Im Rahmen ihres Steiermark-Besuchs am Donnerstag bereitete Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) allen Spekulationen rund um eine mögliche Absage der Airpower22 ein Ende. Die Flugshow findet wie geplant am 2. und 3. September in Zeltweg statt – trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine und den weitreichenden Folgen.

"Wir haben die Lage genau evaluiert und wir sehen es so, dass wir gerade mit dieser Show zeigen können, was es braucht, um unsere Souveränität und unsere Neutralität zu schützen", erklärte die Ministerin. "Ich glaube, das ist die richtige Entscheidung." Außerdem sei es gerade angesichts der schrecklichen Bilder aus der Ukraine umso wichtiger, dass "man sich darauf besinnt, nicht nur in der einen Lage zu leben".

In Graz präsentierten die Verteidigungsministerin und Airpower-Projektleiter Brigadier Wolfgang Prieler das Konzept, das die Großveranstaltung nachhaltiger gestalten soll. "Wir hatten uns zunächst das Ziel gesetzt, rund 15 Prozent an CO₂ einzusparen, weiten das aber auf 30 Prozent aus", sagte Tanner. Als unabhängiger Experte segnete Wolfgang Mattes von der Universität für Bodenkultur den Fünf-Punkte-Ökoplan des Bundesheeres ab. Es sei "nicht nur ,Greenwashing', sondern ein wirklich valides Konzept, das mich überzeugt hat", erklärte der Universitätsprofessor, der das Projekt weiter begleiten will.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner © APA/GEORG HOCHMUTH

Harte Kritik an Tanner

Die Entscheidung, die Airpower durchzuziehen, stößt am Donnerstag auf breites Unverständnis. "Das ist ein völlig falsches Signal und zeigt, wie empathielos die ÖVP agiert", ärgert sich etwa SP-Nationalratsabgeordneter Max Lercher. Das Geld "wäre bei der Truppe besser aufgehoben. Aber es hilft nichts, mit der Entscheidung müssen wir nun leben". Für Neos-Tourismussprecher Robert Reif ist die Durchführung der Airpower "unverantwortlich und eine Verhöhnung gegenüber den Hilfesuchenden und Helfenden in der Region Murtal".

Reif spricht von "massiven Protesten" der Bevölkerung, die ignoriert werden: "Während Menschen in einem europäischen Nachbarland bombardiert werden, ist es unverantwortlich, die Airpower zu veranstalten. Der Donnergroll und der Lärm der Kampfjets würde die Geflüchteten in der Region nur weiter traumatisieren", so Reif, der sich in seinem Heimatort Oberzeiring selbst in der Ukraine-Hilfe engagiert.

Landeshauptmann: "Innere Einwände"

LH Hermann Schützenhöfer (ÖVP) sagte zur APA, er habe mehrmals mit der Ministerin über die Durchführung der Airpower gesprochen. Sie habe ihm gesagt, es sei auch eine Übung des Bundesheeres mit anderen Streitkräften. Das Heer sei ja der Hauptveranstalter, und es seien Verträge einzuhalten und der Tourismus und die Wirtschaft in der Region setze auch auf die Großveranstaltung. Er kenne die Argumente gegen die Airshow, aber schließe sich eher der Argumentation an, dass das Heer in einer solchen Lage wie derzeit auch zeige müsse können, was es zu leisten imstande sei. "Es ist nicht so, dass ich nicht selbst innere Einwände gehabt habe, aber die Entscheidung ist richtig", so der LH.

Anders sieht das sein Vize Anton Lang (SPÖ): "Die Entscheidung ist Sache des Bundes. Ich hätte mir aber erwartet, dass die Airpower aufgrund des fürchterlichen Krieges in der Ukraine um ein Jahr verschoben wird."

Als einzige Partei klar für die Airpower hatte sich stets die FPÖ positioniert. "Dieser politische Druck scheint gewirkt zu haben“, findet der ehemalige Verteidigungsminister und FPÖ-Klubobmann Mario Kunasek. Der Murtaler FP-Abgeordnete Wolfgang Zanger sagt: "Diese Veranstaltung bringt für das gesamte Murtal eine enorme Wertschöpfung. Die Unkenrufe der Linken sind absolut entbehrlich und schaden nur unserer Region.“

Grüne: "Falsches Signal"

Kritik kommt wenig überraschend auch von der KPÖ, die seit jeher gegen die Airpower ist. Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler: "Bei der Airpower werden tödliche Waffen vorgeführt, keine Spielzeuge. Ich fände es zutiefst unmoralisch, wenn die Airpower stattfinden würde – ob mit grünem Deckmäntelchen oder ohne."

Auch Grünen-Klubobfrau Sandra Krautwaschl sprach von einem falschen Signal. "Wir haben aktuell nicht nur einen fürchterlichen Krieg in Europa, sondern stehen auch vor einer Klimakatastrophe. Beides lässt die Veranstaltung einer Flugshow mit Kriegsflugzeugen absolut unpassend und in keinster Weise zeitgemäß erscheinen." Ihr Fraktionskollege Lambert Schönleitner schlug vor, aus der Airpower schon heuer im Herbst und generell auch langfristig eine Leistungsschau internationaler Kompetenzträger im Katastrophenschutz zu machen.

Bürgermeister: "Können nichts verhindern"

Überrascht zeigen sich am Donnerstag viele Bürgermeister und Gemeindevertreter aus dem Murtal. Im Vorfeld hatten sich die Gemeinden Zeltweg, Spielberg, Fohnsdorf und Judenburg geschlossen für eine Verschiebung ausgesprochen. Auch in Knittelfeld gibt es einen Gemeinderatsbeschluss gegen die Airpower: "Wir bezweifeln, dass die Durchführung angesichts des Krieges so klug ist", sagt Ortschef Harald Bergmann. Er hofft zumindest auf "ein gutes und wirksames Klima-Konzept". Günter Reichhold, Bürgermeister von Zeltweg, stößt ins selbe Horn: "Es ist die Entscheidung der Regierung, wir können die Airpower nicht verhindern. Angesichts des Krieges wären wir heuer wirklich für eine Verschiebung gewesen." Reichhold hofft nun auf langfristige Investitionen, etwa in eine Bahnsteigverlängerung in Zeltweg: "Das würde auch nach der Veranstaltung der Umwelt zugutekommen, wir haben viele Pendler."

Tourismus will "professionell abwickeln"

Der Murtaler Chef-Touristiker Michael Ranzmaier-Hausleitner hatte sich anfangs kritisch über eine Durchführung in Kriegszeiten geäußert. Als Tourismusverband werde man "das riesige Werbefenster aber natürlich nutzen, um den sanften Tourismus in der Region zu bewerben": "Wir freuen uns, für unsere Betriebe, die von der Airpower profitieren, und werden die Veranstaltung in gewohnt professioneller Weise abwickeln."