Der Dachstein ist kein Spielplatz. Zahlreiche Markierungen warnen vor Gletscherspalten. Doch nicht jeder hält sich daran. So auch ein junges Paar aus Tschechien, das am Donnerstag einen Schock erlebte.
"Gegen 11.15 Uhr kam ein junger Mann so um die 25 Jahre zu mir gelaufen und meinte, seine Freundin sei in ein Loch gestürzt", erzählt Wilfried Schrempf. Er betreibt seit 22 Jahren die Seethalerhütte am Dachstein. Der Hüttenwirt reagierte schnell und fuhr mit dem Tschechen auf seinem Quad zur Unfallstelle. "Die Frau war nicht mehr zu sehen in der Gletscherspalte, so tief war sie gefallen", schildert der Wirt der Kleinen Zeitung.
Unverletzt geborgen in 15 Minuten
Stefan Leitner, ein oberösterreichischer Bergführer, war zur selben Zeit am Dachstein unterwegs. Schrempf, selbst Bergretter, kontaktierte den Kollegen unverzüglich und alarmierte den Notarzthubschrauber Christophorus 14. In der Zwischenzeit begannen die beiden Herren mit der Rettungsaktion. "Stefan hat eine Sicherung auf meinem Quad aufgebaut, dann haben wir uns abgeseilt", so Schrempf.
Und zur Überraschung aller konnte die 24-jährige Tschechin aus 18 Meter Tiefe unverletzt geborgen werden, wie bereits die Kronen Zeitung heute zunächst berichtete. "Einfach unvorstellbar! Die ist so glücklich heruntergefallen, bei so eisigen Spalten kannst dir richtig wehtun", meint der Wirt. Nach 15 bis 20 Minuten war der Einsatz vorbei. "Wenn das länger dauert, wie normalerweise, wird dir richtig, richtig kalt in so einer Gletscherspalte", so der Wirt.
"Unsere Crew musste nur mehr schauen, ob alles in Ordnung ist", heißt es am Freitag auf Nachfrage bei der Einsatzstelle vom C14. Auch der Notarzt bestätigte, dass die Frau unversehrt sei. Lediglich ein paar Abschürfungen an der Hand hatte die Dame davongetragen.
Mit Leggings und ohne Handschuhe
Was Schrempf immer wieder verwundert ist, wie wenig vorbereitet vor allem Gäste auf den Gletscher gehen und dann auch noch die markierten Wege verlassen. "Die Dame hatte eine Leggingshose an, ein langes Leiberl, keine Handschuhe, keine Mütze", sagt er. Würde man am Gletscher die Pfade verlassen, gehe man nur angeseilt, mit Steigeisen. Es sei gerade die wärmste Zeit, auch am Dachstein, da könne man nicht einfach überall sorglos herumspazieren wie auf einer Wiese.
"Das Paar war dankbar für unsere Hilfe, aber ich glaube, der Frau war nicht bewusst, in welcher Lebensgefahr sie war", sagt Schrempf. Seit 1989 ist er Bergretter. Er habe schon viel erlebt, hatte viele Einsätze am Dachstein. Meist ging es weniger glimpflich aus.