365 Feuerwehren stehen seit Donnerstagnachmittag steiermarkweit im Einsatz, 3000 Feuerwehrleute arbeiten 900 Unwettereinsätze auf. Ursache: "Es war ein sehr beachtliches Sturmereignis im Zuge einer massiven Gewitterlinie, das sich über recht große Teile der Steiermark gestreckt hat", so Christian Pehsl von der Zamg. Sturmböen mit 140 km/h wurden in Neumarkt gemessen, 124 km/h in Mooslandl, 119 km/h in Leoben, 112 km/h in Kapfenberg und 112 km/h in Köflach gemessen und hinterließen ihre Spuren.
Strommasten umgeknickt
Durch die Unwetter im Raum Zeltweg (Steiermark) wurden Strommasten einer 220-kV-Leitung, welche die Umspannwerke Obersielach und Hessenberg verbinden, beschädigt. Verletzt wurde niemand. Die Absicherungsmaßnahmen laufen. Ein Video davon geht im Netz viral.
Züge stehen still
Obendrein kam es zum großflächigen Ausfall der 110-kV-Bahnstromversorgung für Kärnten und Steiermark. Laut ÖBB von 21 Uhr "gibt es derzeit keinen Zugverkehr in der Steiermark". In Kärnten sei nur ein stark eingeschränkter Zugverkehr möglich - Störungen im Detail an dieser Stelle.
Dach auf Bus
Im Grazer Raum waren es maximale Böen mit 90 km/h (gemessen in Straßgang). Im Bezirk St. Peter krachten Teile des Dachs eines Supermarktes auf einen Linienbus. Zum Glück gab es keine Verletzten, ein Passagier erlitt einen Schock. In der Petersgasse wiederum kippten Sturmböen ein Baugerüst um, in der Folge wurden die Linien 6 und 64 vorübergehend gestoppt.
Pausenlos waren ebenso die Feuerwehren im Leobener Stadtgebiet im Einsatz. Schirme, Stühle, Tische und Blumentröge lagen quer über den Hauptlatz verstreut (siehe Video), in Kraubath fiel der Strom aus.
Tote in Kärnten und Niederösterreich
Besonders tragisch ist die Situation in Kärnten im Bezirk Wolfsberg: Im Freizeitzentrum St. Andrä hat ein kurzes, aber enorm heftiges Gewitter mit Sturmböen mehrere Bäume entwurzelt. Die Folgen sind fatal: Laut Waltraud Dullnigg, Sprecherin der Landespolizeidirektion Kärnten, wurden dabei zwei Kinder getötet und mehrere Personen teils schwer verletzt.
Auch in Niederösterreich starben am Nachmittag drei Menschen. Sie sollen nach einem Blitzeinschlag von einem umstürzenden Baum getroffen worden sein.
Wanderer ausgeflogen
Schäden, aber keine Verletzten gab es im Murtal: Kurz vor Beginn des von den MotoGP-Fans heiß ersehnten Pit Lane Walks zogen am Donnerstagnachmittag schwarze Wolken über dem Murtal auf.
Die Polizei hat Ausflügler aus dem Bereich Ingeringsee (Gemeinde Gaal) über die Luft evakuiert. "Insgesamt wurden 25 Personen (davon, fünf Kleinkinder) und drei Hunde mit der Libelle aus der alpinen Notlage befreit", teilte die LPD am Abend mit.
