5MIA. So lautet die Kennung des nagelneuen Hubschraubers des Österreichischen Bundesheeres. Am Mittwoch wurde der erste von vorerst 18 Leonardo AW169 am Militärfliegerhorst Brumowski in Langenlebarn feierlich enthüllt und offiziell den Luftstreitkräften übergeben. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) und ihr italienischer Amtskollege Guido Crosetto fixierten bei dieser Gelegenheit jenes Geschäft, über das die Kleine Zeitung bereits Mitte November berichtet hat: Österreich zieht die Option auf den Kauf weiterer 18 leichter Mehrzweckhubschrauber.
"Mit dem erhöhten Verteidigungsbudget sind wir in der glücklichen Lage, diese Option in Anspruch zu nehmen", sagte Ministerin Tanner vor der Vertragsunterzeichnung in Niederösterreich. "Das bedeutet, dass wir letztendlich eine Flotte von 36 dieser so dringend benötigten Mehrzweckhubschrauber bekommen". Vor etwas mehr als einem Jahr war in Rom der Kauf von 18 Hubschraubern in einem Regierungs-zu-Regierungsgeschäft vereinbart worden. Teil des damaligen Vertrages war auch eine Option auf weitere Helikopter mit einer Kostengarantie bis Ende 2022. Der neue Hubschrauber sei in "Überschallgeschwindigkeit in Österreich gelandet", sprach Generalstabschef Rudolf Striedinger zuvor die relativ kurze Zeit zwischen Vertragsunterzeichnung und Auslieferung an.
Die Dringlichkeit ergibt sich nicht nur durch das baldige Ende der Alouette III, die 1967 (!) beim Bundesheer eingeführt wurde. Der Leonardo soll künftig auch die OH-58 "Kiowa" ersetzen und mit gemeinsam mit dem "Black Hawk" das gesamte Einsatzspektrum abdecken. Dafür nimmt das Verteidigungsministerium fast eine Milliarde Euro in die Hand: 446 Millionen Euro (inklusive Umsatzsteuer) fallen für die ersten 18 Hubschrauber, die Piloten- und Technikerausbildung sowie die notwendige Anpassung der Infrastruktur an zwei Standorten an. 427 Millionen Euro sind es für die zweite Tranche. Je nach Ausstattung kostet ein AW169 zwischen 8 und 15 Millionen Euro. Es ist die größte Beschaffung des Bundesheeres seit dem Eurofighter-Kauf 2007. In spätestens sechs Jahren sollen alle 36 Stück geliefert sein.
Die leichten Mehrzweckhubschrauber können mit speziellen Missionseinsrüstungspaketen je nach Einsatzzweck ausgestattet werden. So wird es auch ein Bewaffnungspaket geben: Es umfasst unter anderem eine 12,7-Millimeter-Bordkanone, ungelenkte Raketen, eine mit Laser endphasengesteuerte Lenkrakete, ein Wärmebildsystem (FLIR) und einen im Hubschrauber integrierten Waffenrechner. Unterschieden wird zwischen Einsatzhubschraubern (AW169M) und den Schulhubschraubern (AW169B), wobei letztere auch Einsatzaufgaben erfüllen können. Kritik, dass der Leonardo für die Pilotenausbildung zu groß und damit zu teuer ist, begegnet das Bundesheer so: Damit entfalle die Umschulung auf das Einsatzmuster, außerdem könne man die Einsatzstaffeln von Ausbildungsaufgaben entlasten. Letztlich stünden so mehr Hubschrauber für den Einsatz zur Verfügung.
Eine von drei Staffeln in Aigen
Nach den am Mittwoch präsentierten Plänen wird am Fliegerhorst Aigen im Ennstal eine Einsatzstaffel mit zwölf Hubschraubern stationiert sein, die restlichen 24 kommen nach Langenlebarn – je zwölf für Einsatz und für Schulung. Weil sich die Steirer mit dieser Aufteilung benachteiligt fühlen könnten, wird betont: Die Typenwerft zur Materialerhaltung für alle 36 Helis bleibt im Ennstal. Dort wird die Infrastruktur gerade um 26 Millionen Euro ausgebaut.
Das Hubschrauber-Beschaffungsprogramm soll nicht bei den Leonardos enden. Drei weitere S-70 "Black Hawk" werden, so Plan und Lieferketten halten, bis 2025 einschweben. Dann wäre die Staffel - also zwölf Stück - endlich komplett. Im Ministerium denkt man aber bereits an eine zweite Staffel.
Keine Polizeihubschrauber
Ursprünglich wollte sich ja auch das Innenministerium an die AW169-Bestellung des Verteidigungsministeriums "anhängen", nach einer rechtlichen Prüfung wurde das aber wieder verworfen. "Eine gemeinsame Beschaffung von militärischen Hubschraubern, die vom Bundesministerium für Inneres aber zivil verwendet werden, wird von den Experten als rechtlich zu unsicher eingestuft und könnte demnach als Umgehung einer Ausschreibung für das Fluggerät ausgelegt werden", heißt es aus dem Innenministerium. Jetzt soll es eine eigene Ausschreibung geben.