So einen Brief bekommt auch nicht jeder: Im Herbst 1983 hielt Margit Kraker ein Schreiben des Grazer Politologen Wolfgang Mantl in Händen. Der bekannte Uni-Professor, der immer einen Blick für Talente hatte, fragte die noch nicht 23-Jährige, ob sie Uni-Assistentin werden wolle. Kraker nahm an – und musste ihr Leben umkrempeln. Denn eigentlich zog es die gebürtige Zeltwegerin in die Obersteiermark zurück. Gerade erst hatte sie ihr Jusstudium beendet und am Landesgericht Leoben angeheuert.
Richterin hätte sie werden wollen, noch früher wäre auch Medizin in Betracht gekommen. Doch es kam anders. Mantl war in ÖVP-Kreisen gut vernetzt, und Kraker wechselte bald als Juristin in den ÖVP-Parlamentsklub nach Wien.
Dass die zielstrebige Steirerin in den folgenden drei Jahrzehnten eine lupenreine Beamtenkarriere im Dunstkreis der ÖVP durchlief, war einerseits ein Vorteil: Im Nationalrat, im steirischen Landtag, im Landesverfassungsdienst und als Büroleiterin des damaligen Vizelandeshauptmanns Hermann Schützenhöfer lernte sie Parlamentarismus und Bürokratie gründlich kennen. Anspruchsvolle Aufgaben waren zu meistern, etwa die Konzeption des Bundesverfassungsgesetzes über den EU-Beitritt Österreichs oder die kniffligen Minderheitenschulgesetze für Burgenland und Kärnten.