Spricht man beim Heer von Elitesoldaten, kommt einem zunächst das Jagdkommando in den Sinn. Nicht weniger streng ist die Selektion jedoch bei den Heeresbergführern. 15 Hoffnungsvolle hatten sich im Vorjahr für den binationalen Kurs, der in Kooperation mit der Deutschen Bundeswehr durchgeführt wird, beworben. Elf davon schafften die Aufnahmeprüfung und nur fünf schlossen die Ausbildung nun erfolgreich ab – mit Michael Berghold (36) aus Wundschuh auch ein echter Flachländer.
Bescheidene 458 Meter misst die höchste Erhebung von Straden, wo der Unteroffizier aufgewachsen ist. "Bis ich zum Bundesheer eingerückt bin, hatte ich nix mit Berg zu tun", schmunzelt der Berufssoldat aus dem Hügelland. Sein Dienstführender in der Kompanie im Jägerbataillon 17 in Straß, selbst Bergführer, weckte aber die Leidenschaft fürs Steilgelände. Berghold absolvierte Kurs um Kurs, als Höhepunkt wartete nur noch der Heeresbergführer.
Zur Erklärung: Während zivile Bergführer meist nur zwei bis drei Gäste sicher zum Gipfel und zurück bringen müssen, ist das Leistungsspektrum beim Militär deutlich größer. "Hier hast du eine ganze Kompanie zu führen, zusätzlich man lernt Lawinensprengen aus dem Hubschrauber und die ganze Flugretterei. Überhaupt nehmen Rettungstechniken einen großen Teil der Ausbildung ein", zählt der Soldat auf. Und über allem stehe stets ein militärischer Auftrag. "Als Kommandant und Bergführer bist du immer gefordert und musst auch auf langen Touren immer klar im Kopf bleiben."
An die Grenzen gegangen
Die Ausbildung ist aufgeteilt in einen Sommer- und einen Winterlehrgang. Sie führte den Steirer unter anderem auf den Montblanc und nach Andermatt (Gratklettern, Gletscherbergung), ins Arlberggebiet (Gebirgskampf) und auf den Wilden Kaiser (Felsklettern). "Der Felskurs war definitiv der schwierigste", erzählt Berghold. "Die Abstände zwischen den Sicherungen sind extrem, da bin ich mehrmals mental an meine Grenzen gekommen." Eines stand aber immer fest: "Aufgeben existiert in meinem Wortschatz nicht."
Nun profitiert das ganze Straßer Bataillon vom Wissen und der Erfahrung des Unteroffiziers, etwa, wenn er Kaderanwärter zur Alpinausbildung auf die Seetaler Alpe führt. Künftig will er auch Alpineinsätze mit dem Heereshubschrauber fliegen und selbst Bergspezialisten ausbilden. Dass das Bundesheer in diesem Metier "weltweit zur Spitze gehört und das Niveau der Ausbildung sehr hoch ist", hat Berghold in den letzten Monaten am eigenen Leib verspürt. Schade fand er nur, dass wegen Corona die Ausbildung der deutschen Kameraden getrennt von den Österreichern stattfinden musste.