Aufgetanzt und hereinmarschiert: Am Sonntag führten wieder alle Wege nach Graz! 120.000 Gäste wurden bei der 21. Auflage des Fests gezählt, noch bis in den Abend wurde gefeiert. Mit dem traditionelle Bieranstich war bereits Stunden zuvor der Festauftakt erfolgt, aber feiern können die Steirer bekanntlich ja besonders gut. Den Bieranstich erfolgte heuer erstmals durch den neuen Landeshauptmann Christopher Drexler mit Unterstützung von Vizebürgermeisterin Judith Schwentner. Drexler benötigte mehrere Schläge gegen das Holzfass – ein bisschen Übung wird's in den nächsten Jahren wohl noch brauchen. Das Aufsteirern 2022 wurde damit jedenfalls offiziell eingeleitet.
Für Tag zwei warfen sich die Steirer wieder in ihre Lieblingstracht. Die besten Bilder zum Durchklicken:
Ein ganz neuer Weltrekord
Der Tracht kam am Sonntag auch beim Weltrekordversuch im Walzertanzen auf der Passamtswiese im Grazer Stadtpark eine gewichtige Bedeutung zu. „Ist Linkswalzer angesagt?“, wollte noch schnell ein Herr wissen, bevor Park und Wiese zum größten Tanzboden der Steiermark wurden. „Schunkeln kann jeder“, motivierten die Tanzschulprofis Pierre Gider und Claudia Eichler letzte Unentschlossene, während bei Michaela Sucher aus dem Murtal und Thomas Leber aus Graz schon der Dreivierteltakt zwecks Aufwärmen in den Wadln pulsierte. „Tanzen ist einfach super“, erklärte Thomas. Und – „die Chance bei einem Weltrekord dabei zu sein“ ist sicher nicht alltäglich.
Auch Oleksandra, Programmiererin aus der Ukraine und Darshan, Doktoratsstudent aus Indien, waren völlig begeistert dabei, als die Trachtenkapelle Lebring-St. Margarethen endlich den Walzer anstimmte und sich die Menge in Bewegung setzte. Und obwohl der 2018 in Triest aufgestellte Weltrekord im Walzertanzen nicht geknackt wurde (1600 Paare hätte es gebraucht), stellt Graz seit Sonntagnachmittag mit 432 Tanzpaaren einen völlig neuen Weltrekord: „Größte Walzertanzgruppe in Tracht“ steht auf der Rekord-Urkunde geschrieben.
So gelang der "Weltrekord für Walzertanzen in Tracht"
Aufwärmrunde zum Weltrekordversuch
Die Vertreter der steirischen Tanzschulen, Pierre Gider und Claudia Eichler, sowie der Grazer Sportamtsleiter Thomas Rajakovics nehmen das geschichtsträchtige Ergebnis mittels Sicherheitsstufe mit sportlichem Ehrgeiz. „Rekorde gelingen meist nicht beim ersten Mal“, meint Gider und kann sich das Knacken des Triester Rekords als „längerfristiges Projekt“ vorstellen. Übrigens auch in Triest glückte der Versuch nicht gleich beim ersten Mal. Ein Spaß war es so und so.
Stärkung bei Standln und in Innenhöfen
Doch nach so viel Bewegung war Stärkung dringend notwendig. Glücklicherweise steht Genießen ganz oben auf der Aufsteirern-To-do-Liste der meisten Gäste. Rund 120.000 waren es insgesamt. Die Köstlichkeiten reichten von Kasnock´n bis Kaiserschmarren, Bier und frischer Sturm löschten bei manchen auch feuchtfröhlich über den Durst, denn feiern können die Steirer.
Bei der 21. Ausgabe des Fests der Volkskultur war auch Bummeln und Schlendern durch die vielen Innenhöfe und Schauplätze angesagt. In der Herrengasse gab es den bekannten Stau, aber auch viel Handwerk zu bewundern. Marion Kollwegger zeigte, wie man richtig spinnt. Also nicht im emotionalen Sinne, sondern mit Merinowolle. Begonnen hat sie damit vor fünf Jahren als sie beim Farracher Advent auf die Judenburger Spinnrunde traf. „Man ist so im Fluss, es ist wie Meditation“, empfiehlt die Krankenhausangestellte das Handwerk allen Stressgeplagten.
Stress hatten Amelie (7) und Sophie (5) zwar keinen, aber eine ordentliche Portion Mut mussten sie schon mit auf den Tanzboden im Burghof bringen. Die beiden Mädchen zeigten Mittänzern und Publikum, wie das mit den Toren bei der Tore-Polka so läuft. „1,2,3 und durchdrehen und weitergehen und von vorne... .“ – Sie kennen sich aus? Am besten lassen Sie es sich im nächsten Jahr von den Nachwuchstänzerinnen des Trachtenverein Roßecker zeigen. Denn das Besondere am Volksfest der Steirer ist: „Dass alle zusammenkommen und gemeinsam getanzt und gefeiert wird“, bringt es Dominque Lang-Marliot von den Roßeckern und Mama von Amelie und Sophie auf den Punkt.