Ein zarter, bunter Blumenstrauß und eine Kerze mit orangem Wachs, ganz an den Rand der Straße gestellt, erinnern an die Tragödie, die sich am Dienstagabend hier ereignet hat. Hier, das ist ein Kreisverkehr mitten in der Stadt Leibnitz, wo eine 53-jährige Südsteirerin ihr Leben verloren hat. Nachdem sie am Zebrastreifen von einer Autolenkerin (40) angefahren wurde, die mit mehr als zwei Promille unterwegs war.
In die Statistik, die niemals das Leid der Angehörigen abbilden kann, wird die 53-Jährige als 32. Verkehrstote auf steirischen Straßen in diesem Jahr eingehen. Das ist ein enormer Anstieg zu den beiden "Coronajahren" davor, als es bis Ende Mai 16 bzw. 11 Verkehrstote zu beklagen gab.
Verloren gegangenes Verkehrsbewusstsein
Laut Wolfgang Staudacher, Leiter der Landesverkehrsabteilung der Polizei, liegt die Zahl der Toten auf steirischen Straßen heuer sogar höher als im Vergleichsjahr 2019, als von Lockdowns und der damit einhergehenden Verkehrsreduktion noch keine Spur war. Dennoch vermutet Staudacher ein bisweilen verloren gegangenes Bewusstsein, wie man sich im Straßenverkehr richtig verhält. "Es waren zwei Jahre lang einfach andere Dinge wichtiger." Mit der schlagartigen Rückkehr des Reiseverkehrs und der (Nacht-)Gastronomie habe sich nicht nur das Verkehrsaufkommen, sondern auch die Risikofaktoren wieder gesteigert.
Auch bei Unfällen unter Alkoholeinfluss war zuletzt laut Landespolizeidirektion wieder ein Anstieg zu bemerken. "Darum gibt es ab sofort wieder mehr Kontrollen und Schwerpunktaktionen, so wie am 21. Mai, als wir 58 Alkohol-Übertretungen ahnden konnten", sagt Polizeisprecher Fritz Grundnig. Auch am bevorstehenden Pfingstwochenende werde "natürlich wieder verstärkt kontrolliert".
Bei Alkohol am Steuer nicht wegschauen
Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) mahnt in Bezug auf Alk-Unfälle ein, "dass auch Disco-Busse oder Sammeltaxis wieder Fahrt aufnehmen sollen". Aber noch wichtiger, so Gratzer, sei die "soziale Kontrolle": "Der Genuss von Alkohol findet meist in Gesellschaft statt. Wir dürfen nicht mehr wegschauen, wenn sich jemand alkoholisiert hinters Steuer setzt."
Die Haupt-Unfallursachen sind laut VCÖ aber noch immer Ablenkung (Handys!) und überhöhtes Tempo. Gratzer pochte daher gestern einmal mehr darauf, sich an der Schweiz ein Beispiel zu nehmen. "Da gibt es strengere Tempolimits, mehr verkehrsberuhigte Zonen" und viel strengere und kleinere Toleranzgrenzen. "Bei uns wird ein Tempolimit ja noch immer als Mindestgeschwindigkeit angesehen."