Es war eine Gewitternacht mit Ansage. Die ersten steirischen Unwetter-Einsätze wurden am Montag schon um 16.45 Uhr im Bezirk Liezen verzeichnet, dann zog die Gewitterfront ostwärts. Wobei der Einsatzschwerpunkt der steirischen Florianis in dieser Unwetternacht im Bereich Graz und Graz-Umgebung lag.
Allerdings blieb kaum ein Bereich der Steiermark ohne Einsatz, so der Sprecher des steirischen Landesfeuerwehrverbandes Thomas Meier. 700 Feuerwehrleute von 90 eingesetzten Feuerwehren standen vor allem bis in die erste Nachthälfte im Einsatz. Rund 140 Einsätze mussten abgearbeitet werden. Durch den Starkregen war es zu kleinräumigen Überflutungen gekommen, die Pumparbeiten zur Folge hatten. Aufgrund von Starkregen und Sturm waren es vor allem umgeknickte oder umgestürzte Bäume, die Verkehrswege blockierten, Äste hatten laut Feuerwehr auch Stromleitungen verlegt.
Das hatte freilich auch Auswirkungen auf die Stromversorgung. In der Voitsberger Region um Bärnbach und Köflach waren am Abend etwa 2000 Kunden ohne Stromversorgung, im Großraum Graz bzw. im Raum St. Marein, Kirchberg an der Raab und Studenzen 2300 Kunden und in Eggersdorf 500 Kunden. In Schladming waren laut Energie Steiermark rund 155 Kunden betroffen. "Es konnte größtenteils in den Nachtstunden aufgearbeitet werden bzw. durch Umschaltungen die Stromversorgung wiederhergestellt werden", so Urs Harnik-Lauris, Sprecher der Energie Steiermark. An der Behebung wird in allen Teilen der Steiermark weiter gearbeitet, zu punktuellen Abschaltungen für Reparaturarbeiten kommt es derzeit noch im Raum Bad Radkersburg sowie im Großraum Bruck. Knapp 20 Stationen waren am Dienstagvormittag noch außer Betrieb. "Für ein Unwetter dieser Dimension ist das überschaubar", so Harnik-Lauris.
Durch Aquaplaning war es in Gröbming im Bezirk Liezen auch zu einem Verkehrsunfall gekommen. Ein 20-Jähriger kam mit seinem Pkw von der Fahrbahn ab und fuhr auf eine Böschung auf. Der Pkw drehte sich quer und überschlug sich laut Polizei mehrfach. Der Lenker wurde leicht verletzt, sein Beifahrer (20) blieb unverletzt.
Insgesamt gingen bis Dienstagfrüh binnen 24 Stunden in Köflach 61,4 Liter Niederschlag nieder, in Frohnleiten 60,3 und in St. Radegund 50,6 Liter. Auch in der Landeshauptstadt waren es über 50 Liter Regen. In Aflenz wurden 47,3 Liter gemessen, in Gleisdorf 40,3 und in Fischbach 37,1 Liter.
Laut österreichischem Blitzortungssystem Aldis wurden gestern in ganz Österreich 2953 Blitze gezählt, mit 1506 gingen mehr als die Hälfte in der Steiermark nieder.
In der gesamten Steiermark galt schon den ganzen Tag über eine erhöhte Unwetterwarnung der Zamg (Zentralanstalt für Meteorologie). Kurz vor 19 Uhr flogen auch die Hagelflieger über Graz.
Mit mehreren Einsätzen kämpften am Abend die Freiwilligen Feuerwehren Deutschfeistritz, Gratkorn, Eisbach-Rein, Peggau und Sankt Oswald bei Plankenwarth. Strommasten fielen um, in Judenburg traf ein Blitzschlag mehrere Bäume, Bäume lagen auch in Vasoldsberg südlich von Graz über der Straße, in Frohnleiten war ein Keller unter Wasser, in Hart bei Graz landete ein Baum um 19.30 Uhr auf einer Stromleitung. Die Feuerwehren rückten auch aus in Autal, Groß St. Florian, Eggersdorf bei Graz, Nitscha, Haselbach, Kainbach bei Graz. Auch die Feuerwehr Kapfenberg-Diemlach musste zu einem Unwettereinsatz ausrücken - ein umgestürzter Baum hatte die Straße blockiert.
