"Es gibt immer Platz!“, ist die klare Botschaft von Soziallandesrätin Doris Kampus an Frauen, die überlegen, ein Frauenhaus aufzusuchen. „Die Auslastung ist jetzt deutlich gestiegen, aber wir stocken unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen auf“, sagt sie. Während im ersten Lockdown vermehrt Anrufe beim Gewaltschutzzentrum und in Beratungsstellen verzeichnet wurden, sei nun ein klarer Schritt in die Einrichtungen spürbar.

Kampagne gegen häusliche Gewalt

„Gerade in Zeiten, in denen eine Pandemie uns zum Rückzug ins Private zwingt, ist es wichtig aufzuzeigen, dass häusliche Gewalt niemals Teil dieses Privaten sein kann“, meint die Leiterin der Frauenhäuser Steiermark, Michaela Gosch. „Gewalt hat in unserer Gesellschaft absolut keinen Platz“, unterstreicht auch Juliane Bogner-Strauß, Landesrätin für Gesundheit und Gesellschaft.

Mit der Gewaltschutzkampagne #gesichterdergewalt fährt nun seit gestern eine „Gewaltschutz-Bim“ durch Graz, um mit unterschiedlichen Sujets zum Thema häusliche Gewalt zu sensibilisieren. Auch die Notrufnummer des Frauenhauses soll dadurch beworben werden. „Wir merken vierlerorts eine erhöhte Anfrage – vom Gewaltschutzzentrum, Männernotruf bis Kinderschutzzentren“, meint Kampus.

Mehr Betretungsverbote in Graz

Im Kinder- und Jugendbereich merkt das Grazer Jugendamt besonders eine höhere Anzahl an Wegweisungen als im Vorjahr. Aktuell hat die Polizei bislang 150 Betretungsverbote in Graz ausgesprochen, bei denen das Jugendamt hinzugezogen wurde. Heißt: Kinder oder Jugendliche bis 18 Jahre waren involviert. Im Vorjahr lag diese Zahl bei 104, der jährliche Schnitt liegt bei etwa 110.

Ein Betretungsverbot wird direkt von der Polizei ausgesprochen – „es ist eine Akutmaßnahme, um eine Gefährdung zu entschärfen“, erklärt Markus Lamb von der Landespolizeidirektion Steiermark. Die Person, die als Gefährder gilt, wird zwei Wochen von zuhause weggewiesen. Wird in der Zeit ein Antrag auf eine einstweilige Verfügung gestellt, endet das Betretungsverbot erst nach vier Wochen.

Laut Gewaltschutzzentrum sind die allgemeinen Betretungsverbote in der Steiermark bislang nicht gestiegen. Auffällig ist die Zahl also speziell im Kinder- und Jugendbereich. „Auch insgesamt verzeichnen wir mehr Meldungen“, sagt Vasiliki Argyropoulos vom Grazer Jugendamt. Nach einer Meldung wird abgeklärt, ob tatsächlich eine Gefährdung für ein Kind vorliegt. Im Vorjahr wurden 648 solcher Gefährdungsabklärungen vom Amt durchgeführt.

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