Die Pflegekräfte in steirischen Spitälern haben derzeit einen schwierigen Job zwischen Mangelverwaltung, Ansteckungsangst und diversen Vorgaben. Wir haben mit zwei Vertretern gesprochen, unter Wahrung ihrer Anonymität.
Eine Krankenschwester, tätig in einem steirischen Spital, erzählt: „Es ist ein Arbeiten mit gemischten Gefühlen. Wenn man auf einer Station arbeitet, auf der das Coronavirus ausgebrochen ist, dann ist es besonders schwierig. Nicht wegen der Patienten. Wir sind die einzigen Bezugspersonen für sie, mit denen sie von Angesicht zu Angesicht reden können, sie brauchen uns und wir brauchen sie. Du bekommst so schöne Rückmeldungen: Da weißt du dann, warum du den Job überhaupt machst und Krankenschwester geworden bist. Aber es ist die Mangelverwaltung, die zu schaffen macht, etwa, was die Schutzkleidung betrifft. Da müssen wir durch.
Oft reden wir Mitarbeiter auch unter den verschiedenen Spitälern miteinander. Über Ängste, warum wir nicht getestet werden, obwohl wir mit infizierten Patienten Kontakt hatten. Ein Haus sperren sie zwischenzeitlich, ein anderes, das mehr Infektionen hat, nicht. Man hört Erklärungen.
Wir wissen schon, dass es erst dann sinnvoll ist, zu testen, wenn man Symptome hat. Aber die Ungewissheit über mögliche Ansteckungen, sie ist es, die die Situation auch zu Hause, im Privatleben herausfordernd macht. Wenn du mit deinem Partner nicht mehr zusammenrücken kannst oder dich anlehnen, weil du dich angesteckt haben könntest und zu Hause einen Mundschutz trägst.
Man hat keinen physischen Kontakt mehr mit seinen Eltern, auch um sie zu schützen. Wir wussten ja, als wir diesen Job angenommen haben, dass er mit den Arbeitszeiten sozial nicht wirklich verträglich ist. Aber jetzt geht’s an die Grenze des Erträglichen. Das Gefühl, jemanden anstecken zu können, das liegt uns allen schwer im Magen.
Wenn man keine Kinder hat, dann kann man sich separieren, vielleicht. Aber mit Kindern bröckelt das Familienleben. Wenn ich zum Nachtdienst komme, setze ich schon im Auto den Mundschutz auf. Und du denkst: Um Gottes willen, wenn das monatelang so weitergeht und wir noch viel mehr Patienten haben, wie werden wir das schaffen?“