Wir haben Eltern, die in Schlüsselpositionen tätig sind, zum Beispiel als Ärzte. Diese gehören massiv entlastet“, erklärt Elisabeth Ginthör-Kalcsics. Sie leitet den Pfarrkindergarten in Graz-St. Leonhard. Wie so viele andere Kleinkindpädagoginnen und Betreuerinnen des Landes auch hielt sie mit Betreuerin Yvonne Höfele sowie alternierend mit Sophie Steinwender und Liz Kerman die Stellung – um die Kinder in dieser Ausnahmesituation mit viel Einsatz und Zuneigung zu betreuen.
„Möglichst unbürokratisch. Wir haben versucht, gute Lösungen zu finden“, betont Ginthör. Das ging bei ihr so weit, dass sie zuletzt sogar eine schnelle Besorgung für viel beschäftigte Eltern auf einem Markt erledigte. Zwei Kinder pro Tag kamen in der letzten Woche in den Kindergarten, rund 50 sind es an herkömmlichen Tagen. Mit Daheimgebliebenen gibt es Telefongespräche. Liedtexte und Zeichnungen werden ausgetauscht. Die Kinder hätten viele Fragen zur derzeitigen Lage.
Umso bedeutender sei es, dass es im Kindergarten ein wenig Normalität gebe. „Es ist wichtig, vor Kindern positiv zu kommunizieren, keine Diskussionen zu führen, keine Horrorszenarien zu zeichnen“, sagt Ginthör-Kalcsics: „Wir sind bereit. Wir leisten unseren Teil, damit die Gesellschaft funktioniert.“
Bis zu 150 Kilometer im Expresstempo für die Älteren
Lukas Kienreich wird am Montag auf das Rad steigen und zehn Stunden in die Pedale treten – und das an seinem 35. Geburtstag. Zwischen 120 und 150 Kilometer ist er täglich mit Medikamenten, Blutkonserven, Proben und Lebensmitteln für hauptsächlich ältere Menschen unterwegs, wie rund 50 Fahrradboten in der Landeshauptstadt. „Es ist so, als würde man in einer verlassenen Stadt fahren“, erzählt er. Der Verkehr hat abgenommen, die Dringlichkeit seiner Dienste aber nicht. „Für gewöhnlich fassen wir fünf, sechs Aufträge zusammen“, sagt er, „jetzt sind es meist Expressfahrten.“
Veloblitz hat das Zustellfenster von 90 auf 45 Minuten reduziert und die Abläufe angepasst. „Wir arbeiten sehr viel mit dem Krankenhaus und setzten bei uns diese Maßstäbe an: absolut kein Kontakt, kein Bargeld. Die Lieferung wird vor der Türe abgestellt und wir warten in großem Abstand, bis sie übernommen ist.“ Was man in der Krise merkt: „Die Leute sind dankbarer geworden.“
Sie liefert die Post mit Sicherheitsabstand
Seit 2002 ist Gerlinde Zirngast in der Südsteiermark als Briefträgerin im Einsatz, mittlerweile als Teamleiterin in Kaindorf/Sulm. Zufällig ist die 55-Jährige zu diesem Job gekommen. „Ich habe im Postamt in Großklein geputzt“, erzählt sie. Als ein Kollege in Pension gegangen ist, ergab sich die Möglichkeit, eine kleine Tour zu übernehmen.
„Ich bin nach fast 20 Jahren noch immer mit Leib und Seele dabei“, hat Zirngast große Freude an ihrem Beruf. Der tägliche Kontakt mit ihren Mitmenschen würde für sie den Reiz ausmachen. „Die Freude bei den Kindern, wenn zum Brief auch noch ein Zuckerl gebracht wird“, erzählt sie. „Für Ältere und Alte ist man am Land teilweise die einzige Ansprechperson.“
Genau auf diesen Kontakt mit den Menschen muss Zirngast nun aber verzichten – so schwer es ihr und den Menschen, denen sie die Post zustellt, fällt. „Wir haben auf kontaktlose Zustellung umgestellt. Wir müssen einen Sicherheitsabstand einhalten, unterschrieben wird nichts mehr“, berichtet die gelernte Schneiderin, die ihre Freizeit gerne mit Radfahren und Walken verbringt, über die Maßnahmen der Post. Abstellung lautet dafür der Fachbegriff – Pakete werden einfach hingestellt.
"Ich mache meine Arbeit gerne"
Auch morgen früh wird Sandro Pregartner wieder in die Grazer Puchstraße fahren und in den feuerroten Lkw steigen. Der 26-Jährige aus St. Ruprecht an der Raab ist Lkw-Fahrer bei der Firma Saubermacher und damit mehr als nur systemrelevant. Die Entsorgung des Abfalls muss auch in Krisenzeiten gewährleistet sein.
Der Oststeirer liefert und holt Abfallcontainer von Gewerbebetrieben und Baustellen. „Ich bin dabei alleine unterwegs. Bei den Supermärkten war in den letzten Tagen schon sehr viel zu tun, dafür weniger bei den Baustellen“, erzählt er. Normalerweise kommt er dabei auch in Kontakt mit den Verantwortlichen, aber da hat seine Firma vorgesorgt. „Ich halte den notwendigen Abstand, bei Unterschriften wird nur der eigene Kugelschreiber verwendet.“ Doch auch das ist durch den elektronischen Lieferschein mittlerweile kaum mehr notwendig.
Ob er jetzt mehr Dankbarkeit und Anerkennung für seine Arbeit bekommt? „Direkt nicht. Aber über die sozialen Netzwerke kommt da schon einiges zurück“, sagt Pregartner und lächelt. Er mache seine Arbeit sehr gerne und sei froh, dass er auch seinen Beitrag zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens leisten darf. Hinzu kommt aber auch die Erleichterung, dass sein Job relativ krisensicher ist.
"Wir helfen jetzt alle zusammen"
Der Tag von Silvana Haas beginnt nicht nur in Zeiten der Coronakrise früh. Bereits ab vier Uhr morgens wischt und putzt die 46-jährige Reinigungskraft die Räumlichkeiten der Grazer Impfstelle und des Gesundheitsamtes. Alles muss penibel sauber sein – nicht nur jetzt.
„Wir desinfizieren alle Oberflächen und Türklinken jedoch jetzt noch genauer als sonst“, erklärt die Grazerin. „Manchmal sind meine Hände sogar etwas wund davon.“ Einen Mundschutz haben alle ihre Kollegen des Facility Service der Stadt Graz nun immer griffbereit. „Ich brauche ihn meistens nicht, denn in der Früh begegne ich kaum anderen Menschen“, sagt Haas.
Und wenn, seien es andere Kollegen. Da würde man nun eben Abstand halten. Das Team würde zwar körperliche Distanz wahren, aber ansonsten steht es zusammen. „Manche Kollegen müssen nun ihren Kinderbetreuungspflichten nachkommen und fallen aus. Da müssen wir jetzt eben zusammen helfen“, sagt Haas. Angst in der Arbeit habe sie keine: „Ich bin froh, etwas zu tun zu haben.“ Doch insgesamt sei die Situation nicht ohne. Auf direkten Kontakt zu den erwachsenen Söhnen und zur Mutter verzichtet sie deswegen.