Begonnen hat alles damit, dass V.I.E. Systems für andere Firmen Implantate fertigte. "Ich habe mir die Produkte angeschaut und mich gefragt: Warum macht man das so? Da würde es viel bessere Lösungen geben", erzählt Johann Scheicher. Und so machte es sich der Geschäftsführer mit seinem Unternehmen zur Aufgabe, neue Lösungen für die Medizin zu entwickeln.
Scheicher schaute sich Operationen in einer Klinik an, um mögliche Komplikationen hautnah mitzuerleben. "Wie kann man dem Arzt Schritte ersparen? Wie müssen die Implantatwerkzeuge aussehen, damit man nicht einen ganzen Koffer davon braucht?", das sind Fragen, denen er sich stellte. Im Unternehmen startete man mit Forschungen und entwickelte schließlich drei Produkte. "Die weichen komplett vom Stand der Technik ab und sind konträr zu dem, was die letzten 25 Jahre gemacht wurde", so Scheicher.
Implantate, die man nicht mehr entfernen muss
Die Implantate sind bioresorbierbar: Sie bestehen aus Magnesium, dieses wird im Körper kontrolliert und sukzessive abgebaut. Dort, wo es abgebaut wird, entsteht neuer Knochen. "So wird der Bruch stabiler und man erspart sich eine Operation zum Entfernen der Implantate. Auch die Gefahr einer Entzündung oder Allergie ist geringer", erklärt Scheicher. Man arbeitet mit einer österreichischen Forschungseinrichtung zusammen, die ein Magnesium entwickelt, das ohne seltene Erden auskommt.
Die Systeme, die hinter den Implantaten stecken, weichen ebenfalls von den herkömmlichen ab: Sie kommen ohne Schrauben aus. Dübel sorgen für eine bessere und leichtere Fixierung und verkürzen so Operationen. Das "Bone Compression Dowel" wird etwa in das Knocheninnere implantiert und verbindet zwei Bruchstücke miteinander. Das "Hyper Spine Insert Dowel" ist ein System zur Wirbelsäulenstabilisierung. Gerade ist das Unternehmen dabei, präklinische und klinische Studien durchzuführen.
Blutdruckmessgerät für die Jackentasche
Ein kürzlich fertiggestelltes Produkt ist der "Vitacheq": ein 50 mal 50 Millimeter großes Blutdruckmessgerät, das verschiedene Gesundheitsparameter wie etwa die Pulswelle oder die Herzrate misst. Dazu gehört eine App, die die Messungen anzeigt und auf der sich auch Medikation und Arztbesuche verwalten lassen. Für Privatpersonen ist das Gerät bereits auf dem Markt, Krankenhäuser und Ärzte will man damit ab dem Sommer ausstatten. Das Gerät ist "100 Prozent Made in Austria", wie Scheicher betont.
"Normalerweise braucht man zum Blutdruckmessen eine Manschette, unser Gerät muss nur mit drei Fingern angegriffen werden und man hat den Blutdruck. Außerdem passt es in jede Jackentasche." Das Produkt soll jedem eine Möglichkeit geben, seine Gesundheit "ein bisschen im Auge zu behalten". "Oft ist man beruflich am Limit und man weiß gar nicht, was man dem Körper antut. Das Gerät zeigt das."
"Es steckt so viel Potenzial in der Medizin"
Im vergangenen Jahr hat man den Medizinbereich noch weiter ausgebaut. "Wir haben den Corona-Stillstand genutzt, Zertifizierungen gemacht und Entwicklungen fertiggestellt", so Scheicher. Immer wieder versucht man, Förderungen zu generieren. Denn die Entwicklungs- und vor allem die Zulassungsschritte sind zeitaufwendig und teuer. "Das Entwickeln in der Medizin ist eine riesige Hürde", meint Scheicher. Aber: "Die Medizin ist eines der interessantesten Gebiete, die es gibt, und es steckt noch so viel Potenzial darin."