"Das Wasser stand in meinem Waschraum. Einen Meter 30 hoch", schildert ein Oststeirer. "Meine Frau hat mich angerufen und auf einmal war der ganze Hang runter", erzählt ein anderer. "Ich bin dagestanden und ein paar Stunden später war die Straße weg. Da war dann ein Riesenloch", beschreibt es ein Mann aus der Gemeinde Pirching. Die Rede ist von den über 3000 Hangrutschungen, die 2009 die Südoststeiermark – und vor allem den damaligen Bezirk Feldbach – erschüttert haben. Die Erzählungen der Betroffenen sind gemeinsam mit aktuellen Forschungsergebnissen derzeit im Grazer Naturkundemuseum zu hören und zu sehen.
Aber alles der Reihe nach: Von 22. bis 26. Juni 2009 sorgten Gewitter und Starkregen für die Hangrutschungen. Wiesen, landwirtschaftliche Flächen, Straßen und auch Häuser waren betroffen. Ein Schaden von rund 12 Millionen Euro entstand. Das Ereignis erforschten Douglas Maraun und sein Team am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Uni Graz in den letzten Jahren intensiv. Es dient als Beispiel, um den Einfluss von Klimawandel auf die Gefahren von Hangrutschungen zu untersuchen.
"Klimawandel damals schon messbaren Einfluss"
Zur Erklärung: Steigen die Temperaturen, kann Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Die Regenmengen in extremen Wetterereignissen steigen also. Das wiederum erhöht die Gefahr von Hangrutschungen. Allerdings trocknen in einem wärmeren Klima auch die Böden schneller aus, was die Hangrutschungsgefahr senken würde. Es ist also nicht ganz so einfach, den Einfluss des Klimawandels festzustellen.
Das Video zeigt das damalige Wettergeschehen im Juni (Quelle: Zamg):
Mithilfe eines hochauflösenden Klimamodells stellten die Forscher das Geschehen von 2009 nach. "Die Ergebnisse sind, dass der Klimawandel damals schon einen messbaren Einfluss hatte", fasst Douglas Maraun zusammen. Der Klimaforscher ist auch Leitautor des IPCC, des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen.
Gefahr könnte um über 40 Prozent steigen
Er erklärt weiter: "Die Starkniederschläge wären ohne den Klimawandel nicht ganz so stark gewesen und die Gesamtregenmenge, die gefallen ist, wäre nicht so hoch gewesen." Außerdem haben die Forscher herausgefunden, dass, wenn das Pariser Klimaziel eingehalten und somit die Erwärmung auf nur noch 0,5 Grad begrenzt wird, die Gefahr von Rutschungen kaum steigen würde. Im Worst-Case-Szenario aber, also bei einer Erwärmung von vier Grad, könnte die Gefahr um über 40 Prozent wachsen.
Im Rahmen des Forschungsprojekts hat man sich auch damit beschäftigt, wie sich Landnutzungsänderungen auswirken können. Abholzung und intensive Landwirtschaft können das Risiko von Hangrutschungen beispielsweise noch verschärfen.
Noch nicht alle Fragen geklärt
Was den Zusammenhang zwischen Extremwetterereignissen und Klimawandel betrifft, sind aber lange noch nicht alle Fragen geklärt. Die Klimaforscher gehen davon aus, dass extreme Gewitter, wie sie aktuell in Österreich aufgetreten sind und immer noch auftreten, im Klimawandel heftiger werden. Ob und wie die Häufigkeit solcher Ereignisse sich ändert, ist aber noch nicht klar und Thema aktueller Forschungen.