In Edelschrott (Bezirk Voitsberg) schlug ein Blitz in ein Wohnhaus ein und setzte das obere Stockwerk in Brand. Zeitgleich entstand im Erdgeschoß durch einen elektrischen Defekt in einer Stockdose ein weiterer Brandherd. Das Haus des Ehepaares ist derzeit unbewohnbar.
Auch im Großraum Gleisdorf wurde die Feuerwehr zu Einsätzen alarmiert. Bäume waren umgestürzt und verlegten die Straße, ein Baum war auch auf ein Hausdach gestürzt.
Schienenersatzverkehr Graz-Gleisdorf
Die Zugverbindung von Graz nach Gleisdorf war unterbrochen. Mehrere Bäume lagen auf den Schienen, wie ein Zuginsasse der Kleinen Zeitung mitteilte. "Ja, es gibt eine Streckensperre zwischen Graz und Gleisdorf. Der Grund sind umgestürzte Bäume, die sich im Gleisbereich befinden. Die betroffene Garnitur wird zurück nach Graz geführt, ein weiterer Zug steht auf einem Bahnsteig. Ein Schienenersatzverkehr ist bereits eingerichtet. Bei dem Vorfall sind keine Personen zu Schaden gekommen", bestätigte ÖBB-Sprecher Herbert Hofer. Es handelte sich um den Streckenabschnitt zwischen Messendorf und Laßnitzhöhe.
Hohes Einsatzaufkommen in Graz
Gegen 20 Uhr gab es auch ein erhöhtes Einsatzaufkommen in Graz mit rund 20 Einsätzen. Die Alarmierungen laut Grazer Berufsfeuerwehr: Baumäste entfernen, Wassereintritt, Sicherung bei Objekten.
Die Auersperggasse in Graz stand unter Wasser, die Straßenbahn konnte sich nur sehr langsam fortbewegen. Am Dienstag noch gesperrt war die Lustbühel Landesstraße in Hart bei Graz wegen umgestürzter Bäume. Die Sperre dürfte bis Freitag andauern, es gibt eine Umleitung. Auch die Schöcklseilbahn stand am Dienstag still. Sie wurde in der Unwetternacht von einem Blitzschlag getroffen. Mittlerweile fährt sie aber wieder.
Vor der Grazer Stadthalle um 19.30 Uhr:
Laut Landesfeuerwehrverband Steiermark gab es um 18.30 Uhr den ersten Einsatz in Öblarn – ein Keller war unterflutet und ein Bach übergetreten. Laut Christoph Schlüsslmayr vom Bereichsfeuerwehrverband Liezen schien um kurz nach 19 Uhr aber wieder die Sonne vor Ort. "Wir sind grundsätzlich immer in erhöhter Alarmbereitschaft", sagte Thomas Meier vom Landesfeuerwehrverband schon früher am Abend. Um 19 Uhr meldete die Freiwillige Feuerwehr St. Oswald bei Plankenwarth den ersten Einsatz.
Gegen 18.30 Uhr wurde im Radio eine Akutwarnung von der Koralm/Pack bis nach Leoben durchgesagt.
Temperaturen sinken
Ab Dienstag fallen die Temperaturen dann konstant ab und die Unwetter verlagern sich nach Graz und in den Südosten. Zur Wochenmitte sorgt ein Tief für kühle Luft in der ganzen Steiermark. Die Temperaturen erreichen Höchstwerte zwischen 20 Grad im Norden und 25 Grad im Süden.
Am Wochenende bleibt das Wetter vorerst stabil: Im Norden der Obersteiermark wird es zunächst kühl und unbeständig. Nach Süden scheint mit Nordwind meist die Sonne und es wird deutlich wärmer. Die Höchstwerte liegen zwischen 17 Grad in Mariazell und 25 Grad in Graz.