"Derzeit nicht vorrätig." – Wer dieser Tage bei einem Baumarkt online Brennholz bestellen möchte, schaut in den meisten Fällen durch die Finger. Grund dafür ist ein gewaltiger Ansturm auf den nachwachsenden Energieträger, der durch die Unsicherheit auf den Energiemärkten befeuert wird. Aus Angst vor kalten Heizungen im Winter werden Holz und Pellets gehamstert wie noch nie, auch die Installationen von Biomassekesseln in den Hauskellern sind auf ein Rekordniveau gestiegen.
Holzhändler würden von Kunden derzeit regelrecht überrannt, schildert Christian Rakos vom Branchenverband Propellets Austria. "Einzelne Händler nehmen keine Bestellungen mehr entgegen und das pflanzt sich zu einer Kettenreaktion fort. Dadurch entsteht derzeit der Eindruck, dass Österreich das Holz ausgegangen sind." Richtig sei das aber keineswegs, sagt Rakos. "Der Rohstoff ist grundsätzlich ja da, es können nur nicht alle gleichzeitig in derart kurzer Zeit beliefert werden." Die Folge: Wer jetzt Pellets bestellt, muss in der Regel bis September auf die Lieferung warten.
20.000 neue Biomassekessel
Heuer rechnet der Verband bundesweit mit 20.000 neu installierten Biomassekesseln. Im Vorjahr waren es knapp 12.000 und selbst das war ein Rekordwert. "Vor vier Jahren lagen wir noch bei 6000 Kesseln jährlich", sagt Rakos. Beim Biomasseheizungsspezialisten KWB in St. Margarethen an der Raab hat man auf die Entwicklung reagiert und die Produktionskapazitäten binnen zwei Jahren verdreifacht. Dennoch betragen die Wartezeiten für neue Kessel inzwischen mehrere Monate.
Allein die heuer dazukommenden Heizungen benötigen jährlich in Summe 100.000 Tonnen Pellets. "Dazu kommt, dass viele Leute, die sonst im Herbst bestellen, aus Sorge schon jetzt Pellets ordern", sagt Rakos. Teilweise geschieht das in Mengen, die dem Mehrfachen eines Jahresverbrauchs entsprechen. "Ich kann nur appellieren, Geduld zu haben, in vernünftigen Mengen zu bestellen und damit etwas zuzuwarten. Bis zum Herbst sollten alle bedient werden können."
Preise ziehen weiter an
Um die Kapazitäten zu erhöhen, werden in Österreich bis 2024 zusätzliche Pelletieranlagen mit einer Produktionskapazität von 300.000 Tonnen im Jahr gebaut. Eine neue Anlage in Rohrbach an der Lafnitz wurde im Juni eröffnet, eine zweite wird derzeit in Neumarkt gebaut. Ungeachtet dessen haben allerdings auch die Holzpreise bedingt durch Engpässe auf den internationalen Märkten (Lieferungen aus Russland nach Osteuropa, Italien und Deutschland fallen flach) kräftig angezogen. Pellets sind binnen eines Jahres um zwei Drittel teurer geworden. "Gegenüber Heizöl sind die Pellets pro Kilowattstunde aber trotzdem um die Hälfte billiger", sagt Rakos.
Der Wunsch nach Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen lässt auch den Kauf von Schweden- und Kachelöfen boomen. Beim österreichischen Kachelofenverband spricht man von einem Nachfrage-Plus von rund 50 Prozent. Wer heuer noch in den Genuss einer Installation kommen will, muss rasch reagieren.