Stundenlanges Warten, gestrichene Flüge, Verspätungen, verloren gegangenes Gepäck. Was sich zurzeit auf den Flughäfen Europas abspielt, will kein Reisender hören. Grund sind Streiks, Personalausfälle – weil während der Pandemie abgebaut wurde –, steigende Coronainfektionen, labile Wetterlagen und eine starke Reiselust.
Graz hat Aushilfskräfte
Am Flughafen Graz mit seinen 14 Gates und einem Terminal hat man sich während der Krise mit Kurzarbeit beholfen. "Wir konnten das gesamte Personal halten", sagt Wolfgang Grimus, einer der beiden Geschäftsführer. Außerdem beschäftige man im Sommer stets saisonale Aushilfskräfte. Dadurch sei man jetzt gut aufgestellt.
Von operationellen Ausfällen bleibt der Flughafen aber zurzeit auch nicht verschont. "Es liegt zwar nicht an uns, aber wir spüren die Konsequenzen des Personalmangels an anderen Flughäfen", so Grimus. Das kann bedeuten: kurzfristige Flugstreichungen, Verspätungen (wodurch der Passagier seinen Anschlussflug versäumen kann) oder Gepäckunregelmäßigkeiten.
Einzelne Flüge gestrichen, bisher "keine Dramen"
"Wir hatten in Graz bisher keine Dramen, aber sind natürlich Teil eines großen Systems", erklärt der Geschäftsführer. Wenn Flüge kurzfristig gestrichen werden, würde das der Flughafen zeitgleich erfahren wie die Passagiere. Vereinzelt sei das passiert, jedoch im überschaubaren Rahmen.
Teilweise wird das Flugprogramm europaweit proaktiv zurückgeschraubt, um Flüge nicht aktiv am Reisetag streichen zu müssen. Für Graz heißt das im Juli: Die Lufthansa wird ihr Programm nach Frankfurt leicht reduzieren, die KLM etwas weniger oft nach Amsterdam fliegen. "Sechs gestrichene Fankfurtflüge für den ganzen Juli sind aber ein minimaler Prozentanteil. Graz fliegt viermal pro Tag nach Frankfurt, dann sind es an ein paar Tagen dreimal", besänftigt Grimus. Betroffen sind von den Flughäfen, die Graz anfliegt, am meisten Amsterdam, Frankfurt und München.
Früherer Check-in bei großen Flughäfen
Grimus rät Passagieren heuer deutlich früher einzuchecken, gerade bei großen Umschlagplätzen. "Check-ins dauern heuer an großen Flughäfen sicher länger als zu normalen Zeiten. Die Nachfrage ist deutlicher zurückgekommen als das System vermutet hat". In Graz reicht es, wenn Passagiere eine halbe bis eine Stunde vorher am Flughafen sind.
Die starke Nachfrage spürt man in Graz auch an den Passagierzahlen. "Die Leute wollen wieder fliegen. Mit Ende Juni werden wir die Gesamtpassagierzahl vom gesamten letzten Jahr erreichen." Für das ganze Jahr 2022 rechnet man mit einer halben Million Fluggästen.