"Wir sind heute da, weil es um unsere Zukunft geht. Wenn man wo nicht sparen kann, dann in der Bildung", sagt Elisabeth Hartl (21), sie studiert Romanistik. "Ich habe Angst, dass da in Zukunft etwas fehlt", sagt Pädagogikstudentin Katharina Haas (21). Sie hält ein Schild hoch: "Studieren statt frieren". Am Dienstag demonstrierten laut Polizei 4000 bis 5000 Menschen in Graz wegen der Budgetnot der Unis. Es kamen Angestellte sowie Studierende und die Rektoren aller fünf steirischen Unis: Kunstuni-Rektor Georg Schulz, Med Uni-Rektor Hellmut Samonigg, Uni-Rektor Peter Riedler, Montanuni-Rektor Wilfried Eichelseder und TU Graz-Rektor Harald Kainz.
Denn die Teuerungswelle trifft auch die Hochschulen, sie fordern mehr Geld vom Bund, damit es zu keinen Einschränkungen im Lehrbetrieb und zu Personalabbau kommt.
"Sparen Sie an den richtigen Stellen, Herr Minister!"
Vor der Oper fand die gemeinsame Kundgebung statt. Es wurde getrommelt und Stimmung gemacht. "Sparen Sie an den richtigen Stellen, nicht an den falschen, nicht an den Unis", rief Simon Kintopp, ÖH-Vorsitzender der Kunstuni. Wenn die großen Häuser Österreichs weiter in die Welt hinaus strahlen sollen, brauche es Absicherung für die hochkompetitive Kunstszene. Uni Graz-Rektor Peter Riedler erntete tobenden Beifall: "Die zugesicherten 150 Millionen Euro mehr für alle österreichischen Unis bringen zwar was, aber das reicht nicht! Es ist ein wichtiges Zeichen für den Wissenschaftsstandort Steiermark, dass heute hier alle an einem Strang ziehen. Das muss man erst einmal nachmachen."
Von mangelnder Kunst bis Patientenbetreuung
Am Redepult auch Sara Velić von der Bundes-Hochschülerschaft, extra aus Wien angereist: "Ist Österreich bald das Land der toten Hochschulen? ... Sperrt ihr uns die Unis, sperren wir euch die Straßen!" Und ÖH-Graz-Vorsitzende Sarah Rossmann rief: "Unsere Zukunft sollte nicht länger auf dem Spiel stehen." Und Laurin Erlacher von der ÖH der MedUni spricht den Ärztemangel an: "Das Budgetloch der Universitäten bedeutet nicht nur eine Verschlechterung im Bereich der Lehre, sondern auch eine Verschlechterung der Patientenbetreuung in der Zukunft."
Angst unter Studierenden und Personal
Eine Uni-Mitarbeiterin meint, natürlich sorgen sich viele Kolleginnen und Kollegen um ihre Stellen bzw. um die Streichung von Projekten und Programmen. "Das passiert ja teilweise schon und es wird kompetitiver", sagt sie. "Ich wünsche mir einfach eine zweite Laborwaage in unserem Labor von 16 Leuten", sagt Molekularbiologie-Student Marcus Plattner (22), der zwei Jahre auf seinen Laborplatz gewartet habe.
Am Dienstag hat Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) verkündet, dass angesichts der Teuerung und Finanznot an den Universitäten nun für das nächste Jahr statt 250 Millionen 400 Millionen vorgesehen sind. Die 150 zusätzlichen Millionen werden aus aufgelösten Rücklagen finanziert. Laut Minister Polaschek "reiche das für 2023". Gefordert werden von den Unis insgesamt allerdings 1,2 Milliarden Euro bis 2024.
Studentin Katharina Haas:
Kündigungen drohen
Die Lage bleibt akut: Von der TU Graz hieß es am Montag, dass wenn nicht 72 Millionen Euro mehr Budget allein für die TU Graz vom Bund fließen, es zum Stellenabbau von 100 bis 150 Beschäftigten kommen kann. An der Karl-Franzens-Universität Graz wird mit rund 100 möglichen Kündigungen gerechnet – sollten die Verhandlungen mit dem Bildungsministerium ergebnislos bleiben. "Der Studienbetrieb soll aufrechterhalten werden, das ist das Ziel", so die Pressestelle der Uni Graz. "Die Budgetnot trifft alle Unis", meint man an der TU. Schon im Sommer wurde vor den dramatischen Folgen gewarnt.