Stromausfälle – Monteure aus Urlaub zurückgeholt
Laut Energie Steiermark waren zeitweise 85.000 Haushalte ohne Strom. Stand 18.00 waren es noch 65.000, um 20:00 Uhr noch rund 40.000. "Es wurden auch Höchst- und Hochspannungsleitungen beschädigt", schildert Urs Harnik, Konzernsprecher der Energie Steiermark. Monteure seien aus dem Urlaub zurückgeholt worden, da die Schäden so großflächig sind. Insgesamt seien derzeit mehr als 150 Monteure - in enger Abstimmung mit Einsatzkräften von Feuerwehren und Polizei - für Reparaturarbeiten im Einsatz. "Es wird teilweise auch in der Nacht gearbeitet, wo es möglich ist", sagt Harnik. Man nehme auch Priorisierungen vor, kritische Infrastruktur wie Spitäler und Pflegeheime stand zunächst vorrangig im Fokus. Die Reparaturarbeiten würden sich teils komplex gestalten, "die Monteure leisten hier körperliche Höchstleistungen".
"Fast aus dem Nichts gekommen"
Das Unwetter sei in dieser Dimension "fast aus dem Nichts gekommen, das war auch auf den Wetterkarten in der Netzleitwarte der Energie Steiermark nicht ersichtlich", sagt Harnik. Er selbst sei nunmehr rund 20 Jahre im Unternehmen, "so etwas habe ich noch nicht erlebt". Die Zerstörungen seien teils wüst und dramatisch, "es wird Wochen dauern, bis alle Reparaturarbeiten abgeschlossen sind, das bedeutet aber nicht, dass Haushalte nun wochenlang ohne Strom sind, da wird auch mit Aggregaten und Ersatzleistungen gearbeitet".
Das Problem war hauptsächlich der Sturm, Niederschlag gab es kaum. "Bei diesen schnell ziehenden Gewitterzellen schüttet es meist kaum", so Pehsl. In Straßgang waren es etwa nur 0,5 Liter Niederschlag, auf der Station der Universität gab es überhaupt keinen.
"Es gehen Notrufe im Sekundentakt ein", teilte das Landesfeuerwehrkommando der "Antenne Steiermark" mit.
So waren etwa 200 Feuerwehrleuten in Deutschlandsberg im Einsatz. Häufig nach Alarmierungen wegen auf Straßen gestürzter Bäume.
Autobahnsperren, Bäume stürzten auf Fahrbahn
Durch den Sturm wurden auf der A 2 zahlreiche Bäume entwurzelt und stürzten auf die Fahrbahn, auch Erdreich wurde auf die Fahrbahn geschwemmt. Die A 2 war in Kärnten ab etwa 16 Uhr in Richtung Italien gesperrt, der Verkehr wurde von der Polizei bei Wolfsberg Süd abgeleitet. "Es sind zwischen Wolfsberg und Griffen sicher an die 30 Bäume umgestürzt", berichtete Autobahnmeister Robert Schrammel. "Wir haben die Stämme im ersten Schritt mit einem Lkw und Schneepflug von der Fahrbahn geschoben." Im Anschluss werden die Bäume von den Feuerwehren so zerkleinert, dass sie von einem Holzunternehmen abtransportiert werden können. Die Dauer der Sperre kann derzeit aber noch nicht abgeschätzt werden.
Die Tunnelkette Pack (A 2) war wegen eines Energieausfalls in beide Richtungen gesperrt. Dann wurde der Verkehr von Asfinag-Mitarbeitern durch die Tunnel geschleust. Um 21.50 Uhr schließlich die gute Nachricht, dass die Probleme behoben seien.
Betroffen war auch die A 9 Pyhrnautobahn in der Steiermark – ein Baum stürzte bei der Mautstelle Gleinalm auf die Fahrbahn. Die A 9 war daher in Richtung Graz gesperrt – laut Asfinag ist die Sperre nun aber behoben. Auch zwischen Kalwang und Treglwang sorgten umgestürzte Bäume für eine Sperre in Richtung Norden/Voralpenkreuz.
Im Raum Murau sind unter anderen die B 96 und die B 97 nicht befahrbar. Auch die Strecke zwischen Scheifling und Klagenfurt ist laut ÖAMTC unterbrochen. Im Ennstal bleibt die Gesäusestraße bis Freitag jedenfalls gesperrt.
>>>Aktuelle Informationen zu Straßensperren gibt es hier.