Die Bundespräsidentenwahl 2022 ist entschieden, Amtsinhaber Alexander Van der Bellen wird laut den Hochrechnungen schon im ersten Wahlgang bestätigt. Er erreicht mehr als 56 Prozent der Stimmen. In der Steiermark fällt das Ergebnis inklusive Wahlkartenprognose laut ORF-Hochrechnung so aus: Alexander Van der Bellen 52,6 Prozent, Walter Rosenkranz 19,8 Prozent, Tassilo Wallentin 9,2 Prozent, Dominik Wlazny 7,5 Prozent, Gerald Grosz 7,3 Prozent, Michael Brunner 2,2 Prozent, Heinrich Staudinger 1,3 Prozent.
955.578 Menschen waren in der Steiermark wahlberechtigt, 154.295 davon haben sich eine Wahlkarte ausstellen lassen. Briefwahlstimmen werden erst morgen, Montag, ausgezählt.
Nur in Kärnten war das vorläufige Ergebnis für den Amtsinhaber noch schwächer. In vier steirischen Gemeinden liegt Van der Bellens größter Konkurrent Walter Rosenkranz von der FPÖ in der Wählergunst vorne: Oberhaag, Leutschach, Sinabelkirchen und Unterlamm. Auch in vielen Bezirken blieb der amtierende Bundespräsident unter der 50-Prozent-Marke, in Graz-Umgebung und Bruck-Mürzzuschlag überschritt er sie knapp. Am stärksten schnitt Alexander Van der Bellen in Stattegg bei Graz ab (68 Prozent), am schwächsten in Leutschach (31 Prozent).
Graz macht den Unterschied
Der Landeshauptstadt Graz verdankt Van der Bellen sein am Ende noch gutes Steiermark-Ergebnis, dort erreicht er 64 Prozent der Stimmen (ohne Briefwahl), Walter Rosenkranz nur 11,6 Prozent. Dominik Wlazny schafft mit 8,8 Prozent Platz drei unter dem Uhrturm, deutlich vor dem Grazer Gerald Grosz (5 Prozent). Nur jeder Zweite in Graz nahm diesmal von seinem Wahlrecht Gebrauch.
Der Wiener Rechtsanwalt Tassilo Wallentin dürfte in der Steiermark als Dritter ins Ziel gehen, ohne Briefwahlstimmen erreichte er 9,3 Prozent. Einen Achtungserfolg erzielt er in der kleinen Murauer Gemeinde Niederwölz. 17 von 100 gültigen Stimmen (Wahlbeteiligung am Tag des Maxlaun-Marktes: 21,5 Prozent!) bedeuten das beste Ergebnis in weiß-grün.
Bierpartei-Gründer Dominik Wlazny war auch außerhalb der urbanen Gebiete durchaus erfolgreich. So hatte er in Sankt Lorenzen am Wechsel (Bezirk Hartberg-Fürstenfeld) 11,88 Prozent als Spitzenergebnis, konnte dort 81 Wahlberechtigte für sich gewinnen. Auf über 11 Prozent kam er auch in Sankt Johann in der Haide (Hartberg-Fürstenfeld).
Ein steirischer Kandidat
Unter den sieben Kandidaten im Rennen um die Hofburg war diesmal mit Gerald Grosz auch ein Steirer. Der 45-Jährige ist in Deutschlandsberg aufgewachsen und lebt in Graz sowie in der Südsteiermark. Zusammen mit seinem Ehemann Thomas gab Grosz kurz vor Mittag seine Stimme in seinem Wahllokal in den Räumlichkeiten der Grazer Burg ab. Sein bestes Ergebnis erzielte er in St. Andrä-Höch im Bezirk Leibnitz mit 25 Prozent der Stimmen, steiermarkweit landet er auf dem vierten Platz mit rund 7,3, Prozent.
