zählungen zunächst nicht ausgeschlossen werden konnten. Klar ist: Drei Betroffene mussten bereits am Samstag stationär behandelt werden.
Der Grazer Facharzt Hans Jürgen Dornbusch, Leiter im Impfreferat der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde, appellierte daher noch am Sonntagabend, sich gegen Masern impfen zu lassen: „Wir brauchen hier einen Impfschutz von 95 Prozent, aktuell haben die nötigen Teilimpfungen aber unter 85 Prozent der Bevölkerung.“ Der Widerstand gegen die Immunisierung sei in manchen Gruppen groß, meint der Experte.
Die aktuellen Fälle dürften ihren Ausgangspunkt im Norden der Landeshauptstadt haben. Der Ausbruch kam auf, weil Masern in Österreich meldepflichtig sind, schließlich kann die Erkrankung ernste Komplikationen nach sich ziehen – darunter Lungen- und Gehirnentzündung. In den letzten Jahren listet die Statistik Austria bundesweit zwischen einem Fall 2021 und 151 Ansteckungen 2019. In eben diesem Jahr hatte es auch in der Steiermark einen größeren Ausbruch gegeben – ein betroffener Jugendlicher dürfte im LKH Graz damals mehrere Personen infiziert haben.
Da erste Symptome bei Masern erst nach rund zehn Tagen auftreten, fürchtet Dornbusch nun weitere Fälle in und nach den Semesterferien. Die gute Nachricht: Wer Kenntnis über einen Fall im Umfeld hat und bisher nicht geimpft ist, „kann sich binnen drei Tagen impfen lassen – dann hat man eine gute Chance, dass es nicht zum Ausbruch kommt“.