Frau Gahleitner, wann spricht man von Machtmissbrauch?
SILKE GAHLEITNER: In der Psychotherapie kann man von emotionalem Missbrauch sprechen, wenn die Inhalte ins Private übergehen. Eine Fachkraft nutzt das Machtgefälle, um sich zu bereichern, sei es finanziell, ideell, also jemanden für seine Interessen zu nutzen, bis hin zu sexuell. Klientinnen und Klienten begeben sich in der Therapie in eine Abhängigkeitssituation. Dabei ist es gewollt, auch eine gewisse Regression einzugehen, also kindliche Anteile herauszukehren. Es ist aber fatal, dass ausgerechnet dieses Sich-emotional-Einlassen, dieses Sich-verletzlich-Machen ausgebeutet wird. Dazu zählt auch, wenn die Fachkraft ihr Privates unangemessen vor der Klientin ausbreitet.