Man kann es nicht anders sagen: Das Werk ist unscheinbar, presst sich unauffällig an die Südbahnlinie in Graz. Und doch wird hier die Hälfte des Betonstahls Österreichs erzeugt – 400.000 Tonnen Stahl verlassen jährlich das Werk. Etwa ein Drittel (!) des Grazer Stromverbrauchs fließt in die Marienhütte.

Man sei froh, dass man eher unscheinbar sei, betonen die Geschäftsführer Markus Ritter und Herbert Fohringer. „Stahlwerke sind nicht sehr populär, man verbindet sie mit rauchenden Schloten und schweißüberströmten Körpern“, seufzt Ritter. Die Marienhütte stelle genau das Gegenteil dar, es sei ein extrem ökologischer Betrieb.


Diese Behauptungen sind gut belegbar, das beweist ein nach internationalen Normen ausgestelltes Öko-Zertifikat, das die traditionelle Hütte (zunächst 1948 als Torstahlverwindebetrieb gegründet) erhalten hat. Die Daten wurden von der Technischen Universität Graz erstellt und von unabhängigen Experten verifiziert.


„Das Produkt herzustellen, ist keine Kunst“, sagt Ritter. Die Kunst sei es, dies energie- und ressourcensparend zu machen. Über die Jahre hinweg „haben wir da viele Verbesserungen und Optimierungen vorgenommen“, erklärt Fohringer.


In der Marienhütte kommt ausschließlich Schrott zum Einsatz, der zu 97 Prozent per Bahn angeliefert wird. Es werden quasi 1500 Schrottautos täglich verarbeitet.


Dieser Schrott wird zunächst im Elektrolichtbogenofen in sogenannte „Knüppel“ (13 Meter lange Barren) eingeschmolzen. Von dort geht es direkt in das unmittelbar daneben liegende Walzwerk, wo diese zu rundem Betonstahl ausgewalzt werden. Dies vermeidet, dass der Stahl neu aufgeheizt werden muss.


Die entstehende Wärme kommt zu drei Vierteln wieder der Stadt zugute: Rund zehn Prozent der gesamten Fernwärme von Graz stammt aus der Marienhütte. Sowohl der Schrott als auch der Betonstahl werden regional beschafft bzw. verbreitet – Importe oder Exporte über weite Entfernungen gibt es nicht.


Es gibt auch andere Stoffströme: Denn der Kalk, der beim Erschmelzen verwendet wird, wird zu Kunstgestein verarbeitet, das dann als Tragschicht im Straßenbau zum Einsatz kommt. Ein bedeutender „Abfall“ ist das im Staub enthaltene Zink. Über Filter wird er abgesaugt und zur Weiterverwendung verarbeitet.

Unter dem Strich überzeugt die Wiederverwertung in der Marienhütte: Das Schrottupcyceln kostet 420 Kilo CO2 pro Tonne. Würde man den Stahl anders erzeugen, 600 bis 1100 Kilo pro Tonne.