Verunreinigte Luft wieder sauber machen, dadurch Produkte gewinnen und wieder nutzen: Dieser Kreislauf ist das Credo der Grazer P&P Industries AG. Das Unternehmen ist in der Umwelttechnik tätig, konkret entwickelt und baut es Anlagen für die Abluftreinigung: von einfachen Filtrationsanlagen über Rauchgaswäscher bis hin zu allen Arten von thermischen und katalytischen Nachverbrennungsanlagen.
Ein großes Thema in der Abluftreinigung ist die Entschwefelung. Aus Abluft, die Schwefelkomponenten enthält, produziert die P&P Industries AG Schwefelsäure. Als Produkt ist diese in vielen Bereichen gefragt. "Es gibt fast nichts, womit Schwefelsäure nicht in Berührung kommt. Die Düngemittelindustrie, die Textilindustrie oder die Elektronikindustrie sind nur einige Beispiele", erklärt Peter Goritschnig, Mitgründer und Vorstand der P&P Industries AG.
Arbeit mit stahlfressender Schwefelsäure
Der Vorgang ist aber gar nicht so einfach. Die chemische Formel für Schwefelsäure ist H2SO4. Schwefeldioxid muss mit Sauerstoff aufoxidiert werden, damit zunächst Schwefeltrioxid entsteht, dieses verbindet sich dann mit Wasser und es entsteht Schwefelsäure. "Schwierig ist der Prozess, weil Schwefelsäure sehr korrosiv ist, sie frisst Metalle wie Stahl binnen kurzer Zeit weg. Man muss ungemein aufpassen, mit welchen Materialien man arbeitet", beschreibt Goritschnig.
Die Forschung erkannte schließlich Fluor-Kunststoffe als geeignete Werkstoffe. Die Stoffe, wie sie zum Beispiel auch in einer herkömmlichen Teflon-Pfanne vorkommen, sind inert – sie reagieren nicht mit anderen Stoffen –, leicht zu reinigen und gegen nahezu sämtliche Chemikalien beständig, auch bei hohen Temperaturen bis zu 300 Grad. Die Temperatur spielt eine wichtige Rolle, bedenkt man, dass Schwefelsäure erst ab einer Temperatur von 265 Grad kondensiert, also von der Gasphase in die Flüssigkeitsphase übergeht.
Aus Schwefel wird Schwefelsäure - und die braucht die Industrie
Die P&P Industries AG stellt Fluorkunststoff-Auskleidungen, aber auch ganze Apparate und Anlagen für die Gewinnung von Schwefelsäure her. "Wir sind in der Lage, aus schmutzigem Abgas reine Schwefelsäure zu produzieren, die die Industrie – die Schwefelsäure meist für ihren Produktionsprozess braucht – wiederverwenden kann", fasst Hans-Georg Reinbacher, der Finanzvorstand des Unternehmens, zusammen.
Mit den Systemen, die das Unternehmen entwickelt hat, lässt sich auch schwer verunreinigte und niedrig konzentrierte Schwefelsäure wiederaufbereiten. Bei einem Verfahren wird etwa die verunreinigte Säure in einen Spaltofen eingebracht und in feine Teilchen zerstäubt, die dann durch Erhitzen und Verbrennen getrennt werden.
In Coronazeiten: Abluftreinigungsgerät für Innenräume
Derzeit forscht man unter anderem daran, wie man den CO2-Ausstoß vermindern könnte, indem man in der Industrie nicht Kohlenstoff verbrennt, sondern Schwefelsäure. Die verbrauchte Schwefelsäure könnte dann immer wieder aufbereitet werden.
"Wir müssen innovativ sein und nach neuen Lösungen suchen. Die gesamten Belastungen, denen die Umwelt ausgesetzt ist, wird man nur dadurch in den Griff bekommen, dass man die Prozesse im Kreis führt", erklärt Goritschnig die Intention seines Unternehmens.
Außerdem arbeitet man aktuell an einem Abluftreinigungsgerät für Innenräume. Angesichts der Corona-Pandemie will man durch die Reinigung der Luft erreichen, dass die Ansteckungsgefahr verringert wird.