Um ihn auf seinen Alltag nach der Entlassung vorzubereiten, sollte Michael Hieß von der Intensivstation am LKH Graz, Standort Enzenbach, auf die Reha-Klinik am BG Klinikum nach Hamburg überstellt werden. Nach monatelanger Verzögerung erhielt der 37-jährige Steirer am Dienstag jedoch die Absage: In den nächsten zwei bis drei Wochen kann ihm die Klinik keinen Platz anbieten. Aufgrund eines Corona-Clusters werden dort nur Akutfälle aufgenommen.

Wie berichtet hatte sich der Steirer im Juni 2021 nach einem Badeunfall einen Genickbruch zugezogen. Die Folgen: eine Lähmung vom zweiten Wirbel abwärts. Durch einen implantierten Zwerchfellschrittmacher kann der Steirer inzwischen wieder selbstständig atmen.

Um seinen Rollstuhl und seinen Computer steuern zu können, sollten seine Fähigkeiten bei der Mund- bzw. Augensteuerung verbessert werden. Geplant war ein Reha-Aufenthalt in Hamburg von zwei bis drei Monaten. Danach sollte der 37-Jährige mithilfe einer 24-Stunden-Pflege zu Hause betreut werden. So weit der Plan.

Pflegekräfte müssen mobilisiert werden

Anfang Mai erhielt Hieß die Zusage aus Hamburg. Schwierig gestaltete sich die Finanzierung für die Reha-Klinik. Erst nach vier langen Wochen stimmte der Versicherungsträger (BVAEB) einer Kostenübernahme zu. Anfang Juni soll in der Reha-Klinik dann ein Corona-Cluster ausgebrochen sein. "Aus Hamburg kam keine Rückmeldung, wir wussten nicht, wie es jetzt weitergeht. Es war so mühsam, weil wir keinen Zeithorizont hatten." Vier- bis fünfmal pro Woche versuchte die Familie Kontakt mit der deutschen Klinik aufzunehmen. Vergeblich. Aufgrund seiner Verletzung und weil er über einen Zwerchfellschrittmacher verfügt, kann Hieß nicht in jeder Klinik untergebracht werden.

Seit einem halben Jahr liegt der Entlassungsbrief des LKH vor. Verlassen konnte Hieß die Intensivstation bis dato nicht. Das wird auch in den nächsten Wochen so bleiben. Nach der Absage aus Hamburg muss nun der intensivmedizinische Pflegedienst mobilisiert werden. Das dauert in der Regel bis zu drei Wochen. Erst wenn die Vorbereitungen erledigt sind, darf der 37-Jährige nach Hause.