Nach zwei Tagen (und Nächten), an denen viele Steirerinnen und Steirer teils mehrmaligen Besuch von Blitz und Donner (und negativen Begleiterscheinungen wie Sturm, Hagel oder Starkregen) hatten, ist Dienstagfrüh mit einer Abkühlung Ruhe eingekehrt. "Das Schlimmste ist überstanden", sagt Zamg-Meteorologe Hannes Rieder.
Nach heftigen Hagelgewittern am Sonntag (Schaden in der Landwirtschaft: 2,8 Millionen Euro) zog Montagabend bzw. in der Nacht eine Kaltfront über Österreich, die hier auf schwül-warme, labile Luftschichten traf. Folge: abermals teils heftige Gewitter, die am stärksten das Bundesland Salzburg trafen.
"Es war kurz, heftig und windig"
"Es war kurz, heftig und windig." So fasst Gerald Petter, Kommandant der Feuerwehr Schladming, den Montagabend zusammen. In der Obersteiermark kam die Kaltfront mit Starkregen bereits am Abend an. Bäche traten über die Ufer, es kam zu Murenabgängen und überfluteten Kellern, es galt auch ein Auto aus einer überfluteten Unterführung zu bergen. Hotspot war der Bereich Schladming, wo alleine in der Stadtgemeinde 16 Unwettereinsätze von den Feuerwehren abzuarbeiten waren. "Die Heftigkeit solcher Wetter-Ereignisse nimmt zu", konstatierte Petter nach den Einsätzen am Montag.
Im Video sehen Sie einige Einsatzarbeiten im Raum Schladming samt Interview mit dem Kommandanten, u.a. musste ein Auto aus einer überfluteten Unterführung geborgen werden.
Insgesamt waren im Bezirk Liezen laut Feuerwehrsprecher Christoph Schlüßlmayr 160 Feuerwehrleute von 11 Wehren bei 30 Einsätzen gefordert. Auch in Kammern im Liesingtal gab es Starkregen, Gewitter und Sturm. In Kapfenberg wurden Windgeschwindigkeiten von 76 km/h gemessen. In Graz kam die Front knapp vor 21 Uhr an.
Sturmböen mit bis zu 146 km/h
Am späten Abend und in der Nacht zog die Gewitterlinie dann - begleitet von Sturmböen - weiter Richtung Osten und Südosten. Vor allem im Grazer Bergland und in der Oststeiermark wurde abermals Hagel gemeldet. Am Schöckl wurden Windgeschwindigkeiten von bis zu 104 km/h gemessen, über der Hohen Veitsch gab es sogar Orkanböen mit bis zu 146 km/h.
"Mit blauem Auge davongekommen"
Insgesamt jedoch, sagt Zamg-Meteorologe Hannes Rieder, sei die Steiermark "mit einem blauen Auge davongekommen". Das hatte zwei Gründe. Zum einen habe sich die Pongauer Gewitterzelle, die dort Überschwemmungen brachte, auf dem Weg Richtung Osten (Schladming) etwas abgeschwächt. "Zum anderen kam die Front ganz im Südosten erst um Mitternacht an, wodurch nicht mehr so viel Energie in der Luft vorhanden war. Wäre sie dort am Abend schon gekommen, hätte das anders ausgehen können."
Jetzt kühler, am Wochenende hochsommerlich
Am Dienstag haben wir nur mehr Temperaturen um etwa 18 Grad in Bad Aussee und 22 Grad im Grazer Raum. „Von Dienstag auf Mittwoch wird noch einmal eine Kaltfront durchgehen, die bringt aber nur im Norden etwas Regen“, erklärt der Meteorologe.
Auch der Mittwoch bringt mäßig warme Temperaturen. – „Es wird rasch freundlicher und am Nachmittag auch schon wieder sonniger“, so Rieder. Wärmere Luft, die ab Donnerstag wieder zu uns strömt, lässt das Thermometer wieder auf 25 Grad ansteigen. Am Freitag kann es im Bergland der Obersteiermark noch einmal kurz gewittrig werden. Und am Wochenende locken 30 Grad.
Sonntag: 2,8 Millionen Euro Schaden
Entwurzelte Bäume, beschädigte oder abgedeckte Dächer, verlegte Straßen, Hagelschäden. Schon am Sonntag wurden die Feuerwehren zu 76 Unwettereinsätzen gerufen. Laut Hagelversicherung sei in der Steiermark ein Schaden in der Landwirtschaft in der Höhe von 2,8 Millionen Euro entstanden, so Mario Winkler. Damit erhöht sich der Schaden heuer auf 24 Millionen - allein in der Steiermark.
Von Soja, Mais, Kürbis, Wein bis Obst und Gemüse: Auf eine Fläche von 5500 Hektar wurden Schäden verzeichnet, vor allem in den Bezirken Murtal, Weiz und Leibnitz.
In der Steiermark hat es am Sonntag auch am öftesten geblitzt - 32.539 Blitze wurden hier erfasst. Auf Platz zwei folgte Oberösterreich mit 26,491 Blitzen.
Ereignisreicher Sonntag
Bei Traboch auf der A9 staute es aufgrund von Starkregen und Hagel. In Obdach war der Ameringkogel durch den Hagel weiß. "Es war sehr punktuell, bei einem landwirtschaftlichen Betrieb hat der Hagel ein Eternitdach zusammeng'haut", schilderte Ewald Leitner, HBI der Feuerwehr Obdach.
Auch im Wechselgebiet gab es viele Blitze und in Pistorf (Gemeinde Gleinstätten) gingen dann am frühen Abend Hagelschloßen mit einer Größe von fünf Zentimetern nieder. Stellenweise sogar in der Größe von Hühnereiern. Die Feuerwehr musste ausrücken, weil der Hagel das Dach zerschlug und Wasser eintrat.
Auch in St. Johann im Saggautal mussten die Florianis nach einem Wassereintritt und Überschwemmungen ausrücken, in Gabersdorf gab es Brandalarm und in Leutschach musste die Feuerwehr zu einer Baumbergung ausrücken. abgearbeitet werden. Punktuell führte der Starkregen auch zu Überflutungen.
Von Oberschwarza bis Halbenrain und Bad Radkersburg entluden sich ebenfalls heftige Gewitter. In Halbenrain wurden Dächer beschädigt, hauptsächlich mussten die Feuerwehren umgestürzte Bäume von den Straßen entfernen.
In Straden geriet der Dachstuhl eines Wohnhauses vermutlich durch Blitzschlag in Brand. Vier Personen im Alter zwischen 54 und 19 Jahren waren im Haus, sie blieben unverletzt. Die Feuerwehren Dimbach und Feldbach waren mit 25 Kräften im Einsatz.
Motorradunfall im Hagelschauer
Aber auch die Feuerwehr Neuberg an der Mürz (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) meldete einzelne Unwettereinsätze. Ein Hagelschauer führte dabei auch zu einem Unfall direkt vor dem Rüsthaus: Ein Motorradfahrer war zu Sturz gekommen, zwei Personen wurden verletzt.