MFG-Chef Michael Brunner konnte am stärksten in Haselsdorf-Tobelbad (Graz-Umgebung) mit 5,74 Prozent und im Bezirk Liezen in der besonders impfkritischen Gemeinde Michaelerberg-Pruggern mit 5,31 Prozent (24 Stimmen) punkten. Heinrich Staudinger vermochte in der Steiermark nur in Hohentauern (Bezirk Murtal) über 5 Prozent zu springen, dort kam er auf 5,26 Prozent.
Wahlbeteiligung gesunken
Die Wahlbeteiligung in der Steiermark insgesamt betrug 65,2 Prozent, sie liegt damit etwas unterhalb des bundesweiten Schnitts (66,2 Prozent). Bei den Präsidentschaftswahlen 2016 war die Beteiligung höher, sie lag zwischen 69 Prozent (erster Wahlgang) und 73 Prozent (Wiederholung der Stichwahl).
Reaktionen der Landespolitik
FPÖ-Chef Mario Kunasek reagierte als erster Landespolitiker auf das Wahlergebnis: "Walter Rosenkranz hat einen engagierten, seriösen und fehlerfreien Wahlkampf geführt. Es ist der Parteien-Phalanx aus ÖVP, SPÖ, Grünen und Neos jedoch gelungen, Amtsinhaber Alexander Van der Bellen mit vereinten Kräften in eine zweite Amtszeit zu hieven. Unser freiheitlicher Kandidat hat allerdings klar den zweiten Platz errungen und das Ergebnis ist ein Beleg dafür, dass die FPÖ – immerhin haben auch weitere Kandidaten mit freiheitlichen Themen gepunktet – inhaltlich am absolut richtigen Weg ist." Die kommenden Urnengänge, auch die für 2024 anstehende Landtagswahl, sieht Kunasek positiv entgegen.
Landeshauptmann Christopher Drexler zeigt sich froh darüber, dass es bereits im ersten Wahlgang eine Entscheidung gegeben hat. Stabilität sei in der aktuellen besonders wichtig. "Österreich kann sich damit wieder zur Gänze der Arbeit für das Land und damit insbesondere der Bewältigung der vorherrschenden Krisen widmen", so Drexler, der sich bei allen bedankt, die zur Wahl gegangen sind. Der steirische LH hatte bereits im Vorfeld angekündigt, Van der Bellen zu wählen.
LH-Stellvertreter und SPÖ-Landesobmann Anton Lang sagt: "Alexander Van der Bellen hat seine Arbeit in den vergangenen Jahren gut gemacht. Dies wurde heute von den Wählerinnen und Wählern honoriert. Ich gratuliere dem alten und neuen Präsidenten sehr herzlich zu diesem Erfolg im ersten Wahlgang."
Grünen-Landessprecherin Sandra Krautwaschl zeigte sich "unglaublich erleichtert", dass Alexander Van der Bellen die Wiederwahl deutlich geschafft hat. "Die Österreicherinnen und Österreicher haben Besonnenheit, Verlässlichkeit und einen Präsidenten gewählt, der Menschen zusammenbringt und nicht spaltet." Schon in seiner ersten Amtszeit habe Van der Bellen gezeigt, dass er auch in den größten Krisen ein verlässlicher Fels in der Brandung unserer Republik sei. "Und genau diesen stabilisierenden Faktor braucht es jetzt in diesen stürmischen Zeiten für das Bewältigen der großen Herausforderungen, die vor uns liegen."
Neos-Klubobmann Niko Swatek gratuliert Van der Bellen zu seinem Wahlsieg. Er habe "stets mit Bedacht und in Achtung der Verfassung, der Institutionen und vor allem auch der Würde des Amts agiert", so Swatek. Für die steirischen Neos ist klar, "dass es in den kommenden sechs Jahren auch an Alexander Van der Bellen als Staatsoberhaupt liegen wird, in Österreich den Rechtsstaat zu stärken und die Korruption im politischen System endlich zu beenden".