Sie ist nicht besonders heikel beim Essen, die Schwarze Soldatenfliege (engl. „Black Soldier Fly“). Das kommt Christof Industries gerade recht. Der steirische Anlagenbauer ist Spezialist bei der Industrialisierung von nachhaltigen Technologien – da fällt auch die Insektentechnologie hinein. Larven der Soldatenfliege fressen dabei organische Abfälle – wie Gemüsereste aus den Supermärkten –, verwandeln sie in Protein und werden selbst zu brauchbaren Produkten. Aus ihnen wird etwa Futter für Hühner, Katzen oder Hunde.
Christof Industries baut Anlagen, die diesen Prozess möglich machen. „Unser Ziel ist, die guten Ideen, die es im Umweltbereich gibt, in die Wirklichkeit umzusetzen“, sagt Alfred Friedacher. Er ist für die Forschung und Entwicklung im Unternehmen verantwortlich. In Kapstadt entwickelte man mit der Firma Agriprotein bereits eine Fliegen-Referenzanlage. Außerdem betreut man Anlagen in Kalifornien oder Kenia mit.
Müllberge und CO2 können reduziert werden
Weltweit fallen jährlich rund 1,3 Milliarden Tonnen an organischen Abfällen an. Im Vergleich zur „normalen Müllentsorgung“ soll durch Insektentechnologie 70 Prozent weniger CO2 ausgestoßen werden, so Christof Industries. „Einerseits reduziert man also Müllberge und Treibhausgase, andererseits schließt man den Kreislauf, indem Müll wieder verwertbar wird“, erklärt Friedacher.
Mithilfe des gewonnenen Insektenproteins können auch die Fische in den Meeren geschützt werden, sagt Friedacher. Um das zu erklären, muss der Experte ausholen: „In der Fischzucht, die stetig wächst, wird sogenanntes Fischmehl als Futter eingesetzt.“ Das Mehl wird wiederum selbst aus Fischen gewonnen – und zwar oft aus Wildfischen aus dem Meer. „Unsere Larven ersetzen das Fischmehl“, sagt Friedacher, „so können die Meere entlastet werden“.
Anlagen mit Milliarden Fliegen, Larven und Eiern
Vom Müll zur Larve, zum Proteinprodukt: Diesen Vorgang zu verwirtschaftlichen, gestaltete sich für Christof Industries nicht leicht. Schließlich geht es darum, Milliarden Fliegen, Eier und Larven zu betreuen. Wobei die Soldatenfliege einen klaren Vorteil hat: „Sie nimmt nur im Larvenzustand Nahrung auf, als Fliege legt sie Eier und stirbt. Sie schwirrt also nicht herum wie andere Fliegenarten.“ Die Schritte, die eine Anlage ermöglichen muss, reichen von der Abfallaufbereitung – Plastik oder Metalle müssen entfernt werden – über die Ernte der vollgefressenen Insekten bis hin zu ihrer Verarbeitung.
Das Ziel von Christof Industries, das man bis 2023 umsetzen will: eine Anlage in Österreich. Sie soll bis zu 250 Tonnen Abfall pro Tag verarbeiten. Partnerschaften mit Firmen wurden bereits abgeschlossen.