Die Berge aus Stoff türmen sich. Am Strand, in den Gassen, nahe von Flüssen. In Afrika wird die Verschmutzung durch Altkleider zu einem immer größeren Problem.

Landen dort auch Altkleider aus der Steiermark? Jährlich werden davon 6000 Tonnen gesammelt, also fünf Kilogramm pro Person, heißt es vom Dachverband der steirischen Abfallwirtschaftsverbände (AWV). Das System rund um die weggeworfenen Hosen, Schuhe und Co. ist komplex. Die drei großen Sammler sind die Caritas, die AWV und das Rote Kreuz. Sie sammeln Altkleider über Container. Schnell wandern die dann aber in andere Hände.

Großunternehmen kaufen Altkleider

Großunternehmen kaufen die Kleidung ab und bringen sie zum Sortieren. In der Steiermark gäbe es dafür kaum Kapazitäten, erklärt Christian Schreyer, Chef des Dachverbands der AWV. Deswegen würden sich verschiedene Sortierbetriebe darum kümmern – zum Beispiel in Ungarn, Tschechien oder Deutschland. "Die meisten von ihnen sind exportorientiert", sagt Schreyer. Das bedeutet, dass die Betriebe die Kleider weiter ins Ausland verkaufen. Sie bekommen rund 300 Euro pro Tonne Altkleider.

Ausnahme im System ist die Caritas: Sie sortiert, lagert und verkauft die Altkleider, die sie in ihren Carla-Shops und -Containern sammelt selbst. 2021 hat man rund 3200 Tonnen an Sachspenden bekommen. Davon seien 23 Prozent wieder in den Shops gelandet. Der Müllanteil betrug 15 bis 30 Prozent. 44 Prozent der Altkleider wurden an Großhändler verkauft, hauptsächlich nach Osteuropa und in den Balkan.

Secondhand-Geschäfte

In der Steiermark selbst sei der Bedarf an Altkleidern nicht so groß. Die "Creme-Ware"– darunter fällt hochwertige bzw. neuwertige Kleidung und Marken-Kleidung – gelangt laut Verbandschef Schreyer in Secondhand-Geschäften im europäischen Raum, der Großteil aber wird weltweit weiterverkauft. Wohin, das weiß keiner so genau. Auch nicht die Abfallwirtschaftsverbände. In der Steiermark ist jeder Bezirksverband für die Entsorgung der Altkleider zuständig. Georg Pfeifer, Geschäftsführer des AWV Hartberg: "Zu 100 Prozent weiß ich es nicht, wohin der Abnehmer die Waren transportiert. Wenn ich ihm Glauben schenken darf, dann in den osteuropäischen Raum." Der AWV Mürzverband hat auch keine klare Antwort darauf, wo die Altkleider landen.

Stichprobenartige Kontrollen

Beim AWV Murau werden die Container vom Verein Humana geleert, abtransportiert, sortiert und wieder verkauft. Nach Afrika dürfte laut Geschäftsführer Johannes Miedl-Sperl nur tragbare Kleidung verschifft werden. Es gäbe aber nur stichprobenartige Kontrollen, was sich einige Abnehmer zu nutzen machen: "Normalerweise muss die abgenommene Menge, die dem Ministerium gemeldet wird, mit der Menge, die verschifft wird, übereinstimmen." In vielen Fällen sei die Entsorgung der kaputten Kleider oftmals teurer als der Transport nach Afrika, das erkläre die riesigen Müllberge, sagt Miedl-Sperl.

Die Abfallwirtschaftsverbände stehen aber nicht immer im direkten Kontakt mit den Sortierern. Oftmals sind es Unternehmen wie etwa die FCC Textil2Use GmbH, die den Transport und Weiterverkauf übernehmen. Laut Prokurist Georg Kraxner landen nur drei Prozent der Altkleider in Secondhandshops in Europa, aus 25 Prozent werden Putzlappen, fünf Prozent sind Abfall, der Rest wird weltweit weiterverkauft.